Gerne wird es als "Männerschnupfen" abgetan, wenn männliche Zeitgenossen unter einer Erkältung leiden. Der Mann sei ein Jammerlappen, wenn er wegen einem Kratzen im Hals oder anderen Erkältungserscheinungen einen leidenden Eindruck macht - der Hohn der Frauenwelt ist ihnen gewiss. Forscher haben nun herausgefunden, dass der Mythos des Männerschnupfens tatsächlich nicht unbegründet ist.
Die Immunologin Beatrix Grubeck-Loebenstein von der Universität Innsbruck widmet sich in ihren Forschungen der Frage, wie sich die Immunsysteme von Frauen und Männern unterscheiden. "Grob vereinfacht lässt sich feststellen, dass Männer durch die Unterschiede in der Immunantwort häufiger krank werden können als Frauen", erklärt die Wissenschaftlerin im Vorfeld des internationalen Männertages (19.11.) gegenüber der Deutschen Presseagentur.
Der Grund, warum Männer tatsächlich leichter krank werden, liegt in der Systematik von Immunsystem. Um Krankheitserreger durch körpereigene Immunzellen zu bekämpfen gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Arten: spezifische und unspezifische Immunzellen. Erstere sind gegen quasi Experten auf ihrem Gebiet und nur gegen bestimmte Krankheitserreger wirksam. Beispiele: Manche Zellen sind auf die Bekämpfung von Grippeviren spezialisiert, andere auf Herpesinfektionen.
Immunsystem der Frauen reagiert schneller
Der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt in der Vermehrung der Immunzellen: Während Östrogen der Frauen die Vermehrung der spezifischen Immunzellen unterstützt, wirkt das männliche Testosteron hemmend. "Östrogen stimuliert das Immunsystem, Testosteron hingegen unterdrückt es. Das Immunsystem von Frauen reagiert deshalb schneller und aggressiver gegen Krankheitserreger als das von Männern", erklärt Marcus Altfeld vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut. Entsprechend gilt: Je höher der Testosteron-Gehalt, desto öfter werden Männer krank.
Über die Ursache dieser Ungleichheit zwischen Männern und Frauen herrscht noch Unklarheit. Auffallend sei allerdings, das der Effekt durch das Östrogen bei jungen Frauen ab der Pubertät besonders ausgeprägt ist, erklärt Grubeck-Loebenstein.