Helfer des Tiergnadenhofes Gut Aiderbichl haben vor zweieinhalb Wochen in einem Haus im oberösterreichischen Peuerbach (Bez. Grieskirchen) 68 völlig verwahrloste Hunde entdeckt. Die Familie war mit der Haltung der kleinen Mischlingshunde offenbar völlig überfordert. Die Vierbeiner waren teilweise dehydriert, unterernährt und vollkommen verkotet. Inzwischen wurden sie alle tierärztlich versorgt.
Über den Amtstierarzt hatte Gut Aiderbichl vor zweieinhalb Wochen von den Missständen erfahren, sagte Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber am Dienstag zur APA. Die Rede sei von rund 30 verwahrlosten Hunden gewesen. Als die ersten Helfer eintrafen, hätte ihnen die Familie den Zutritt verweigert. Schon bei einem Blick durch den Türspalt habe man aber erkannt, dass es sich um einen schlimmen Fall von "Animal Hoarding" handle. 15 bis 20 von oben bis unten zugekotete kleine Hunde seien zu erkennen gewesen, deren ursprüngliche Fellfarbe kaum noch feststellbar gewesen sei. "Sie hausten zusammen mit ihren Besitzern ohne Zugang ins Freie in dem vermüllten Haus inmitten ihrer eigenen Fäkalien. Und über allem schwebte ein unerträglicher Gestank", so der Tiergnadenhof in einer Aussendung. Schließlich gelang es den Tierrettern, 30 Hunde mitzunehmen.
Es handelte sich um Chihuahua- und Shih-Tzu-Mischlinge. Einigen Hunden fehlte ein Auge, die Krallen waren viel zu lang und brüchig. Teilweise waren die Tiere dehydriert und unterernährt. Der tief im Fell sitzende Kot ließ sich auch durch ein erstes Bad nicht entfernen. "Das wirklich Erstaunlichste an ihrem Verhalten war, dass sich die Hunde regelrecht übereinander gestapelt haben - sicherlich aus Platzmangel in ihrem vorigen Zuhause", berichtete Tierretterin Anita Hartner. Und manche Hunde konnten durch den Bewegungsmangel nur "wie auf Holzbeinchen" laufen.
Allerdings stellte sich heraus, dass es sich bei den 30 mitgenommenen Hunden erst um einen Teil handelte. Nach und nach wurden weitere 38 Hunde und eine Katze aus dem Haus geholt. Alle befinden sich nun vorübergehend auf Gut Aiderbichl in Maria Schmolln (Bez. Braunau). "Alle Tiere wurden tierärztlich versorgt, geimpft und kastriert", so Ehrengruber. "Einen Hund mussten wir erlösen, und ein paar befinden sich noch in Lebensgefahr. Aber wir hoffen, dass wir sie durchbringen." Ehrengruber vermutet, dass sich die Hunde durch Inzest zu dieser großen Zahl vermehrt haben.
Die Kosten für Tierarzt und Erstversorgung bezifferte der Geschäftsführer auf 30.000 bis 40.000 Euro. "Was uns jedoch besonders freut, ist, dass die kleinen Hunde mittlerweile ausgelassen über die Wiese toben." Da Gut Aiderbichl längerfristig nicht Platz für so viele Hunde hat, sollen sie später abgegeben werden. "Sie sind wirklich sehr lieb und ganz sicher ideale Familienhunde", so Ehrengruber.