Mit zwei Tagen Verspätung konnte ein geplanter Charterflug der Billigairline Small Planet von Graz nach Rhodos doch noch durchgeführt werden. Grund für diese massive Verzögerung war ein technisches Gebrechen. Nachdem der Abflug mehrfach hatte verschoben werden müssen, wurde eine Ersatzmaschine des Typs MD-82 von der Fluglinie Bulgaria Air Charter eingeflogen, um die Urlauber auf die griechische Insel zu bringen. Doch 40 Stunden nach dem ursprünglichen Starttermin traten nur noch rund 30 der ursprünglich 160 Fluggäste die Reise an.
Sowohl der technische Defekt als auch die massive Verzögerung sind zwar selten, die zivile Luftfahrt hat derzeit dennoch mit vielen Verspätungen und Ausfällen zu kämpfen. Die Gründe dafür sind vielfältig, heißt es unisono bei den Flughäfen Graz und Wien sowie bei der AUA. Ein Problem sind die immer häufiger auftretenden Unwetter. "Die Sommergewitter schränken unsere Flüge heuer schon seit Mai ein", erklärt Peter Thier von Austrian Airlines. Zudem gebe es zu wenige Crews – vor allem zur Hochsaison im Sommer. Auch die steigende Zahl der Fluggäste sorgt für Engpässe.
Sommer der Verspätungen
Ein weiteres Problem sind die immer dichteren Flugpläne, die kaum noch Raum für Ersatzkapazitäten lassen. Bei Billigairlines verschärfe sich dieses Problem zusätzlich. Größere Flotten erlauben mehr Flexibilität. Doch auch bei der AUA ist die angespannte Lage spürbar. Die Zahl der pünktlichen Flüge sank von 90 auf 80 Prozent. "Wir müssen oft mit der Kirche ums Kreuz fliegen, weil wir an den Destinationen keine Slots bekommen", klagt Thier.
Wenn auch noch gestreikt wird, kommt es zu massiven Ausfällen, die sich auf den gesamten Flugverkehr in der Region auswirken können. Bei Ryanair wollen die Piloten am 12. Juli die Arbeit für 24 Stunden niederlegen. Weitere Streiktage sollen folgen. Flugbegleiter wollen sich anschließen.
Die Ryanair-Tochter Laudamotion scheint aktuell die größten Schwierigkeiten zu haben. In der ersten Junihälfte wurden ab Wien von 145 Abflügen laut Flugplan nur 100 durchgeführt. 40 Prozent aller Flüge ab Wien waren entschädigungspflichtig, heißt es bei der Plattform "Fairplane“, die sich für Passagierrechte einsetzt. Dort rechnet man mit einem "Sommer der Verspätungen und Annullierungen".
Fluggäste brauchen also mitunter gute Nerven. Alles muss man sich aber nicht gefallen lassen. Passagiere, die mit mehr als drei Stunden Verspätung am Zielort ankommen, haben mitunter Anspruch auf eine Entschädigung von bis zu 600 Euro pro Person. Bei einer Verspätung von über fünf Stunden muss Passagieren der volle Ticketpreis rückerstattet werden.
Matthias Reif