Die massiven Schneefälle haben in weiten Teilen Österreichs auch am Donnerstag angehalten. Besonders in den westlichen Bundesländern sind die Einsatzkräfte im Dauereinsatz. Rund 15 Menschen mussten etwa mithilfe des Bundesheeres aus dem Tiroler Wattental evakuiert werden. Nicht nur in Tirol und Vorarlberg, auch fast im ganzen Bundesland Salzburg besteht große bis sehr große Lawinengefahr - kritisch ist die Situation zudem vor allem auch in der Steiermark.
Während Feuerwehr, Bergrettung, Straßendienst und Bundesheer in den betroffenen Gebieten angesichts abgeschnittener Ortschaften, gesperrter Straßen, vermisster Wintersportler oder der anhaltenden Lawinengefahr im Dauereinsatz standen, ist erst für den Freitag eine vorübergehende Enstpannung prognostiziert. In Oberösterreich sind wegen der starken Schneefälle am Donnerstag mindestens 17 Schulen geschlossen geblieben. Nachdem für Freitag vorübergehend eine Wetterberuhigung in Sicht war, rechnet die oberösterreichische Bildungsdirektion in Linz, dass dann nur mehr an elf Schulen kein Unterricht stattfindet.
Auch den Touristikern bereiten anhaltende Schneefälle, starker Wind und hohe Lawinengefahr Sorgenfalten. Zahlreiche Urlaubsregionen sind über Tage hinweg von der Außenwelt abgeschnitten. "Es ist vielerorts eine Ausnahmesituation", sagte WKÖ-Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher Dienstagabend vor Journalisten. Hoteliers in den betroffenen Gebieten - etwa am Arlberg, im Zillertal, im Ötschergebiet, in Obertauern und vor allem auch in der Obersteiermark haben aufgrund von Straßensperren keine Zufahrten. Das drückt auf das Geschäft. "Bei den kurzfristigen Buchungsanfragen haben wir derzeit ein Minus von 50 Prozent - das macht schon was aus, vor allem bei den Nächtigungen", berichtete die Branchensprecherin. Die Tagesausflügler und Wochenendgäste bleiben aus. "Jeder schaut aufs Wetter - die Häuser bleiben de facto leer."
Den aktuellen Stand der Dinge haben Sie hier im Überblick:
Zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Tagen gab die ZAMG die höchste Warnstufe (rot) aus. Bis Donnerstag waren an der Nordseite der Alpen verbreitet 20 bis 60 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, auf den Bergen auch mehr als ein Meter, so ZAMG-Meteorologe Alexander Ohms. "Das gilt vor allem für Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg, die nördliche Obersteiermark, die Oberösterreichischen Voralpen und das Mostviertel. Außerdem weht zeitweise kräftiger, auf den Bergen teils auch stürmischer, Wind aus West bis Nordwest."
Die Lage in den Bundesländern
Ein Lawinenabgang in St. Anton am Arlberg hat am Mittwoch ein Todesopfer gefordert. Ein 16-Jähriger wurde im freien Skiraum von den Schneemassen mitgerissen und verschüttet. Für den Burschen kam jede Hilfe zu spät. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Die Eltern und der Bruder mussten das Unglück mitansehen.
Rund 15 Personen haben am Donnerstag aufgrund der anhaltenden Schneefälle mit Hilfe des Bundesheeres aus dem Tiroler Wattental evakuiert werden müssen. Nach einer Stabsitzung am Vormittag wurden seitens des Landes jedoch erneut betont, dass die Lage nach wie vor "unter Kontrolle" sei. Die prognostizierte Wetterbesserung der kommenden Tage soll für Erkundungsflüge genutzt werden, hieß es.
Wegen der Schneelast umstürzende Bäume haben in der Nacht auf Donnerstag einen Pkw in Kufstein getroffen. Der Lenker, ein 49-jähriger Kroate, blieb unverletzt, teilte die Polizei mit. Das Auto wurde hingegen beträchtlich beschädigt. Die Tiroler Bundesstraße (B171) musste in diesem Bereich gesperrt werden. Die Dauer der Sperre war vorerst unbekannt.
