Der Felssturzes kam dennoch überraschend und in einem solchen Ausmaß völlig unerwartet. Gunther Heißel zur Apa (Austria Presseagentur): "Niemand hat die Situation für so extrem gehalten!" Nach drei Erkundungsflügen über das Gefahrengebiet sieht der Landesbiologe eine Verkettung mehrerer Umstände als Ursache. "Erstens das Gestein selbst: Es handelt sich um schwarzen Schiefer, der auch im trockenen Zustand extrem rutschfreudig ist. Wenn Wasser hinzukommt, gibt es kein Halten mehr. Zweitens das sehr steile Gelände und drittens hat es diesen Sommer extrem geregnet, da war noch Restfeuchtigkeit im Berg drin. Wenn es zu Temperaturschwankungen wie in den letzten Tagen kommt, mit Plusgraden am Tag und Minusgraden in der Nacht, dehnen sich die Felsspalten aus und es kann wiederum Wasser eindringen."
Den Sommer über habe es mehrfach Steinschläge in dem betroffenen Hang gegeben. "Im Hinblick auf die Straße haben wir gesagt, wenn das nicht aufhört, müssen wir uns Maßnahmen überlegen. Das planerische Problem dabei ist, dass dort auch Lawinengefahr herrscht", so Heißel. Schutzbauten vor Lawinen oder Steinschlag stellen die Experten allerdings vor unterschiedliche Herausforderungen. An einer Lösung sei aber bereits gearbeitet worden.
Jetzt heißt es "abwarten"
Die Frage wie lange in Vals die Gefahr noch als akut eingestuft werden muss, konnte Heißel am Sonntag nicht beantworten: "Der Berg kommt zur Ruhe, wenn entweder alles herunter ist oder eine neue stabile Verteilung des Gesteins eintritt." Am Sonntag hieß es erst einmal "abwarten".
Der Felssturz von Vals stellt trotz der gewaltigen Dimension aus Geologensicht alles andere als ein Jahrhundertereignis dar. Vergleichbares gebe es auch in Tirol alle fünf bis zehn Jahre, glücklicherweise vor allem in unbesiedeltem Gebiet. Das letzte Mal, wo Siedlungsgebiet betroffen war, sei der Felssturz in Huben im Ötztal 1999 gewesen. Damals wurde die Landesstraße verlegt und ein Gewerbebetrieb verschüttet, der kurz vor der Eröffnung stand.