Über den nach sexuell motivierten Übergriffen in Wiener U-Bahn-Stationen festgenommenen Mann ist am Samstag vom Landesgericht für Strafsachen die U-Haft verhängt worden. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage mit. Als Haftgründe wurden Flucht- und Tatbegehungsgefahr angenommen. Der Verdächtige soll erstmals bereits am 31. Mai eine junge Frau bedrängt haben.
Unsittlich im Intimbereich berührt
Bisher waren nur zwei Fälle bekannt, die sich am vergangenen Montagabend innerhalb von zehn Minuten in den U3-Stationen Landstraße und Neubaugasse ereignet hatten. Der Verdächtige soll sich jeweils auf Rolltreppen unmittelbar hinter seine 17 bzw. 24 Jahre alten Opfer gestellt und diese dann unsittlich im Intimbereich berührt haben, wobei er bei der Jüngeren eine Art Holzprügel verwendet haben dürfte, der von der Polizei sichergestellt werden konnte. Die jungen Frauen wurden mittlerweile als Zeuginnen vernommen und haben den 36-Jährigen - einen besachwalterten gebürtigen Tschechen, der über keinen festen Wohnsitz verfügt - belastet. Eine erste Auswertung des Videomaterials der Wiener Linien belegt dem Vernehmen nach ihre Angaben.
Bei dem Verdächtigen dürfte es sich um einen Serien-Täter handeln, denn schon vor mehr als sechs Wochen soll er eine ihm völlig unbekannte Frau in aller Öffentlichkeit belästigt haben, indem er ihr zu nahe kam und sie abtastete. Als sie sich wehrte, soll er versucht haben, ihr einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, bestätigte Gerichtssprecherin Salzborn der APA. Diesem konnte die junge Frau, der in weiterer Folge die Flucht glückte, ausweichen.
Mehrere einschlägige Vorstrafen
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 36-Jährigen nun wegen sexueller Belästigung (Paragraf 218 StGB) und versuchter Körperverletzung. Das Strafgesetzbuch sieht dafür eine maximale Strafdrohung von bis zu einem Jahr vor. Nicht zuletzt im Hinblick auf das getrübte Vorleben des Mannes gab das Landesgericht dennoch dem U-Haft-Antrag der Staatsanwaltschaft Folge: der 36-Jährige weist mehrere einschlägige Vorstrafen auf und ist auch schon im Gefängnis gesessen.
Unmittelbar nach seiner Festnahme war es der Polizei nicht gelungen, mit dem Mann eine Einvernahme durchzuführen. Er soll einen psychisch kranken Eindruck gemacht und sich vor den Kriminalisten in Selbstgesprächen, begleitet von grundlosem und unkontrolliertem Grinsen, ergangen haben.
Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, sind in Bezug auf den Verdächtigen Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende paranoide Schizophrenie schon länger bekannt. Ein psychiatrisches Gutachten wurde bisher allerdings nicht eingeholt. Das wird nun nachgeholt, um abklären zu lassen, ob der 36-jährige Mann überhaupt zurechnungs- und damit schuldfähig ist. "Ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben, ein Sachverständiger bestellt", so Salzborn.
Verdächtiger sprach zu Vorwürfen
Seit der Überstellung des 36-Jährigen in die Justizanstalt Josefstadt dürfte sich dessen Zustand gebessert haben - möglicherweise aufgrund der Verabreichung von Medikamenten, über die der Obdachlose bis dahin wohl nicht verfügte. Gegenüber dem Journalrichter machte er erstmals Angaben zu den wider ihn erhobene Vorwürfen. Er soll diese verharmlost und seiner Verwunderung Ausdruck verliehen haben, dass er dafür in Haft genommen wird.
Wie es in dem Fall weitergeht, hängt entscheidend von den Feststellungen des psychiatrischen Sachverständigen ab. Über eine etwaige Verlängerung der U-Haft muss in zwei Wochen entschieden werden.