Auf der Inntal Autobahn wurden Bäume mit Hilfe eines Blackhawk-Hubschrauber des Bundesheeres von der Schneelast befreit.
Am Donnerstagnachmittag konnten mehrere Straßensperren in Tirol wieder aufgehoben werden. So waren am Abend das Kühtai und Ginzling im Zillertal sowie die Gemeinde Steeg auf dem Straßenweg wieder zu erreichen, teilte das Land in einer Aussendung mit. Hochfügen sowie einige Gemeinden, Weiler und Orte im Außerfern, am Zillergrund und einzelne Gebäude in Wiesing waren nach wie vor abgeschnitten.
Auch Teile der Gemeinde Scheffau waren vorübergehend nicht erreichbar. In Innsbruck soll der Einsatzstab noch am Abend tagen. Die Lage auf der Nordkette war laut Medienberichten angespannt, da seit mehreren Tagen aufgrund der Wetterlage keine Lawinensprengungen mehr durchgeführt werden konnten.
Salzburg: Wintersportler aus Gondeln geborgen
In Maria Alm ist die Bergung von mehreren in einer Seilbahn festsitzenden Wintersportlern am Donnerstag um 18.15 Uhr erfolgreich abgeschlossen worden. "Die Kabinenbahn wurde Gondel für Gondel durchsucht. Dabei wurden vier Erwachsene und zwei Kinder entdeckt und von der Bergrettung abgeseilt", sagte ein Sprecher der Bergbahnen zur APA.
Die betroffenen Personen wurden von zwei Pistenbullys mit Transportkabinen ins Tal gebracht und vom Roten Kreuz versorgt. "Ersten Informationen zufolge sieht es nicht so aus, als ob Verletzungen vorliegen."
Die Seilbahn war heute um 16.15 Uhr zu Stillstand gekommen, nachdem kurz vor Betriebsschluss ein Baum auf das Seil der 8er-Kabinenbahn gefallen war. Dadurch dürfte das Seil aus der Führungsrolle gesprungen sein, die Bahn stoppte automatisch. Im Einsatz stand neben der Bergrettung, des Liftpersonals und des Roten Kreuz auch die Alpinpolizei.
In Bad Hofgastein (Pongau) hat sich am Donnerstagnachmittag ein 41-jähriger Snowboarder aus Polen im brusthohen Schnee verirrt. Wie die Bergrettung berichtete, hatte der Mann zuvor die Skipiste im Bereich der Schlossalmbahn verlassen, um im angrenzenden Wald im Tiefschnee zu fahren. Dabei war der Mann in immer unwegsameres und steileres Gelände geraten.
"Als er sich in einem Graben nicht mehr weiter traute, hat er den Notruf gewählt", sagte Norbert Trigler, Ortsstellenleiter der Bergrettung Bad Hofgastein. "Wegen der hohen Lawinengefahr haben wir ihm geraten, an Ort und Stelle zu bleiben." Im Gelände seien überall 40 bis 50 Meter hohe und eisige Felsabbrüche gewesen, die alle eineinhalb bis zwei Meter hoch mit Schnee bedeckt waren. "Die Gefahr war hoch, dass er eine Lawine auslöst."
20 Mann der Bergrettung rückten zur Bergung aus. Da der 41-Jährige seine GPS-Koordinaten durchgeben konnte, war sein Standort bekannt. "Wir haben uns aber relativ lange eine Strategie überlegen müssen, wie wir zu ihm kommen, ohne ihn und uns in Gefahr zu bringen", sagte Trigler. Letztlich mussten die Helfer über einen gegenüberliegenden Hang zum Polen vordringen. "Wir sind dabei teilweise selbst bis zur Brust im Schnee eingesunken."
Nach dem die Bergretter den Snowboarder erreichten haben, wurde er mit Schneeschuhen ausgestattet. Dann machte sich der Trupp zu Fuß auf den Rückweg. Wegen des steilen Geländes mussten immer wieder Seilversicherung gesetzt werden. "Das war auch aufgrund der Schneehöhe eine große Herausforderung." Die Helfer war bis 19.00 Uhr fast vier Stunden mit der Bergung des Polen beschäftigt. Der Mann und die Einsatzkräfte blieben unverletzt.
