Die stärksten Sturmböen sollten zwar vorbei sein, aber der Wind bleibt am Montag und in der Nacht auf Dienstag im Großteil Österreichs noch stark bis stürmisch. Das teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Montagvormittag mit. Erst am Dienstag selbst soll der Wind dann deutlich schwächer werden.
Mit bis zu 163,1 km/h tobte der Sturm an der Messstation Semmering/Sonnwendstein in Niederösterreich (1.500 Meter Seehöhe) in den vergangenen 24 Stunden am stärksten. Windspitzen bis zu 151,9 km/h wurden auf dem Feuerkogel (1.618 Meter) in Oberösterreich gemessen, auf Platz drei war der Buchberg in Niederösterreich (460 Meter) mit bis zu 139 km/h. Über die Jubiläumswarte in Wien fegte der Sturm immerhin noch mit bis zu 124,2 km/h. Im Westen des Landes war es auf dem Tiroler Galzig in 2.079 Metern Seehöhe am windigsten - mit Spitzen von bis zu 125,3 km/h. In Vorarlberg erreichte der Sturm auf dem Valluga auf 2.805 Metern bis zu 112,7 km/h.
Zahlreiche Einsätze in den Bundesländern
Der Sturm hat in der Nacht auf Montag in fast jedem Bezirk Niederösterreichs für Feuerwehreinsätze gesorgt. Letztlich waren es 145, berichtet Franz Resperger vom Landeskommando in der Früh. Insbesondere betroffen waren die Bezirke Amstetten und Melk im Westen des Landes, aber auch das Waldviertel mit den Bezirken Zwettl, Gmünd, Waidhofen a.d. Thaya und Horn.
Laut Resperger waren 138 Feuerwehren mit 1.500 Mitgliedern aufgeboten. Die Helfer mussten u.a. mehr als 100 Bäume beseitigen, die in Strom- oder Telefonleitungen gestürzt waren oder Straßen blockierten. Zudem wurden Gerüstteile und Plakatwände aus ihren Verankerungen gerissen.
Drei Leichtverletzte wurden dem Feuerwehrsprecher zufolge bei einem Unfall in Windigsteig (Bezirk Waidhofen a.d. Thaya) gemeldet. Die Personen waren demnach in einem Auto unterwegs, das gegen einen auf die Landesstraße gestürzten Baum krachte.
Gefordert waren Feuerwehren in der Nacht auf Montag auch bei zwei Bränden. In Schönbeck (Bezirk Zwettl) ging der Dachstuhl eines Wohnhauses in Flammen auf. Ein Übergreifen der Flammen auf den Wohnbereich wurde verhindert. Fünf Feuerwehren standen im Einsatz.
In Zeillern im Bezirk Amstetten waren es sogar 13. Ein Brand war auf einem Bauernhof ausgebrochen. Beim Eintreffen der Helfer stand der Wirtschaftstrakt bereits in hellen Flammen. Auch in diesem Fall wurde der Wohnbereich gerettet. Ein Übergreifen des Feuers auf einen Stall mit Kälbern wurde ebenfalls verhindert. Nachlöscharbeiten dauerten in der Früh noch an, teilte Resperger mit.
Zahlreiche Straßensperren
Die Fahrbahnen der Landesstraßen L und B in Niederösterreich sind am Montag überwiegend trocken bis salznass. In höheren Lagen ab ca. 800 Metern im Alpenvorland muss vereinzelt mit matschigen Fahrbahnen gerechnet werden. Die erforderlichen Streueinsätze sind im Gange.
Gesperrt aufgrund von Baumbruch sind die L 5040 von der L 7120 bis zur L 162, die L 5122 von Enikelberg bis Lauterbach und von Lauterbach bis Weyersdorf, die L 5309 von der L 5246 bis Graben bei Haag, die L 5329 von Harlanden bis Knocking, die L 7110 von der B 33 bis zur L 7111 und die L 7118 von Geyersberg bis Mitterarnsdorf.
Rund 60 Einsätze für die Salzburger Feuerwehr
Die Sturmfront ist in der Nacht auf Montag auch über den Norden des Bundeslandes Salzburg gefegt und hat die Feuerwehren des Flachgaus und der Landeshauptstadt auf Trab gehalten. Bäume stürzten auf Straßen, Häuser oder Autos und mussten entfernt werden. Im Flachgau rückten die Helfer von 21 Feuerwehren zu rund 40 Einsätzen aus, berichtete das Landesfeuerwehrkommando.
