Auf die Attacke eines Jungadlers auf ein vierjähriges Mädchen nahe der Burg Hohenwerfen in Werfen im Pongau, die auch auf mediales Interesse stieß, hat die Burgverwaltung jetzt reagiert. Entlang des Wanderwegs zur Burg sollen neue Tafeln mit Verhaltensregeln aufgestellt werden. Der Besucher kann sich informieren, wie mit Greifvögeln in freier Wildbahn umzugehen ist.
Das Mädchen aus Strobl (Flachgau) war am 1. Mai mit Angehörigen, darunter ihre Mutter und ihre Tante, auf dem Wanderweg in Richtung der Burg spaziert. Polizeilichen Informationen zufolge flog ein elf Monate altes Europäisches Seeadlermännchen von einem Baum zu dem Kind und versuchte es laut Zeugenaussagen, am Kopf zu erfassen. Die Vierjährige wurde an der Wange verletzt, die Kratzwunde musste unter Narkose im Krankenhaus genäht werden. Auch die 53-jährige Tante, die sich schützend auf das Kind gelegt hatte, wurde verletzt.
Unbemerkt Gehege verlassen
Der junge Seeadler dürfte bei der - zu dieser Zeit stattfindenden - Greifvogelschau unbemerkt sein Gehege auf der Burg verlassen haben. Er befindet sich derzeit in Ausbildung bei der Falknerei der Burg Hohenwerfen. Nach dem Vorfall wurde er im Bereich des Burgweges aufgefunden, eingefangen und wieder zurück in sein Gehege gebracht.
Die Burgverwaltung kündigte an, die Informationen, wie man sich gegenüber Greifvögel verhält, auch auf der Internetseite der Salzburger Burgen und Schlösser zu veröffentlichen. Sie wies gegenüber den "Salzburger Nachrichten" daraufhin, dass es in "26 Jahren Landesfalkenhof" zu keinem Vorfall wie am 1. Mai gekommen sei. Der Leiter des Landesfalkenhofs auf der Burg Hohenwerfen, Josef Hiebeler, vermutete, dass das Kind zu dem am Wegrand sitzenden Vogel hingegangen und es dann zu dem Zwischenfall gekommen sei. Gegenüber der "Kronenzeitung" sagte er, Adler in diesem Alter seien oft verspielt. Außerdem würden sie besonders auf grelle Farben reagieren.
Kritiker der Greifvogelschau
Nach der Attacke auf das Mädchen meldeten sich auch Kritiker der Greifvogelschau und Tierschützer zu Wort. Vogelexpertin Hemma Gressel von der Salzburger Landesstelle der Vogelschutzorganisation Birdlife meinte im Interview mit dem ORF Salzburg, die Falknerei solle die - traditionell für solche Aufgaben eingesetzten - viel kleineren Falken statt Adler verwenden. Große Greifvögel seien für das Showgeschäft nicht geeignet. Die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe erklärte in einer Aussendung, dass Wildtiere nicht in Menschenhand gehörten. Rein sachlich betrachtet sei eine Greifvogelshow "eine zirkusähnliche Dressurvorführung, wie sie mit Wildtieren aus Tierschutzgründen seit 2005 generell verboten ist".
Der historische Landesfalkenhof auf der Burg Hohenwerfen besteht aus dem Falknereimuseum, einer historischen Falkenkammer und einem Freigelände auf der Lindenwiese, wo Flugvorführungen stattfinden.