Die Stromversorgung im Bundesland Salzburg war zumindest am Donnerstagabend wieder weitgehend hergestellt. Gegen 17 Uhr waren laut einer Auskunft der Salzburg AG noch rund 40 Kunden ohne Strom. Auch das Gros der Haushalte, die seit Tagen vom Netz getrennt waren, etwa am Rengerberg in Bad Vigaun, konnte wieder versorgt werden. Zeitweise waren am Donnerstag bis zu 1250 Kunden betroffen gewesen.
Eine Staublawine hat am Donnerstag gegen 10.45 Uhr am Pass Lueg in Salzburg zu einer Sperre der Bahnstrecke geführt. Wie ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair zur APA sagte, seien die Gleise zwar nicht verschüttet worden, nach einer Lagebeurteilung durch die ÖBB-Lawinenkommission wurde aber festgelegt, die Verbindung zwischen Golling-Abtenau und Werfen zumindest bis Freitagnachmittag zu sperren.
Die ÖBB richteten für die Salzburg-Tiroler-Bahn einen Schienenersatzverkehr ein. Weil die parallel zu den Gleisen verlaufenden Salzachtalstraße (B159) ebenfalls schon seit Tagen wegen Lawinengefahr gesperrt ist, müssen die Ersatzbusse über die Tauernautobahn (A10) geführt werden. Wegen der angespannten Verkehrslage und der winterlichen Fahrbahnverhältnisse - und weil auch Bahnverbindungen im Ennstal und Richtung Tirol gesperrt sind - ist laut Bundesbahnen mit teils erheblichen Reisezeitverlängerungen zu rechnen. "Wir empfehlen darum, nicht unbedingt notwendige Reisen in den betroffenen Gebieten nach Möglichkeit zu verschieben", sagte Gasser-Mair.
Für Fernverkehrszüge zwischen Salzburg und Kärnten wurde zwischen Golling-Abtenau und Bischofshofen ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Fernverkehrszüge aus Deutschland Richtung Süden enden bereits am Salzburger Hauptbahnhof. Reisende werden ersucht, bereits dort in Ersatzzüge umzusteigen und bis Golling-Abtenau zu fahren, wo die Busse warten. Die Fernverkehrszüge zwischen Salzburg und Graz werden zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und Stainach-Irdning mit Bussen geführt. Und im Nahverkehr werden alle Züge zwischen Golling-Abtenau und Werfen durch Busse ersetzt.
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Die Schneemassen haben am Donnerstag auch am Salzburger Flughafen die Mitarbeiter auf Trab gehalten. "Seit 3.00 Uhr früh sind 20 Mann nur für die Schneeräumung und die Bodenenteisung im Einsatz", berichtete Flughafensprecher Alexander Klaus.Die Experten warnen vor zahlreichen Locker- und Staublawinen sowie Schneebrettern. In den Nordalpen ab 2.200 Meter Seehöhe sei mitunter mit einzelnen, extrem großen Abgängen zu rechnen. Exponierte Verkehrswege und Objekte können davon betroffen sein. Unter 1.400 Meter Seehöhe gebe es eine starke Gleitschneeaktivität. In den neuschneereichen Gebieten seien imposante Anrisse möglich. Vereinzelt können exponierte Wege und Objekte betroffen sein.
Vor Aktivitäten abseits der gesicherten Pisten wird dringend abgeraten. Der Triebschnee sei sehr leicht zu stören und wegen der fehlenden Sicht nicht zu erkennen. Einzig im Lungau wurde heute Stufe drei (erhebliche Lawinengefahr) ausgegeben.
Oberösterreich: Soldaten kämpfen gegen Schneemassen
Rund 100 Soldaten des Bundesheeres sind am Donnerstag in Spital am Pyhrn und in Rosenau am Hengstpaß im Bezirk Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich im Kampf gegen die Schneemassen eingesetzt gewesen. Unter anderem wurde ein 20.000 Quadratmeter großes Flachdach eines Holzverarbeitungsbetriebes freigeschaufelt. Dort hatte sich der Schnee schon rund einen Meter hoch getürmt.