"Hauptproblem waren sehr starke Windböen mit weit über 80 Stundenkilometer, die zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen führten", berichtete Landesfeuerwehrkommandant Leo Winter. Die erste Alarmierung ging bereits am Sonntag um etwa 16.00 Uhr ein. Die Einsatzkräfte entfernten hauptsächlich umgestürzte Bäume, die auf Straßen, Häuser und Autos gestürzt waren. Außerdem machten sie Straßen frei, beseitigten brennende Bäume, die in Stromleitungen gestürzt waren oder sicherten umgestürzte Baugerüste und Bauzäune.
Zu Schäden kam es in 21 Gemeinden des Flachgaus, das sind fast zwei Drittel aller Kommunen im Bezirk. Auch in der Stadt Salzburg wurde die Berufsfeuerwehr zu rund 20 Einsätzen gerufen, unter anderem fiel ein Baum auf eine Obus-Oberleitung.
Rund 250 Feuerwehreinsätze in Oberösterreich
In Oberösterreich hat das Sturmtief von Sonntagabend bis Montagfrüh rund 250 Feuerwehreinsätze ausgelöst. In Münzkirchen (Bezirk Schärding) warfen starke Windböen einen mit einem etwa 18 Quadratmeter großen Swimmingpool beladenen Anhänger um. In Niederwaldkirchen wurde ein Zug evakuiert, nachdem ein Baum die Gleise blockiert hatte.
Gegen 16.00 Uhr erreichten am Sonntag die ersten starken Windböen das Innviertel, danach zog das Zentrum des Sturms weiter über den Donauraum ins Mühlviertel. Windspitzen von bis zu 100 km/h entwurzelten zahlreiche Bäume, die Verkehrswege blockierten. Insgesamt standen seit Sonntagabend 2.500 Feuerwehrleute im Bundesland im Einsatz. Ihr Hauptaugenmerk lag darauf, die Straßen wieder für den Verkehr freizumachen.
In Münzkirchen erfasste Sonntagabend eine Windböe einen Anhänger, der einen Swimmingpool geladen hatte. Das Schwimmbecken war zuvor auf einer Messe ausgestellt worden und sollte zum Händler zurückgebracht werden. Wegen des starken Windes kippte das Gespann aber seitlich um. Die Feuerwehr war vier Stunden lang damit beschäftigt, es wieder aufzurichten um es abzutransportieren.
In Niederwaldkichen (Bezirk Rohrbach) alarmierte der Notfallkoordinator der ÖBB die Feuerwehr, weil ein Baum einen Zug blockierte. Die Passagiere wurden evakuiert. Verletzt wurde niemand.
In Söll in Tirol (Bezirk Kufstein) hat am späten Sonntagabend ein Sturm schweren Schaden an einem Wohnhaus angerichtet. Eine rund 32 Quadratmeter große Wellblechabdeckung eines Holzstapels wurde gegen das Dach geschleudert, berichtete die Polizei. Dabei wurden der Balkon, die Vordachkonstruktion und die Dacheindeckung des Hauses schwer beschädigt.
40 Feuerwehr-Einsätze in Wien
Die Berufsfeuerwehr Wien hat von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag rund 40 Einsätze zur Beseitigung von Sturmschäden absolviert, sagte Feuerwehrsprecher Jürgen Figerl auf APA-Anfrage. Es ging vor allem um lose Dachziegel, abgebrochene Äste, umsturzgefährdete Bäume oder umgefallene Baustellengitter, die den Verkehr behinderten und rasch weggeräumt werden mussten.
Sonntagabend führte der starke Wind außerdem zu einem neuerlichen Einsatz beim Donauzentrum, das am Tag zuvor gebrannt hatte. Diesmal machten die Feuerwehrleute Fassaden- sowie Blechteile am Dach des Einkaufszentrums sturmsicher. Die Dachkonstruktion hatte zuvor für die Löscharbeiten geöffnet werden müssen.
Einsätze in Vorarlberg
Sturmwind hat am Sonntagnachmittag und -abend in Vorarlberg zu Absagen der traditionellen Funkenfeuer geführt. 17 der rund 100 über das ganze Land verteilten Funken wurden aus Sicherheitsgründen nicht angezündet und sollen erst diese Woche in Brand gesteckt werden. Die Feuerwehren verzeichneten 19 Einsätze, um umgestürzte Bäume oder Bauzäune aus dem Weg zu räumen. Verletzt wurde niemand.