Die Asfinag startet ab Mitte Juli probehalber die temporäre Freigabe des Pannenstreifens bei Überlastung auf einem kurzen Teilstück der Ostautobahn (A4). Ziel sei es, dass die Autofahrer weniger Zeit im Stau verbringen, so Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Der ÖAMTC reagierte verhalten und warnte: Dies sei "kein Allheilmittel gegen Staus".
Die aktuelle Strecke liege konkret auf einer "typischen zweispurigen Autobahn in einem Ballungsraum", wie es vor Medienvertretern hieß. Die 3,8 Kilometer auf der A4 zwischen den Ausfahrten Simmeringer Haide und dem Knoten Schwechat in Fahrtrichtung Ungarn werden bei Überlastung bzw. in Stoßzeiten vorübergehend freigegeben. Der ÖAMTC sieht darin einen "interessanten Testlauf", warnte allerdings vor "zu großen Erwartungen, weil eine Umsetzung nicht an vielen Stellen in Österreich möglich bzw. sinnvoll" wäre. "Pannenstreifen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit und dürfen daher nicht dauerhaft dem Verkehrsfluss geopfert werden. Eine Freigabe des Pannenstreifens kann nur eine temporäre Notlösung sein", so ÖAMTC-Experte Nikolaus Authried.
Bauvorhaben
Hofer verwies im Rahmen der Pressekonferenz auf zusätzliche Bauvorhaben und die Erfolge des Konzepts in den Niederlanden und Deutschland, wo diese Regelung seit den 1990er-Jahren praktiziert wird. Asfinag und Verkehrsministerium erwarten eine höhere Kapazität, weniger Stau und mehr Sicherheit.
Die Öffnung einer zusätzlichen Spur bei Überlastung geht laut Hofer auf seine Initiative zurück und wird durch eine Mitte Juni im Nationalrat mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und Liste Pilz beschlossene Novelle der Straßenverkehrsordnung ermöglicht. Die Evaluierung soll ungefähr ein halbes Jahr dauern, so Asfinag-Sprecher Christoph Pollinger.
Darüber hinaus sei die temporäre Pannenstreifenfreigabe in beiden Fahrtrichtungen auf der Inntalautobahn (A12) im Abschnitt Innsbruck West bzw. Anschlussstelle Zirl Ost und auf der Westautobahn (A1) im Bereich Anschlussstelle Wallersee bis Anschlussstelle Salzburg Nord in Planung. Hier werden laut Pollinger noch die UVP-Feststellungsverfahren durchgeführt, mit dem Beginn der baulichen Umsetzung sei 2019 zu rechnen. Die notwendigen Umbauarbeiten wie etwa Pannenbuchten sollen mit Sanierungen zusammengelegt werden, so dass die Pannenstreifen bei Salzburg und Innsbruck mit 2021/2022 befahrbar sein sollen.
Die 29. StVO-Novelle, die in wenigen Tagen in Kraft tritt, bringt auch vier neue Verkehrszeichen. Sie zeigen mit weißen Pfeilen auf blauem Hintergrund einen zum Befahren freigegebenen Pannenstreifen an. Ein zum Befahren freigegebener Pannenstreifen sei aber primär an der Fahrstreifensignalisierung erkennbar, erläuterte der ÖAMTC. "Sieht man einen grünen Pfeil über dem Pannenstreifen, ist er frei, sieht man ein rotes X, ist er gesperrt und gegebenenfalls sofort zu verlassen", so Authried.