Die als Pilotprojekt bei Kufstein-Nord durchgeführte Lkw-Blockabfertigung hat am Freitag die erwünschte Wirkung erzielt. Die Dosierung der Lkw auf 250 pro Stunde habe die Inntalautobahn (A12) sehr gut befahrbar gehalten, sagte Markus Widmann, Leiter der Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion Tirol. Die deutsche Exekutive berichtete indes von umfangreichen Staus in Bayern.
Zwischen Innsbruck und Hall habe es in der Früh zwar starken Verkehr und eine gewisse Behinderung gegeben. Diese sei aber überschaubar gewesen. "Normalerweise haben wir an solchen Tagen einen Lkw-Rückstau von Innsbruck bis Wiesing oder gar bis Kramsach. Das sind rund 40 Kilometer", erklärte Widmann. Die Lkw wurden bei einem Kontrollpunkt bei Kufstein-Nord auf den Pannenstreifen ausgeleitet und auf rund zehn km/h verlangsamt. Komplett zum Stillstand musste der Lkw-Verkehr, zumindest bei Kufstein, nicht gebracht werden.
Die deutsche Exekutive berichtete jedoch von starken Stauungen auf deutscher Seite bereits Freitagfrüh. Innerhalb weniger Minuten sei es zu größeren Lkw-Staus auf dem rechten Fahrstreifen der A93 (Anm., Verlängerung der A12 auf deutscher Seite) gekommen. Schon gegen 7 Uhr hatte der Rückstau der Lkw das Inntaldreieck erreicht, teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in einer Aussendung mit.
Weitere Entwicklung wird beobachtet
Die Blockabfertigung hatte um 5 Uhr, zeitgleich mit dem Ende des generell geltenden Lkw-Nachtfahrverbots, begonnen. Gegen Mittag sei der Zulauf an Lkw bei Kufstein bereits weniger geworden, sagte Widmann. Man werde die weitere Entwicklung aber genau beobachten und situationsbezogen entscheiden, wie lange die Lkw-Blockabfertigung aufrechterhalten wird.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich indes zufrieden mit der Blockabfertigung. "Die Ergebnisse zeigen, dass ein Verkehrskollaps in Tirol, wie wir ihn zuletzt zu Pfingsten erlebten, verhindert wurde", so der Landeshauptmann in einer Aussendung. Dass auf bayrischer Seite der stockende Lkw-Verkehr bis zum Inntaldreieck reichte, sei für Platter der Beweis, dass internationaler Handlungsbedarf besteht. "Die Grenze der Belastbarkeit für Mensch, Umwelt und Infrastruktur am Brennerkorridor ist erreicht", betonte der LH. Es müssten nun effektivere Maßnahmen wie eine Korridormaut zwischen München und Verona sowie eine verstärkte Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene folgen.
Mögliche EU-rechtliche Bedenken, wie sie der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zuletzt geäußert hatte, sah man in Tirol nicht. "Das Tropfenzählsystem ist durch zwei wichtige Gründe gerechtfertigt, nämlich einerseits durch das Erfordernis, die Autobahn als lebenswichtige Verkehrsader funktionsfähig zu halten, andererseits durch den Schutz der Umwelt einschließlich der Gesundheit der entlang der Autobahn lebenden Bevölkerung", meinte EU-Rechtsexperte Walter Obwexer.