Zum astronomischen Leckerbissen verspricht der Abend des 27. Juli zu werden, fallen da doch mit der längsten Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts und außergewöhnlich guter Sichtbarkeit des Mars zwei Himmelsereignisse zusammen. Während die Sichtbarkeit von ersterem nur vom irdischen Wetter abhängt, braucht es für ungetrübte Sicht auf die Marsoberfläche gutes Wetter auf beiden Planeten.
Just am kommenden Freitag steht der Rote Planet nicht nur in "Opposition", also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne. Er befindet sich zu diesem Zeitpunkt auch noch an einem der sonnennächsten Punkte (Perihel) seiner Bahn um das Zentralgestirn unseres Sonnensystems. Das hat zur Folge, dass die Distanz zwischen Mars und Erde bei der sogenannten Perihelopposition besonders gering ist - allerdings in astronomischen Dimensionen, denn auch am 27. Juli beträgt der Abstand immer noch rund 60 Millionen Kilometer. Am 31. Juli sind es dann gar "nur" knapp 58 Mio. Kilometer. Zum Vergleich: Der geringste Abstand des Mars zur Erde beträgt 54 Mio. Kilometer, die größte Entfernung 401 Mio. Kilometer.
In den Genuss einer Perihelopposition kommen Himmelsbeobachter nur alle 15 bis 17 Jahre. Zuletzt kamen sich die beiden Planeten 2003 mit 55,8 Mio. Kilometern so nahe, nächstes Mal wird es erst 2035 wieder so weit sein. In dieser aus Erdperspektive besonderen Position ist der Mars nicht nur die ganze Nacht über zu sehen, er leuchtet "sogar heller als der Riesenplanet Jupiter, und das in seinem typischen, auffälligen Rot", erklärte Alexander Pikhard, Chef der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).
Unter diesen Umständen lässt sich der Rote Planet theoretisch besonders gut beobachten: "Bei 60-facher Vergrößerung erscheint Mars im Fernrohr so groß wie der Vollmond mit bloßem Auge", heißt es seitens der WAA, die am Abend des 27. Juli an mehreren Orten in und rund um Wien zum Public Viewing lädt. Damit die Mars-Oberfläche aber tatsächlich gut zu sehen ist, braucht es neben möglichst wenigen irdischen Wolken auch ein wenig kosmisches Wetterglück. Danach sieht es momentan jedoch nicht aus, da auf dem Mars seit einigen Wochen ein Staubsturm tobt, der von der NASA seit Ende Juni als "planeten-umspannendes Staubereignis" eingestuft wird, das noch lange Zeit anhalten könnte.
Vollmond partiell verfinstert
Der Blick gen Himmel verspricht trotzdem lohnend zu werden, gibt es zusätzlich zur Marssicht doch auch eine Mondfinsternis. Um 20.30 Uhr wird der Vollmond bereits partiell verfinstert aufgehen. Vom linken Rand aus breitet sich die Verfinsterung dann bis zur um 21.30 Uhr beginnenden Totalität aus, die mit einer Dauer von einer Stunde und 43 Minuten die längste Mondfinsternis im 21. Jahrhundert sein wird. Mondfinsternisse gibt es nur bei Vollmond, dabei tritt der Erdtrabant in den Schatten der Erde.
Ab etwa 22.00 Uhr wird es in Mitteleuropa dunkel genug sein, dass der Mond als rötliche Scheibe im Südosten gut sichtbar wird. Die rote Färbung kommt vom Sonnenlicht, das von der Erdatmosphäre in Richtung Mond gestreut wird. Kurz vor Ende der Totalität um exakt 23.14 Uhr wird der Blick auf den dunkelroten Vollmond voraussichtlich am lohnendsten.
Das sehr seltene und rein zufällige Zusammentreffen von Marsopposition und Mondfinsternis, bringt einen ganz besonderen Anblick mit sich - so man nicht auf eine Wolkendecke schaut: Senkrecht unter dem roten Mond erscheint nämlich der ebenfalls rote Mars als heller Lichtpunkt. "Das ist in der Tat ein extrem seltener und sicherlich beeindruckender Himmelsanblick", so Pikhard, der sich "zu unseren Lebzeiten" so nicht wiederholen werde.