Auch auf den Dächern einer Volksschule, eines Turnsaales und diverser Nebengebäude waren die Soldaten eingesetzt. Unterstützt wurden sie von Firmen des Netzwerkes für Katastropheneinsatz in Oberösterreich. Dieses wurde bereits vor längerem geschaffen, um dem Militär im Bedarfsfall zusätzliches Material zur Verfügung zu stellen - im aktuellen Fall waren es Fahrzeuge und Hebebühnen.
Die Produktionshalle einen Holz verarbeitenden Betriebes in Rosenau am Hengstpass im Bezirk Kirchdorf an der Krems ist unter der Schneelast Donnerstagnachmittag eingestürzt. Verletzte gab es keine. Bundesheer-Soldaten, die zum Abräumen des Flachdaches eingesetzt gewesen waren, hatten es wenige Minuten zuvor verlassen.
31 Straßenmeistereien mit rund 550 Mitarbeitern und 150 Räum- und Streufahrzeugen, 1500 Einsätze von den Feuerwehren, 35 Straßensperren, zwei nicht erreichbare Orte, 23 geschlossene Schulen und Kindergärten sowie 600 Haushalte ohne Strom - so lautete Donnerstagmittag eine erste Zwischenbilanz des Landes Oberösterreichs nach den Tagen anhaltender Schneefälle.
Und die Lage soll bis Anfang kommender Woche angespannt bleiben, auch wenn der Schneefall am Freitag laut Prognose vorübergehend pausiert.
Lage in der Steiermark
In Teilen der Obersteiermark dürfte es wegen weiterer Schneefälle bis Freitag keine Entspannung der Lawinensituation geben. Für die Nordalpen entlang der Landesgrenze zu Salzburg, OÖ und NÖ gab es die höchste Warnstufe "sehr groß". Weiter südlich war es nicht so dramatisch, hier rangierten die Warnstufen von vier bis zwei. Hubschrauberflüge waren unmöglich, über 2.000 Menschen waren abgeschnitten.
Laut Landeswarnzentrale vom späten Mittwochvormittag sind zu den schon bisher bestehenden Straßensperren auch die Verbindung (B20) über den Seeberg von Turnau nach Gollrad dazugekommen. Auch die Präbichlpassstraße (B115) wurde wieder dichtgemacht, nachdem am Dienstag rund 100 Urlauber und Einheimische aus dem Skigebiet gebracht wurden. Neu gesperrt wurde die B71 über den Zellerrain im Mariazellerland. Allerdings wurde von den Einsatzorganisationen auch mitgeteilt, dass alles im kontrollierten Bereich sei. "Aber wir müssen auch voraus denken", sagte Patrick Dorner, Disponent der Landeswarnzentrale (LWZ), zur APA.
Videointerview Radmer: "Die Leute können mit der Situation umgehen"
Flüge zur Erkundung oder Versorgung konnten im Oberland am Mittwoch vorerst nicht durchgeführt werden. "In Aigen im Ennstal beträgt die Horizontalsicht unter 100 Meter, nach oben ist es noch weniger. Wir haben derzeit kein Flugwetter für die Hubschrauber", sagte Oberst Christian Fiedler. Aus der Landeswarnzentrale hieß es, man habe rund 30 Flugaufträge, darunter Lebensmittellieferungen nach Radmer, eine Erkundung wegen eines Stromausfalls in Johnsbach oder Treibstofflieferungen nach Hohentauern zur Schneeräumung.
>>>Alle Entwicklungen in der Steiermark im Liveticker
Nach dem Worten von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) nach der Sitzung des Koordinationsausschusses war die Steiermark in den vergangenen Tagen hinsichtlich Wetter und Schneehöhen "zwei- bis dreigeteilt": Während in den südlichen Landesteilen wie Bad Radkersburg oder Leibnitz oft die Sonne schien und kein Schnee lag und Graz nur "angezuckert" wurde, gab es in der Weststeiermark relativ geringe Schneehöhen von bis zu einem halben Meter. Am Loser im Ausseerland lagen dagegen bis zu vier Meter Schnee. Wetterbesserung ist erst am Freitag angesagt, der starke Wind dürfte anhalten, was Hubschrauberflüge stark einschränkt.
