Gegen den Burschen ist am Landesgericht für Strafsachen ein Verfahren wegen Betrugs, Hehlerei und gefährlicher Drohung anhängig, das sich bereits im Hauptverhandlungsstadium befindet.
Zwei Verhandlungstermine platzen gelassen
Der 18-Jährige hat allerdings schon zwei Verhandlungstermine platzen lassen, bestätigte der Wiener Anwalt Leonhard Kregcjk, der den Jugendlichen in diesem Verfahren vertreten hätte sollen, am Dienstag der APA. Nachdem er beim ersten Mal unentschuldigt nicht erschienen war, wollte ihn die zuständige Richterin zum nächsten Termin am 11. September - gerade ein Mal eine Woche vor der ihm zur Last gelegten Bluttat an seiner jüngeren Schwester - zwangsweise vorführen lassen. Die Polizei traf den Burschen an seiner Adresse aber offenbar nicht an. "Die Vorführung hat nicht geklappt", sagte Kregcjk, der im nunmehrigen Mordverfahren vorerst kein Mandat des 18-Jährigen hat.
In U-Haft ist der Bursch bis zum Tötungsdelikt nicht gesessen, da es sich bei seinen bisherigen Verfehlungen um Fälle von Kleinkriminalität gehandelt hat. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, der APA erläuterte, soll der Afghane im April 2016 ein Handy gekauft haben, obwohl er wusste, dass dieses gestohlen war. Im Oktober soll der 18-Jährige gemeinsam mit einem Bekannten einem Mann vorgemacht haben, er könne diesem ein Taxi nach Serbien besorgen. Die beiden sollen dafür im Voraus 600 Euro kassiert, den Mann aber im Regen stehen haben lassen. Die gefährliche Drohung bezieht sich schließlich auf einen Zwischenfall im Dezember, als der 18-Jährige einen Zugbegleiter in Furcht und Unruhe versetzt haben soll, als dieser seinen Fahrschein kontrollieren wollte.
Protokoll der Einvernahme
Nach der Tötung einer 14-Jährigen in Wien-Favoriten hat der Bruder des Opfers angegeben, seine Schwester im Streit erstochen zu haben. Er habe sie zufällig bei einer U-Bahn-Station getroffen und sie überreden wollen, nach Hause zurückzukehren, zitierte Polizeisprecher Harald Sörös am Dienstag aus der Einvernahme. Sie bereite "den Eltern Kummer", lautete ein Vorwurf des 18-Jährigen an das Mädchen.
Mädchen war im Krisenzentrum
Nachdem sich der 18-Jährige am Montagvormittag kurz nach der Tat bei der Polizei gestellt hatte, wurde er bis in die Abendstunden von Ermittlern der Mordgruppe des Landeskriminalamts einvernommen. Der Afghane wohnt selbst nicht mehr bei seiner Familie, sondern nach eigenen Angaben abwechselnd bei Freunden und Bekannten. Seine Schwester war in der Vorwoche in ein Krisenzentrum des Jugendamts gezogen, weil sie sich daheim zu sehr eingeengt gefühlt hatte.
Schwester zur Rede gestellt
Nach eigenen Angaben erkannte der Angeklagte seine Schwester in der Früh bei einer U-Bahn-Station und stellte sie zur Rede. Das Mädchen habe nicht in aller Öffentlichkeit diskutieren wollen, daher seien die beiden in Richtung des späteren Tatorts in der Puchsbaumgasse gegangen, erläuterte Sörös. Dort ist nach Angaben des 18-Jährigen ein heftiger Streit entstanden, worauf sie von der Straße in den Innenhof eines Hauses gingen.
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Die Auseinandersetzung sei eskaliert. Daraufhin habe er seine Schwester mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt, gestand der junge Mann in der Einvernahme. Bei dem Messer handelte es sich um eine Waffe mit 20 Zentimeter langer Klinge, sagte Sörös. Der 18-Jährige hatte es am Tatort weggeworfen, die Ermittler stellten es sicher. Der Beschuldigte sollte am Dienstag in eine Justizanstalt überstellt werden.
Der Festgenommene dürfte allein gehandelt haben. Die Familie hatte laut Sörös nichts davon gewusst und mit dem 18-Jährigen vor der Tat keinen Kontakt. Der Vater lebt demnach seit einigen Jahren in Österreich, seine Frau, die 14-Jährige und eine heute 16-Jährige Schwester sowie zwei Brüder folgten ihm mit der Zeit. Zwei weitere Söhne wurden bereits in Wien geboren. Die gesamte Familie bekam Asyl zugesprochen.