Die Finanzpolizei hat 2017 im Glücksspielbereich wieder alle Hände voll zu tun gehabt. Es gab nicht nur deutlich mehr Razzien, sondern es wurden auch viel mehr Spielautomaten beschlagnahmt. Besonders oft ausgerückt sind die Beamten in Oberösterreich, der Hochburg des illegalen Glücksspiels.
1275 Kontrollen durchgeführt
Insgesamt 1275 Kontrollen führte die Finanzpolizei im Vorjahr durch, geht aus einer der APA vorliegenden Aufstellung des Finanzministeriums (Stand: Ende Jänner) hervor. 2016 waren es nur 777 gewesen. Die meisten Razzien fanden in Oberösterreich (370) und Wien (282) statt, auch in Tirol (174) und Niederösterreich (157) waren die Beamten häufig unterwegs. Mehr als verdoppelt - von 1.219 auf 2.815 - hat sich die Zahl der beschlagnahmten Geräte. Davon wurden über 1.000 allein in Oberösterreich aus dem Verkehr gezogen, 485 in Wien und 304 in Niederösterreich.
Die beantragten Geldstrafen erhöhten sich von 31,3 Mio. auf 52,7 Mio. Euro. Insgesamt hat die Finanzpolizei voriges Jahr 1.491 Betriebe überprüft (2016: 849). Die Finanzpolizisten haben im Glücksspielbereich mit "widrigsten Umständen" zu kämpfen, erinnert Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP). Besonders in Oberösterreich, aber auch in andern Bundesländern, machen den Beamten die brutalen Praktiken der illegalen Anbieter zu schaffen.
"Von Türen zu Spiellokalen, die unter Strom gesetzt werden, über einbetonierte Automaten bis zu präparierten Geräten, die beim Öffnen Reizgase versprühen: die Versuche, Kontrollen der Einhaltung des Glücksspielgesetzes (GSpG) durch die Finanzpolizei zu unterminieren, werden immer brutaler", berichtet das Finanzministerium. "Darüber hinaus statten die Betreiber ihre Lokale mit Videoüberwachung aus, um unbefugt von Kontrollorganen Aufnahmen zu machen, die diese künftig leichter identifizierbar machen."
Die Finanzpolizisten werden aufgrund dieser "bedenklichen" Entwicklungen laufend geschult. Zudem wird die Zusammenarbeit mit der Polizei verstärkt, "da sich die Vergehen durchaus im Bereich organisierter Kriminalität bewegen." Hinter einer Vielzahl an ausländischen Scheinfirmen stünden einige wenige Betreiber, die österreichweit über illegale Glücksspielangebote viel Geld mit Süchtigen verdienten. "Dieses Geld wird sofort ins Ausland verbracht", so das Finanzministerium.
"Der massive Widerstand der illegalen Glücksspielbetreiber wird uns nicht abhalten, unsere gemeinsame Arbeit entschlossen fortzusetzen", so Finanzpolizeichef Wilfried Lehner. In Wien, wo das Automatenspiel außerhalb der Betriebe der teilstaatlichen Casinos Austria verboten ist, ist die Finanzpolizei erst vergangene Woche zweimal ausgerückt. In ein Lokal kamen die Beamten überhaupt nur mithilfe der WEGA hinein. Neben zahlreichen Kameras stellten die Beamten dort eine Nebelgranate sicher und entschärften sie.
Spielsucht hinter Spezialtür
Ein anderes Spiellokal im 12. Wiener Gemeindebezirk war durch eine massive Spezialtür mit Magnetplatten gesichert, sodass die Finanzpolizisten erst einen Schlosser holen mussten. Die vier Spielautomaten im Lokal waren zwar ausgeschaltet, aber der Einsatzleiter entdeckte eine auf der Toilette versteckte Fernbedienung, mit der sich die Geräte ein- und ausschalten ließen. Im Papierkorb der WC-Anlage fanden die Beamten schließlich noch ein Geldbündel - vermutlich der Tagesgewinn, der noch rasch vor der Kontrolle versteckt wurde.
Das Automatenglücksspiel ist in Österreich einerseits in den teilstaatlichen Casinos Austria und andererseits in Spielstätten, die eine Bundesländerkonzession haben, erlaubt. Die meisten dieser Lizenzen hat der niederösterreichische Novomatic-Konzern, dem auch ein Teil der Casinos Austria gehört, inne. In einigen Bundesländern ist das Automatenspiel außerhalb der Casinos Austria (Spielbanken und WINWIN-Salons) gänzlich verboten, etwa in Oberösterreich. Gegen das Automatenzocken in Casinos-Austria-Spielstätten können sich die Bundesländer nicht wehren, weil die Casinos Austria Bundeskonzessionen haben.