Am Vormittag war die Zahl der abgeschnittenen Personen in der Steiermark wieder auf rund 2.250 Menschen gestiegen: Die Gesäuse Straße (B146) bei Johnsbach und Gstatterboden wieder gesperrt werden musste, sagte LWZ-Disponent Dorner. Auch die Mautstraße auf das Plateau des Stoderzinken (2.048 Meter Seehöhe) bei Gröbming wurde gesperrt. Zuvor hatten alle dort ansässigen oder in der Gastronomie beschäftigten Personen den Berg verlassen. Lediglich ein Förster war auf eigenen Wunsch oben geblieben, um Winterfütterungen für das Wild durchzuführen.
Beim Landesenergieversorger Energie Steiermark ist man laut Sprecher Urs Harnik-Lauris vorbereitet. Man halte Reparaturmannschaften und Notstromaggregate aus nicht vom Schnee betroffenen Landesteilen bereit. Problematisch könnte es werden, wenn der bisher lockere Neuschnee nass und patzig werde und dadurch brechende Bäume auf Stromleitungen stürzten. Bisher habe es allerdings nur sehr kleinräumige Stromausfälle gegeben.
Lawinenabgang auf Landesstraße in Vorarlberg
In Vorarlberg sorgten die Schneemassen am Donnerstag für weitere Straßensperren. So ging eine Lawine auf die Übersaxnerstraße (L 73) zwischen Düns und Dünserberg (Bezirk Feldkirch) ab. Verletzt wurde dabei niemand, auch zu Schäden kam es nicht. In der Folge wurde die Straße nach Beurteilung durch die Lawinenkommission und die Straßenmeisterei gesperrt, informierte die Polizei.
Die Verbindung ist damit vom Ortsende Düns bis zum Ortsanfang Dünserberg bis vorerst Freitagmittag nicht benützbar. Es sei wahrscheinlich, dass weitere Schneemassen auf die Straße rutschen könnten, hieß es. Ab 19.00 Uhr gelte zudem eine Sperre der Jagdbergstraße (L 54) vom Ortsende Schnifis bis zum Ortsanfang Thüringerberg (Bezirk Feldkirch), ebenfalls aus Sicherheitsgründen.
Die derzeitige Schneesituation sei für Vorarlberg an sich "nicht außergewöhnlich", man sei aber "auf alle Eventualitäten vorbereitet". Das erklärte die Landesregierung nach der Tagung des Einsatzstabes am Donnerstagmittag. Angesichts der für Freitag angekündigten Wetterbesserung mahnte man Wintersportler neuerlich zur Vorsicht. "Die Situation bleibt heikel", hieß es.
"Auch wenn sich morgen eine Wetterbesserung einstellt und die Verlockung aufgrund der frisch verschneiten Berge hoch ist, bitten wir die Wintersportler, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen", so Landeshauptmann Markus Wallner und der zuständige Landesrat Christian Gantner (beide ÖVP). Wer den gesicherten Skiraum verlasse, begebe sich in große Gefahr. Die Lawinengefahr bleibe auf Stufe 4. Alle Einsatzorganisationen waren in Bereitschaft.
Eine Wetterberuhigung wurde erst für Freitag erwartet. Dieses Fenster werde von den Lawinenkommissionen genutzt werden, um sich per Hubschrauber einen genauen Überblick über die Schnee- und Lawinengefahrsituation in den am stärksten betroffenen Gebieten zu verschaffen, so die Landesregierung.
Im Laufe des Tages wurden einige der Straßensperren aufgehoben. So war der Bregenzerwälder Ort Schröcken seit 8.00 Uhr wieder zugänglich, ebenso der Nachbarort Warth (seit 12.00 Uhr). Seit dem frühen Nachmittag waren zudem Stuben und Lech-Zürs wieder erreichbar. "Seit 13.20 Uhr sind die Straßen wieder offen. Wir rechnen damit, dass das die nächsten Tage so bleiben wird", so Bürgermeister Ludwig Muxel, wohl auch mit Blick auf den Urlauberschichtwechsel zum Wochenende. Derzeit liege im Dorf rund 1,70 Meter Schnee, so Muxel. Weiter abgeschnitten blieb Gargellen im Montafon.
