Der Advent läuft bereits auf Hochtouren. Die Weihnachtsfeiertage nahen. Für viele ist das Fest der Liebe eine Gelegenheit, Zeit mit den Liebsten zu verbringen.
Da überrascht das Ergebnis einer Online-Umfrage der Kleinen Zeitung. 78 Prozent gaben an, das Fest mit Familie und/oder Freunden zu feiern, 2 Prozent "jedenfalls in Gesellschaft" und 19 Prozent "allein". Fast jeder Fünfte wird demnach den Heiligen Abend heuer alleine verbringen. Nicht immer ganz freiwillig.
Viele sind aufgrund verschiedenster Umstände gezwungen, alleine zu feiern. Einsamkeit ist in der Bevölkerung verstärkt ein Thema, weiß auch die Leiterin der TelefonSeelsorge Graz Daniela Bauer zu berichten. Dabei seien nicht die Weihnachtsfeiertage selbst das akute Problem, sondern eher die Tage davor und danach. "Davor, weil der Erwartungsdruck besonders spürbar ist - und danach kommt oft dieses Loch, in das man reinfällt", erklärt Bauer. Zu Weihnachten selbst funktioniere es meist recht gut. Da würde man von Freunden, Verwandten oder Bekannten eingeladen. Und auch in Einrichtungen, wie etwa Altersheimen, würde man „bespaßt“. "Schlimm wird es dann wieder nachher - da sind wir auch ganz besonders gefragt", schildert Bauer weiter.
Generalhilfsplan für die Menschen, die sich bei der Telefonseelsorge melden, gäbe es übrigens keinen. "Wir gehen auf jeden einzelnen Anrufer ein", so Bauer. Der erste Schritt sei schon getan, wenn Menschen überhaupt zum Hörer greifen. Bauers Appell: „Bitte scheuen Sie sich nicht anzurufen, es sind viele Einrichtungen rund um die Feiertage als Anlaufstellen da!"
Trend zu Vereinsamung
Interessant sei auch, dass nicht so sehr die Anzahl der Hilferufe steige, jedoch aber die inhaltliche Tiefe. "Die Gespräche sind vor allem im Inhalt intensiver. Da ist es ganz wichtig, dass jemand da ist, der gut zuhören kann", schildert Bauer. Drei thematische Schwerpunkte seien auszumachen: nämlich Einsamkeit, Beziehungsprobleme mit Partnern oder über die Generationen und psychische Belastungen.
Nach wie vor würden eher Frauen zum Hörer greifen. Aber: Im Vergleich steigt der Männeranteil.
Den Trend zur Vereinsamung beobachtet Bauer übrigens schon länger. „Explizit sagen es zwar die wenigsten“, aus den Gesprächen sei er aber abzuleiten.