Wenn die Gefahr eines Lawinenabgangs droht, können Schneebretter kontrolliert abgesprengt werden. Kein leichtes Unterfangen, wie Ingrid Reiweger von der Universität für Bodenkultur Wien im APA-Gespräch erklärt. Dazu braucht es viel Erfahrung von Sprengstoffmeistern und viel Fingerspitzengefühl. Die Sprengung ist nicht ungefährlich, zudem aufwendig und teuer.
Viele Regionen wie jene am Arlberg, in Ischgl oder auf der Silvretta verfügen über fixe Sprengsysteme, wie Lawinen-Expertin Reiweger weiß. Diese dauerhafte Einrichtung zahlt sich nur dann aus, wenn in der Region sehr häufig Lawinen abgehen könnten. "Sie sind teuer und aufwendig im Unterhalt", sagte die Expertin. Die Vorrichtungen sind fix verbaut und die Kartuschen werden vor Saisonbeginn mit Gas oder Sprengstoff gefüllt. Sollte es notwendig sein, kann mittels Fernbedienung von der sicheren Skistation aus die Sprengung aktiviert werden. Nachgefüllt werden die fixen Sprengsysteme dann wieder bei der nächsten guten Wetterlage.
Sprengung vom Helikopter aus
Flexibler und schneller ist die Lawinensprengung vom Helikopter aus. Der Sprengstoff wird im Hubschrauber gezündet und in den Hang geworfen. "Mit dem Helikopter können auch viele Punkte abgeflogen werden", beschreibt Reiweger die Vorteile. An Bord sind Pilot, Co-Pilot und zwei Sprengmeister. Die Wirkung ist gleich zu sehen. Doch die Heli-Flugminuten sind recht teuer und es kann nur abgehoben werden, wenn das Wetter passt, gibt die Lawinen-Expertin zu bedenken.
Auch ist es möglich, die Hänge per Hand von einem sicheren Grat aus zu sprengen. Je spröder, trockener und kälter die Schneemassen, desto leichter kann damit die Lawine ausgelöst werden. Bei Tauwetter wird durch Feuchtigkeit das Gewicht der weißen Pracht höher, das Gefüge wird stabiler und die Arbeit der Sprengteams damit erschwert.
Keines der verschiedenen Systeme ist das bessere. Das hängt immer von der Aufgabe und der Gegebenheit ab. "Die Methoden ergänzen sich einfach", meint Reiweger. Über besiedeltem Gebiet wird nicht abgesprengt, um Menschenleben nicht zu gefährden und Häuser nicht zu zerstören. "Das ist zu heikel", sagt die Expertin. Auch bei lawinenverbauten Regionen wird man sich zum Schutz der Einrichtungen zurückhalten, auch wenn die Schutzbauten wie Lawinendämme und Anrissverbauungen bei so großen Schneemengen wie jetzt kaum mehr nutzen. Freie Gebiete werden regelmäßig bei Schneefall gesprengt, dafür werden Skigebiete, Pisten und Straßen gesperrt. "Daher wird das meist vor oder nach Betriebsschluss gemacht", sagt Reiweger.