Das Rote Kreuz stationierte in den Orten Rettungsfahrzeuge mit Notfallsanitätern, um die Bevölkerung und die Touristen im Fall einer neuerlichen Sperre zu versorgen. Derzeit stünden solche Teams im Großen Walsertal, in Warth (Bregenzerwald), in Gargellen (Montafon) und in Lech am Arlberg bereit, so Geschäftsführer Roland Gozzi. Zwei Stunden vor Inkrafttreten einer Straßensperre werde man informiert und schicke dann ein Team in die betroffene Region, das habe sich bereits in der Vergangenheit bewährt. In Notfällen arbeite man mit Ärzten zusammen, die als Besucher in den Dörfern seien. In Warth sei es bereits zu Einsätzen gekommen. Für einige Patienten, die eine kontinuierliche Überwachung benötigten, habe man dort im Feuerwehrhaus ein kleines Lazarett eingerichtet. Zwar seien einige der Orte derzeit wieder erreichbar, doch es seien für die Zeit zwischen Sonntag und Dienstag weitere Schneefälle angekündigt, die erhöhte Alarmbereitschaft bleibe daher aufrecht, so Gozzi.
Suche nach Vermissten in Niederösterreich
Bei den Helfern, die in Hohenberg (Bezirk Lilienfeld) auf die Fortsetzung der Suchaktion nach zwei seit Samstag vermissten Tourengehern warteten, hat am Donnerstag die Hoffnung auf ein Wetterfenster regiert. Dieses könnte sich nach Angaben von Michael Hochgerner von der Alpinpolizei am Freitag auftun und einen Hubschrauber-Einsatz ermöglichen.
Am Donnerstag brach erneut ein Erkundungstrupp bestehend aus Mitgliedern von Bergrettung, Alpinpolizei und Bundesheer in Richtung Hohenberger Gschwendt auf. Eine Fortsetzung der Suchaktion war nicht möglich. "Es hat sehr viel geschneit, wir haben 60 bis 80 Zentimeter Neuschnee", sagte Hochgerner. Zudem sei die Lawinensituation weiterhin sehr angespannt. "Eine groß angelegte Suchaktion ist nicht vertretbar und möglich."
Sollte es am Freitag zu einem Hubschrauber-Einsatz kommen, wolle man versuchen, die Tourengeher mithilfe des sogenannten Recco-Systems zu orten. Die Männer hatten einen entsprechenden Reflektor auf die Tour mitgenommen. Ein Helikopter des Innenministeriums wurde angefordert.
Der Warndienst Niederösterreich hat die Lawinengefahr für die Ybbstaler Alpen auch am Donnerstagabend als "sehr groß" eingeschätzt. Zumindest der Nacht auf Freitag bleibt damit die Gefahrenstufe 5 auf der fünfteiligen Skala aufrecht. Im Rax-Schneeberggebiet wurde das Risiko als "groß" (Stufe 4) beurteilt, in den restlichen Gebirgsgruppen galt Stufe 3 ("erheblich").
Die Situation sei von ergiebigen Neu- und Triebschneezuwächsen geprägt und daher angespannt. "Zum einen besteht die Gefahr von spontanen Lockerschnee- und Schneebrettlawinen, die aufgrund der enormen Schneemengen auch größere Ausmaße annehmen können", heißt es im Lagebericht. Andererseits seien Gleitschneeabgänge aus steilen Wiesenhängen sowie aus dem Waldbereich möglich. Von spontanen Entladungen könnten demnach auch Straßen betroffen sein.
Am Donnerstag seien bei tiefen Temperaturen bis zu 30 Zentimeter Neuschnee gefallen. Durch starken bis stürmischen Wind kam es dem Warndienst zufolge zu "massiven Verfrachtungen".
Für Freitag kündigt sich eine vorübergehende Besserung des Wetters an, die Lawinengefahr soll im Laufe des Tages zurückgehen. "In den Nachtstunden ist in den Staulagen zwar noch mit weiteren Schneezuwächsen zu rechnen, jedoch klingen die Niederschläge Freitagfrüh bald ab", wurde mitgeteilt. Bei starkem Nordwestwind könne es kurze Auflockerungen geben.