Wenn Menschen einen Wald übernutzen, Treibhausgase en masse ausstoßen und sich in der Kaffeeküche dreckiges Geschirr türmt, klappt die Zusammenarbeit nicht. Österreichische Forscher haben ein Spieltheorie-Modell entwickelt, wie sich Kooperation effektiv ausbreitet. Dazu braucht es rasche, deutlich wahrnehmbare Auswirkungen der Handlungen, berichteten sie im Fachjournal "Nature".
Spieltheoretische Ansätze, mit denen man erforschen kann, wie Kooperation entsteht, sind nichts Neues, doch ein Team um Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) und dem österreichischen Biomathematiker Martin Nowak von der Harvard University (USA) haben die bisherigen Versionen zu "Spezialfällen" ihres neuen Modells degradiert. Bei ihnen ändert sich erstmals der Zustand der Ressource, um die es sich dreht (also etwa der Wald oder die Kaffeeküche), je nachdem, wie sehr sie die Spieler in der vorigen Runde strapaziert haben. Damit sei das neue Modelle viel weiter an der Realität, als die vorigen, meinen die Forscher.
Kooperationsbereitschaft steigt
Ein Spieler, der nicht kooperiert (defektiert), steigt quasi eine Klasse ab und muss in der nächsten Runde um einen minderwertigeren Einsatz spielen. Wer die Ressourcen nicht egoistisch ausnützt, sondern sich nur einen nachhaltigen Ertrag aus dem Pott nimmt, steigt hingegen auf und kann in der nächsten Runde noch mehr gewinnen. In der Realität würde dies etwa dem entsprechen, dass ein übernutzter Wald oder ausgelaugter Boden im Folgejahr weniger Ertrag bringt, als ein geschonter.
Durch diesen Kniff stieg die Kooperationsbereitschaft der Spieler im Vergleich zu Modellen mit gleichbleibender Ressource stark an, berichteten die Forscher. Am förderlichsten für eine bestandsschonende Zusammenarbeit sei es, wenn die Beteiligten rasch negatives Feedback in Form von dramatisch verschlechterten Erträgen bekommen. Mit dem neuen Modell könne man nun viel besser untersuchen, wie man eine Umgebung schaffen kann, die Menschen zur Zusammenarbeit ermutigen, erklärte Hilbe in einer Aussendung.