Im Wiener Landesgericht ist am Mittwoch der Prozess um einen Brand in der Justizanstalt (JA) Josefstadt fortgesetzt worden, bei dem drei Häftlinge schwer verletzt wurden. Elf Justizwachebeamte erlitten Rauchgasvergiftungen. "Ich bin seit 23 Jahren bei der Justizwache. So was hab' ich noch nicht erlebt. Im Nachhinein bin ich froh, dass es keinen Toten gegeben hat", sagte einer von ihnen als Zeuge.

Ein 33-jähriger Algerier muss sich in dieser Sache seit Anfang August wegen Mordversuchs vor einem Schwurgericht (Vorsitz: Andrea Wolfrum) verantworten. Er hatte in der Zelle, die er mit drei anderen Männern teilte, am 16. Oktober 2016 Feuer gelegt, um seine Verlegung in einen anderen Haftraum zu erzwingen. Beim Prozessauftakt hatte er den Tötungsvorsatz bestritten. Er habe zwar seine Matratze angezündet und wisse, dass Feuer eine gefährliche Sache ist. Er sei aber davon ausgegangen, dass die Justizwache rechtzeitig einschreiten und ihn sowie seine Kollegen retten werde.

Vertagung der Verhandlung wahrscheinlich

Dass man in der JA nur um ein Haar einer Katastrophe entging, veranschaulichte der Einsatzleiter der Polizei den Geschworenen. "Es war Chaos", erinnerte sich der Brandspezialist im Zeugenstand an den Moment, als er am Ort des Geschehens eintraf. Die Betriebsfeuerwehr hätte zuerst Löschversuche durch die Speiseklappe der in Brand gesetzten Zelle unternommen. Ohne Beiziehung der Wiener Berufsfeuerwehr wären die Insassen der Zelle aber wohl nicht zu retten gewesen.

Dass die Gefangenen nicht an den Rauchgasen erstickten, "war nur dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass zwei Oberlichten geöffnet waren", stellte der Zeuge fest. Ansonsten wären sie nach Einschätzung des Experten binnen fünf bis sieben Minuten umgekommen.

Da ein für die Verteidigung wesentlicher Zeuge krankheitsbedingt nicht seiner Ladung nachkommen konnte, ist eine Vertagung der Verhandlung wahrscheinlich. Der Rechtsbeistand des Angeklagten ließ durchblicken, dass er auf die Vernehmung dieses Justizwachebeamten nicht verzichten wird.