Skitourengehen boomt. Mehr als 700.000 Österreicher sollen laut Alpenverein zumindest gelegentlich mit Fellen am Berg unterwegs sein. Viele von ihnen üben den Sport dabei nicht im freien Gelände, sondern auf den schneesicheren und im Verhältnis ungefährlicheren Skipisten aus. Im Versuch, dem Ansturm Herr zu werden, setzen manche Skigebiete dabei zusehends auf Sperren - auch aus Haftungsgründen.

Im Bundesland Salzburg gilt seit 2015 im Snow Space Flachau ein Verbot für Skitourengeher auf den Pisten. "Weil es damals ein schneearmer Winter war und wir die ersten waren, die bis ins Tal beschneit hatten, sind an einzelnen Tagen bis zu 2.500 Tourengeher aus ganz Salzburg und Bayern gekommen", sagte Ernst Brandstätter von den Flachauer Bergbahnen im APA-Gespräch. "Einige sind kreuz und quer über die Piste aufgestiegen. Es gab damals eine Klagsandrohung wegen Gemeingefährdung. Darum mussten wir handeln."

Rechtlich abgesichert

Heute seien zwar nach wie vor Tourengeher unterwegs, sie würden sich aber meist am Pistenrand und damit an die Regeln halten. "Wir haben momentan keine Probleme. Durch das Verbot sind wir jedoch rechtlich abgesichert", erklärte Brandstätter. "Außerdem weisen viele Skigebiete im Bundesland eigene Pisten und Routen für Tourengeher aus. Die Leute müssen sich nur erkundigen, wo es geht."

Als zweites Skigebiet in Salzburg denken derzeit auch die Bergbahnen auf die Schmittenhöhe in Zell am See über Verbote für Skiwanderer nach. "Die Zahl der Tourengeher hat bei uns während des Normalbetriebs untertags massiv zugenommen. Dabei verhalten sich die Leute immer disziplinloser", berichtete Erich Egger, Geschäftsführer und Vorstand der Schmittenhöhebahn AG. "Die Leute ignorieren Hinweisschilder und Absperrungen. Wenn man sie darauf anspricht, hängen sie einem eine Gosche an. Viele glauben, sich am Berg an keine Regeln halten zu müssen. Dabei gefährden sie nicht nur sich selber."

Selbst auf ausgesteckten Trainingsstrecken oder auf einer für Kinder ausgewiesen Rennpiste mit Zeitnehmung seien schon Tourengeher unterwegs gewesen. "Wir wollen eigentlich keine Sperren", sagte Egger. "Aber es sind leider nicht nur einige wenige schwarze Schafe." Er wolle die nächsten Wochen dazu nutzen, eine Sperre rechtlich abzuklären. "Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verbot kommt, ist groß - auch aus Gründen der Haftung." Dass Tageskarten für Skitourengeher das Problem lindern, glaubt Egger übrigens nicht.

Anderenorts in Salzburg sieht man derzeit keinen Handlungsbedarf, wie ein APA-Rundruf ergab. "Unser Skigebiet ist so weitläufig und hat so viele Einstiegsstellen, dass es keine Probleme gibt", sagte Peter Bogensperger von der Liftgemeinschaft Obertauern. Bis auf wenige Ausnahmen würden beide Seiten aufeinander Rücksicht nehmen, meinte auch Peter Mitterer von den Hinterglemmer Bergbahnen. "Wir veranstalten mit der Mountain Attack auch eines der größten Skitourenrennen in ganz Österreich. Da nutzen viele die Pisten zum Trainieren. Das gehört zum Bild mittlerweile dazu."

