2018 wird laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) das wärmste Jahr in Österreich in der 252-jährigen Messgeschichte. In der vorläufigen Klimabilanz liegt es um 1,8 Grad über dem vieljährigen Durchschnitt. Der bisherige Spitzenreiter war 2014, das 1,7 Grad über dem Mittel lag.

Der Jahr 2018 im Überblick

2018 geht als außergewöhnliches Jahr in die Klimageschichte ein. „Ganz markant waren die vielen überdurchschnittlich warmen Wetterlagen. Sechs Monate waren unter den Top 10 der jeweiligen Messreihe", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Wir erlebten heuer den drittwärmsten Jänner der Messgeschichte, den zweitwärmsten April, den viertwärmsten Mai, den sechstwärmsten Juni, den fünftwärmsten August und den neuntwärmsten Oktober. In der Jahresbilanz zeichnet sich derzeit sogar das wärmste Jahr der 252-jährigen Messgeschichte ab. Berücksichtigt man die Prognosen bis zum Jahresende, liegt 2018 um 1,8 °C über dem vieljährigen Mittel."


2018 bestätigt den Trend zu einem immer wärmeren Klima. Von den 20 wärmsten Jahren der gesamten 252-jährigen Messgeschichte in Österreich liegen 14 in den 2000er-Jahre.

Die Top 5 der wärmsten Jahre sind: 2018 (+1,8 °C über dem Mittel 1981-2010), 2014 (+1,7 °C), 2015 (+1,4 °C), 1994 (+1,2 °C) sowie 2016, 2002 und 2000 (jeweils +1,0 °C über dem Mittel).

Neue Rekorde bei Zahl der Sommertage

Die seit April fast durchwegs überdurchschnittlichen Temperaturen haben heuer auch extrem viele Sommertage gebracht (Höchstwert mindestens 25 °C). Die Zahl der Sommertage war größtenteils doppelt so hoch wie in einem durchschnittlichen Jahr, in den meisten Regionen gab es neue Rekorde. An der Spitze aller ZAMG-Messstationen lag Andau im Seewinkel (B) mit heuer 127 Sommertagen. Der alte Rekord betrug 120 Sommertage im Jahr 2003 in Leibnitz (ST).


Markant war 2018 auch die Trockenheit in vielen Regionen Österreichs, vor allem in Vorarlberg, in den nördlichen Regionen Salzburgs, in Oberösterreich und im Großteil von Niederösterreich. Hier gab es 2018 um 20 bis 40 Prozent weniger Niederschlag als in einem durchschnittlichen Jahr. „In einigen Regionen sind sogar neue Trockenheitsrekorde zu erwarten", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik, „in Linz zum Beispiel zeichnet sich mit einer Niederschlagsmenge von etwa 520 Millimeter das trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1852 ab. Das bedeutet hier rund 40 Prozent weniger Niederschlag als in einem durchschnittlichen Jahr."

Viel Regen in kurzer Zeit

2018 brachte in einigen Regionen auch sehr viel Regen in sehr kurzer Zeit, zum Teil mit Überschwemmungen und Muren.

In Graz zum Beispiel gab es am 16. April ein Gewitter, das selbst an einem Sommertag als extrem einzustufen wäre. An der ZAMG-Wetterstation in Graz-Straßgang regnete es an diesem Tag 93,4 mm. Davon kamen 78 Millimeter in nur drei Stunden zusammen. In der Innenstadt von Graz wurden stellenweise bis zu 162 Millimeter gemessen. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen April regnet es im gesamten Monat in Graz rund 50 Millimeter.

Ein weiteres Beispiel: Ende Oktober brachte ein Mittelmeertief in Oberkärnten und Osttirol Regenmengen, wie sie statistisch gesehen hier nur etwa alle 75 bis 150 Jahre vorkommen. Im Gailtal zum Beispiel kamen in nur drei Tagen 550 Millimetern Regen zusammen. Das ist in nur drei Tagen gut ein Drittel eines normalen Jahresniederschlags. In einem durchschnittlichen gesamten Jahr sind im Gailtal rund 1400 Millimeter zu erwarten.

Eines der sonnigsten Jahre der Messgeschichte

Die Zahl der Sonnenstunden lag 2018 in der österreichweiten Auswertung um 11 Prozent über einem durchschnittlichen Jahr. Somit gehört 2018 zu den acht sonnigsten Jahren seit Beginn der Sonnenscheinmessungen im Jahr 1925. Der sonnigste Ort aller ZAMG-Wetterstationen war 2018 Andau im Seewinkel (B) mit bisher 2283 Stunden Sonnenschein.


Der deutlich überdurchschnittlich milde Jänner begünstigte einen frühen Blühbeginn von Hasel, Schneeglöckchen und Winterling. Die relativ kalten Monate Februar und März verzögerten dann die Entwicklung der Vegetation. Die Forsythie begann erst Anfang April zu blühen, sieben bis zehn Tage später als im langjährigen Durchschnitt. In den sehr warmen Monaten April und Mai folgte eine beeindruckende Aufholjagd. Die Marillenblüte begann Anfang April bereits ziemlich genau zu ihrem durchschnittlichen Zeitpunkt. Der Flieder war mit seinem Blühbeginn im Vergleich zum Durchschnitt (um den 28. April) schon eine Woche früher dran. Die überdurchschnittlichen Temperaturen im Sommer verursachten dann extrem kurze Zeitperioden zwischen Blüte und Fruchtreife. So benötigte der Schwarze Holunder für die Fruchtreife 76 Tage - drei Wochen weniger als im langjährigen Schnitt. Durch die sommerliche Trockenheit kam es in einigen Regionen Österreichs zu einem vorzeitigen Vergilben der Blätter mit nachfolgendem Neuaustrieb.

Das Jahr 2018 im Detail

2018 wird mit großer Wahrscheinlichkeit das wärmste Jahr der Messgeschichte: Dargestellt ist die Abweichung der Temperatur seit 1768 im Vergleich zum Klimamittel des 20. Jahrhunderts, basierend auf HISTALP-Daten. Die gemittelte Linie (schwarz) zeigt das in den letzten Jahren sehr hohe Temperaturniveau. Grün markiert ist der Unsicherheitsbereich für 2018
2018 wird mit großer Wahrscheinlichkeit das wärmste Jahr der Messgeschichte: Dargestellt ist die Abweichung der Temperatur seit 1768 im Vergleich zum Klimamittel des 20. Jahrhunderts, basierend auf HISTALP-Daten. Die gemittelte Linie (schwarz) zeigt das in den letzten Jahren sehr hohe Temperaturniveau. Grün markiert ist der Unsicherheitsbereich für 2018 © Zamg
Temperatur im Jahr 2018: Abweichung der Temperatur vom vieljährigen Mittel 1981-2010. Auswertung mit SPARTACUS-Daten bis inkl. 19.12.2018
Temperatur im Jahr 2018: Abweichung der Temperatur vom vieljährigen Mittel 1981-2010. Auswertung mit SPARTACUS-Daten bis inkl. 19.12.2018 © Zamg
Niederschlag im Jahr 2018: Vergleich des Niederschlags mit dem vieljährigen Mittel 1981-2010. 100 Prozent entsprechen dem Mittel. Auswertung mit SPARTACUS-Daten bis inkl. 19.12.2018
Niederschlag im Jahr 2018: Vergleich des Niederschlags mit dem vieljährigen Mittel 1981-2010. 100 Prozent entsprechen dem Mittel. Auswertung mit SPARTACUS-Daten bis inkl. 19.12.2018 © Zamg