Nach zahlreichen Zeugenaussagen ist am Freitag am Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen einen Motorradfahrer, der im Mai nach einer waghalsigen Flucht vor der Polizei einen Unfall gebaut hat, erneut vertagt worden. Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik wollte weitere Zeugen hören, zudem beantragte Verteidiger Leonhard Kregcjk die Einholung eines Gutachtens.
Der Angeklagte, der als Protagonist einer TV-Abnehmshow bekannt wurde, ist auch für die Polizei kein unbeschriebenes Blatt. 14 Vorstrafen weist der Beschuldigte auf. Und als der 47-Jährige am 26. Mai auf seiner Maschine im Bereich des Karl-Marx-Hofes in Döbling aufgrund seines wilden Fahrstils auffiel, erkannten ihn die Polizisten trotz Jet-Helms recht schnell. "Ich hab ihn auf einem Fahndungsfoto gesehen", sagte einer der Beamten, der die Verfolgung aufnahm, weil das Motorrad fast ein Kind am Schutzweg erfasste.
Die Polizisten errichteten zwei Polizeisperren, die der 47-Jährige jedoch mit dem Motorrad leicht umfahren konnte. Immer wieder gab der Biker Gas und raste mit bis zu 130 km/h durch die Wiener Bezirke. In der Gymnasiumstraße in Währing war die Flucht schlussendlich zu Ende. Der Mann krachte mit der Maschine in parkende Fahrzeuge, nachdem er eine Bodenwelle übersehen haben dürfte.
"Ich war der Meinung, dass er das nicht überlebt hat", sagte der Polizist. Doch plötzlich bäumte sich der Biker auf und wollte in seine Jacke greifen, worauf der Beamte einen Schreckschuss in die Luft abgab. "Wenn jemand Straßensperren durchbricht, wird schon ein Grund dafür da sein", erklärte der Polizist. Tatsächlich wurden bei dem Mann zwei Messer gefunden, obwohl ein Waffenverbot gegen ihn besteht, und er hatte Kokain und Alkohol intus.
Er beschimpfte die Beamten, drohte mit dem Umbringen und ließ wissen, dass er ein Anwärter der Hell's Angels sei. Dieser Aussage widersprach am Freitag die Community und ließ über ihren Anwalt Werner Tomanek ausrichten, dass der 47-Jährige zu keinem Zeitpunkt "Prospect", also Anwärter, des Hell ́s Angels Motorcycle Clubs Vienna gewesen sei. Der Mann sei vor Jahren ein sogenannter "Hangaround" gewesen, also Anwärter auf den "Prospect"-Status, aber schlussendlich von der Gruppierung nicht als Anwärter anerkannt worden.
Der Angeklagte, der sich weiterhin nicht schuldig bekannte, wurde am Freitag von der Justizwache vorgeführt. Seit einer Woche sitzt der 47-Jährige wegen Verwaltungsstrafen in Strafhaft. Bei der Verhandlung im Straflandesgericht muss er sich nun u.a. wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Gefährdung der körperlichen Sicherheit, gefährlicher Drohung, schwerer Körperverletzung und Vergehen nach dem Waffengesetz verantworten. Der Prozess wird am 19. Oktober fortgesetzt.