"Der gesunde Hausverstand wird ausgeschaltet"

In Tirol gibt es Probleme mit Skitourengehern auf Pisten offenbar nur in den Skigebieten rund um Innsbruck. "Es ist ein Wahnsinn. Der gesunde Hausverstand wird einfach ausgeschaltet", ärgerte sich etwa der Hauptbetriebsleiter der Bergbahn im Skigebiet Mutterer Alm, Stefan Klotz, im Gespräch mit der APA. In seinem Skigebiet können die Pisten von Montag bis Freitag auf den ausgewiesenen Aufstiegsspuren begangen werden, an den Wochenenden herrsche hingegen ausschließlich Skibetrieb. In der Ferienzeit seien Pistenskitouren erst ab 16.00 Uhr erlaubt. Doch viele würden sich etwa an die ausgewiesenen Aufstiegsspuren einfach nicht halten und teilweise sogar zu viert nebeneinander die Piste "hinaufmarschieren". Wenn man die Betroffenen auf ihr falsches Verhalten hinweise, ernte man nur Unverständnis. Rechtlich habe man keine Chance, gegen die Wintersportler vorzugehen, es fehle an den Sanktionsmöglichkeiten, spielte Klotz auf die fehlenden Möglichkeiten für Verbote in Tirol an. "Tirol hinkt hier hinterher", meinte der Hauptbetriebsleiter.

Dass die Problematik in Tirol abseits des städtischen Zentralraums rund um die Landeshauptstadt eine weitaus geringere bis gar keine ist, bestätigte auch ein APA-Rundruf. "Bei uns ist das kein Thema. Hier sind nur ganz wenige Skitourengeher auf den Pisten unterwegs", hieß es etwa seitens der Mayrhofner Bergbahnen. Dasselbe gelte auch in andere Skigebieten im Zillertal.

Am steirischen Hauser Kaibling im Ennstal ist das Tourengehen rund um die Uhr seit mehreren Jahren schon verboten. Auf APA-Anfrage hieß es am Mittwoch, dass es zu gefährlich sei und daher aus sicherheitstechnischen Gründen nicht erlaubt ist. Ähnlich verhält es sich am Stuhleck am Semmering: Da wird generell von "aufsteigenden Gästen" gesprochen, die seit zehn Jahren schon nachts nicht auf die Piste dürfen, da das Gelände während der Bearbeitung mit den Raupen zu wenig gesichert werden kann. Seit zwei Jahren dürfen auch tagsüber während der Betriebszeit keine Gäste mehr zu Fuß aufsteigen - egal ob Tourengeher oder Schlittenfahrer, hieß es auf Nachfrage.

In Kärnten regeln es die Skigebiete unterschiedlich. Am Nassfeld ist das Tourengehen auf der Piste nicht erlaubt. "Es gibt keine eigene Spur, deshalb wäre das zu gefährlich", sagte Stefan Flaschberger, der technische Leiter, zur APA. Exekutieren könne man das Verbot aber nicht, weil dafür eine gesetzliche Grundlage fehle. Auf der Gerlitze ist Tourengehen erlaubt. Der Liftbetreiber verlangt für das Ticket, das dafür gelöst werden muss, acht Euro. Im Skigebiet Großglockner-Heiligenblut gibt es keine Regelung, der Aufstieg am Pistenrand wird geduldet. Nur in der Nacht, wenn die Hänge präpariert werden, ist es zu gefährlich und daher verboten.

In Oberösterreich ist in fünf Gebieten der Aufstieg - zum Großteil gegen Gebühr - möglich. Auf der Forsteralm ist Pistengehen gratis. Auch in den Skigebieten Kasberg, Sternstein und auf der Wurzeralm ist Pistengehen möglich. Zum Teil wird das nur während der Öffnungszeiten der Piste geboten, in manchen auch in der Nacht - wenn auch nur an bestimmten Tagen. Es gibt sogar eigene Aufstiegsspuren. Auf der Katrin besteht eine Versorgungsspur zu einer Skihütte, die auf eigene Gefahr tagsüber und nachts benützt werden kann. In allen anderen Gebiet ist das Pistengehen aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres verboten. Ab der heurigen Saison werden oberösterreichweit für die Benützung des Parkplatzes vier Euro und der Pisten plus einer oder mehreren Bergfahrten bis zu 20 Euro verrechnet.