Ein handgreiflicher Konflikt an einer HTL in Wien-Ottakring hat einem Lehrer das vorläufige Ende seiner Unterrichtstätigkeit und einem Schüler eine Disziplinarkonferenz eingebracht. Die Bildungsdirektion will ab Montag die Hintergründe und Vorgeschichte des Falls klären. Im Internet kursierende Videos zeigen, wie der Pädagoge den Jugendlichen bespuckt und von ihm gegen die Tafel gestoßen wird.
Laut Berichten mehrerer Medien vom Samstag soll es mit dem betreffenden Lehrer schon vor diesem Vorfall Probleme gegeben haben. Er habe sich gegen die Schüler nicht durchsetzen können und sie rassistisch beleidigt. Gleichzeitig soll der Pädagoge selbst schon länger schikaniert worden sein. Im Internet veröffentlichte Handyvideos sollen zeigen, wie er von Schülern unter einem Tisch kauernd mit Papierkugeln beworfen, mit einer Trillerpfeife drangsaliert oder von mehreren Schülern eingekesselt wird. Viele andere Kollegen sollen hingegen gut mit den Schülern zurechtkommen.
Dienstrechtliche Konsequenzen
Der Lehrer soll nun nächste Woche einvernommen und danach über dienstrechtliche Konsequenzen entschieden werden, hieß es am Samstag aus der Bildungsdirektion auf Anfrage der APA. Unabhängig davon hat die Schule bereits entschieden, diesen nicht mehr alleine in eine Klasse zu stellen und seinen Vertrag im kommenden Schuljahr nicht zu verlängern. Eine Disziplinarkonferenz soll außerdem etwaiges Fehlverhalten jenes Schülers untersuchen, der in dem Video den Pädagogen angegriffen haben soll. Auch mögliche Provokateure sollen sich verantworten müssen. Außerdem soll hinterfragt werden, ob Schüler möglicherweise auch etwas für die Kamera "inszeniert" hätten.
Die in den Videos beobachtbare "Boxringatmosphäre" sei an Wiener Schulen auf jeden Fall inakzeptabel. Man werde bei Vorfällen wie diesen hart durchgreifen, so der Sprecher von Bildungsdirektor Heinrich Himmer, der auf jüngste Maßnahmen zum Umgang mit Gewalt an Schulen verwies. "Der Fall taugt aber weder für Lehrerbashing, weil die Mehrzahl der Lehrer gute Arbeit leistet, noch ist es ein Anlass, Schüler generell als Gewalttäter zu stilisieren."
Die Wiener FPÖ sieht in dem Vorfall indes einen Beleg für einen Anstieg brutaler Übergriffe an Wiener Schulen und wiederholt in einer Aussendung vom Samstag ihre Forderung nach "Erziehungscamps" zur "Resozialisierung" von "gewalttätigen Problemschülern". Die Wiener NEOS setzen weiter auf Schulsozialarbeiter an jeder Schule, "um Konflikte zu entschärfen bzw. schon im Ansatz zu vermeiden". Die Wiener ÖVP will wiederum analog zur Verkehrserziehung "flächendeckenden und verpflichtenden Anti-Gewalt-Präventionsunterricht an den Wiener Schulen".