Ein Ende April in Wien festgenommener US-"Most Wanted", der von den Vereinigten Staaten wegen 74 verschiedener Anklagepunkte strafrechtlich verfolgt wird, bleibt vorerst in der Justizanstalt Josefstadt. Das hat das Landesgericht für Strafsachen am Mittwochnachmittag entschieden, wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA mitteilte.
Der Wiener Rechtsbeistand des 50-jährigen Ex-Soldaten hatte einen Enthaftungsantrag gestellt. Die US-Behörden waren dem Landesgericht bis auf den Haftbefehl geraume Zeit schriftliche Unterlagen schuldig geblieben, auf Basis derer der zuständige Richter über die Auslieferung entscheiden muss. Vor der heutigen Haftprüfungsverhandlung langten die Dokumente dann doch ein. Die Auslieferungshaft wurde daher bis längstens 20. August fortgesetzt. Der Anwalt des ehemaligen Angehörigen der U.S. Marines legte dagegen Beschwerde ein, mit der sich nun das Oberlandesgericht (OLG) befassen soll. Im Anschluss findet dann am Landesgericht eine Verhandlung zur Frage statt, ob die Auslieferung zulässig ist.
Der Mann hätte sich bereits im Jahr 2011 in seiner Heimat unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs und Stalkings, Körperverletzung, Entführung und Besitz von Kinderpornografie vor Gericht verantworten sollen. Vor Beginn seiner Verhandlung tauchte der aus Madison im US-Bundesstaat stammende Mann unter. Sieben Jahre lang wurde weltweit nach ihm gefahndet, unter anderem mit der von Interpol geführten "Most Wanted"-Liste. Am 20. April wurde er schließlich von Zielfahndern des Bundeskriminalamts (BK) und Beamten des Landeskriminalamts in einem Geschäft in der Wiener Innenstadt geschnappt. Der 50-Jährige ließ sich widerstandslos festnehmen.