Vor zehn Jahren hat das Martyrium einer 42-Jährigen weltweit für Entsetzen gesorgt: Am 27. April 2008 wurde in Amstetten ein in seiner Dimension unfassbarer Inzestfall bekannt. Der damals 73-jährige Josef Fritzl - mittlerweile hat er seinen Namen geändert - hatte seine eigene Tochter 24 Jahre lang im Keller seines Hauses gefangen gehalten, vergewaltigt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Er wurde ein Jahr später zu lebenslanger Haft verurteilt.

Ohne Tageslicht aufgewachsen

Seit ihrem 18. Lebensjahr war die Frau eingekerkert. Drei der in dem unterirdischen Verlies zur Welt gebrachten Kinder hatte der Mann im Lauf der Jahre aus dem Verlies geholt und als Enkelkinder ausgegeben. Er zog sie mit seiner Ehefrau groß, wobei er angab, seine angeblich untergetauchte, möglicherweise bei einer Sekte gelandete Tochter hätte die Kleinen weggelegt. Deren Geschwister wuchsen bis zu ihrer Befreiung 2008 im Keller auf, ohne jemals Tageslicht, Wind, Sonne und Natur erlebt zu haben.

Ein Baby starb, weshalb der heute 83-Jährige im großteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Prozess am Landesgericht St. Pölten 2009 auch des Mordes schuldig gesprochen wurde - neben allen anderen Punkten. Die 27 Seiten lange Anklageschrift umfasste weiters Sklavenhandel, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung, schwere Nötigung und Blutschande. Josef Fritzl wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt und ist in der Justizanstalt Stein inhaftiert.

Eine Woche, bevor der Mann damals am 26. April in Begleitung der 42-Jährigen beim Spital auftauchte und in der Folge festgenommen wurde, hatte er auf ihr Drängen hin die gemeinsame 19-jährige, schwer kranke Tochter zum Krankenhaus gebracht. Auf der Suche nach für die Behandlung nötigen näheren Daten zu der jungen Frau erging via Medien ein Aufruf, die - als vermisst geltende - Mutter der 19-Jährigen möge sich melden.

Abgeschirmt

Der Fall löste enormes, auch internationales Medieninteresse aus, das die Bewohner der Bezirksstadt im Mostviertel massiv belastete. Die Gassen um das Haus, in dessen Keller sich das Drama abgespielt hatte, wurden regelrecht "belagert". TV-Übertragungswagen standen herum, Passanten wurden nach ihrer Meinung gefragt.

Die Opfer wurden damals in einer Klinik betreut - rigoros abgeschirmt von der Öffentlichkeit, die Polizei schützte das Gelände vor Paparazzi. Die 42-Jährige, damals als unheimlich starke Frau beschrieben, wahrte mit ihren Kindern ihre Anonymität bis heute. Ihre eigene Mutter gab damals an, nichts mitbekommen zu haben, und ließ sich in der Folge scheiden.

Noch geraume Zeit hielt der fragwürdige "Ausflugstourismus" zu dem Haus an. Der Keller wurde zubetoniert und das Objekt, in dem sich heute Wohnungen befinden, verkauft.