Der Tiergarten Schönbrunn wurde im Vorjahr zum fünften Mal zum besten Zoo Europas gekürt - und Ende Mai kommt Yuan Yuan, der männliche Neuzugang im Pandagehege. Direktorin Dagmar Schratter, die am morgigen Dienstag 65 wird, kann ihren Geburtstag ziemlich entspannt feiern. Möglicherweise ist aber auch ein bisschen Wehmut dabei. Denn Ende des Jahres geht die seit 2007 amtierende Chefin in Pension.
Sie hat sich 2016 ausbedungen, nur mehr drei Jahre anzuhängen - und nicht wie sonst üblich fünf Jahre. Bereut hat sie diese freiwillige Beschränkung nicht, wie sie am Montag im APA-Interview versicherte: "Ich denke, das ist genug, es passt genau. Wir haben in den vergangenen Jahren viel gemacht, aber jetzt soll man wieder jüngere Kräfte walten lassen."
Zahlreiche Veränderungen
Mit dem "viel gemacht" bezieht sich Schratter nicht nur auf die zahlreichen Initiativen und Projekte, die für jeden Zoobesucher sicht- und erlebbar sind. Auch den internen Abläufen habe sie einen Schwerpunkt gewidmet, wie sie betonte: "Wir haben von Beginn an an der Verbesserung der innerbetrieblichen Strukturen gearbeitet." Zudem habe sie sich bemüht, dem Natur- und Artenschutz und auch der Forschung mehr Gewicht zu geben.
Im Fokus stand dabei die heimische Natur. Und so können am historischen Areal inzwischen nicht nur Panda, Elefant, Tiger und Co. bewundert, sondern auch ein Naturerlebnisweg oder ein Baumkronenpfad entdeckt werden. Voraussetzung für sämtliche Initiativen seien die nötigen - auch finanziellen - Ressourcen, wie die Tiergarten-Direktorin anmerkte: "Ich denke, wir stehen auch wirtschaftlich auf stabilen Beinen, in den letzten Jahren gab es immer über 100 Prozent Selbstkostenabdeckung für den operativen Bereich. Das ist wichtig, weil sonst kann ich das alles nicht umsetzen, was wir so vorhaben."
Neu gestaltete Zoo-Bereiche
Die Hausherrin konnte immer wieder neu gestaltete Zoo-Bereiche präsentieren. Eines der erklärten Lieblingsprojekte Schratters ist das renovierte Giraffenhaus sowie das revitalisierte historische Affenhaus: "Ich finde, das ist wunderschön geworden." Das Gehege fungiert inzwischen als eine Art Primaten-WG, wobei nur mehr kleinere Bewohner hier anzutreffen sind. Für die dort einst wohnenden Orang-Utans wurde die geräumigere "ORANG.erie" geschaffen.
Dass so manche Renovierung auch eine architektonische Herausforderung ist, verhehlte Schratter nicht. Auf die "grüne Wiese" könne bald jeder einen Zoo stellen, in einer historischen Anlage sei es hingegen schon schwieriger, gute Tierhaltung zu zeigen. Trotzdem beteuerte sie: "Ich bin froh, dass wir so einen strengen Denkmalschutz haben."
Keine Ratschläge für Nachfolger
Ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin will sie keine Ratschläge erteilen. "Ein bisschen frischer Wind würde dem Tiergarten gar nicht schlecht tun", befand sie lediglich. "Das wichtigste ist, Vertrauen zu seinem Team aufzubauen. Ich muss gute Leute erkennen, und wenn ich die dann habe, dann muss ich sie arbeiten lassen." Tatsächlich hat sie bereits den einen oder anderen Wunschkandidaten für die neue Leitung, wie sie verriet. Namen wolle sie aber nicht nennen.
"Es wird eine normale Ausschreibung geben", verwies sie auf das weitere Prozedere. Das Bundestierschutzgesetz sehe aber vor, dass die Person Biologe oder Veterinärmediziner sein müsse. Das beruhige sie ein bisschen, gestand die Zoo-Chefin, denn damit sei die Fachkompetenz sichergestellt.
Bis zum Wechsel werden aber noch einige Monate vergehen, in denen die aktuellen Projekte keineswegs stillstehen werden, wie Schratter beteuerte. So steht als nächstes die Eröffnung der neuen Schwalbensittichvoliere an. Eher längerfristig angelegt ist die Generalsanierung des Aquariums. Hier haben laut der Direktorin die Planungen bereits begonnen, den Spatenstich werde aber bereits ihre Nachfolgerin bzw. ihr Nachfolger vornehmen.