Seit Montagmittag ist es offiziell: Auch in Österreich sind Eier, die mit dem Insektengift Fipronil belastet sind, in Umlauf gekommen. Von 80 gezogenen Proben, die am Freitag an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weitergeleitet wurden, bestätigte sich in acht Fällen der Verdacht, bei 19 weiteren laufe noch die Abklärung, teilt die AGES auf ihrer Homepage mit.
0,1 Milligramm pro Kilo
Der höchste gemessene Wert liegt bei 0,1 Milligramm pro Kilo, das sei um das Zehnfache weniger als der höchste Wert, der bisher in Belgien gemessen wurde. Nachgewiesen wurde das Insektengift in Eiprodukten für den Gastronomiegroßhandel mit Herkünften aus Deutschland, Niederlanden, Belgien und Polen.
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Dabei dürfte es sich offenbar aber nicht um jene gekochten und geschälten Eier handeln, die zwei oö. Großhändler vergangene Woche aus den Niederlanden importiert und an Gastrobetriebe verkauft hatten. Die oö. Lebensmittelaufsicht hatte zu Mittag von der AGES noch keine Untersuchungsergebnisse, hieß es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Rudi Anschober (Grüne). Nach dem Auftauchen der Verdachtsfälle in Oberösterreich wurden ergänzend noch bundesweit weitere Proben in Eiern sowie Eiprodukten gezogen. Frischeier waren bisher nicht betroffen.
Infoline eingerichtet
Laut AGES besteht keine Gesundheitsgefährdung. Alle mit Fipronil belasteten Eierprodukte werden umgehend vom Markt genommen. Für Fragen zu Fipronil hat die AGES eine Infoline unter Tel: 050 555 555 eingerichtet. Das Mittel ist ein Breitspektrum-Insektizid. Dieses Insektizid wird beispielsweise in der Veterinärmedizin zur Bekämpfung von Flöhen und Zecken bei Hunden und Katzen verwendet. Es ist jedoch als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren verboten.
Fipronil ist nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht krebserregend und erbgutschädigend. Es kann beim Menschen neurotoxisch wirken. In höheren Dosen führt es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, bis hin zu Lähmungserscheinungen.
Bei den Mengen die bisher in den Eiern (Niederlande, Deutschland) gefunden wurden, ist von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung für Menschen auszugehen. Geht man von dem höchsten in einem Ei gemessenen Wert aus, so wäre eine tägliche Aufnahmemenge von sieben Eiern für Erwachsene bzw. einem Ei für ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht tolerierbar.
Österreichische Eierimporte
Aus den Niederlanden wurden 2016 rund 3.588 Tonnen Eier (in der Schale frisch, gekocht, haltbar) nach Österreich geliefert, teilte die Statistik Austria in der Vorwoche mit. Aus Deutschland wurden 7.678 Tonnen und aus Polen 3.719 Tonnen importiert.
Österreich führte im vergangenen Jahr gar keine Eier aus Belgien ein. Insgesamt wurden 2016 rund 21.600 Tonnen Eier ins Land gebracht. Österreich importiert aber verhältnismäßig wenige Eier und Eiprodukte. Rund 84 Prozent des Inlandsverbrauchs können mit heimischer Produktion gedeckt werden. Zuletzt lag die österreichische Eierproduktion bei rund 111.000 Tonnen.
Die jährliche Eierproduktion in Österreich liegt laut Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) bei rund 1,8 Mrd. Stück, der gesamte österreichische Konsum bei rund 2 Mrd. Stück. Von den 6,5 Millionen Legehennenplätzen entfallen elf Prozent auf biologische Erzeugung, 21 Prozent auf Freilandhaltung und 66 Prozent auf Bodenhaltung. Der Pro-Kọpf-Verbrauch (inklusive verarbeitete Produkte mit Ei) beläuft sich in Österreich auf 235 Eier oder 14,5 Kilogramm. Die Wertschöpfung der Eierwirtschaft beziffert die ZAG mit rund 240 Mio. Euro.
Rund 4.800 Tonnen Vogeleier ohne Schale, Eigelb frisch oder getrocknet, importierte Österreich im Jahr 2016, davon 2.577 Tonnen aus Deutschland und 753 Tonnen aus den Niederlanden sowie 120 Tonnen aus Belgien.
Eierdatenbank schafft lückenlose Nachvollziehbarkeit
Eipackstellen mit AMA-Gütesiegel, AMA-Biosiegel oder "Tierschutz geprüft" nehmen an der österreichische Eierdatenbank teil und ermöglichen eine lückenlose Nachvollziehbarkeit. Für in der Nahrungsmittelindustrie verwendete Eiprodukte gibt es aber in der Europäischen Union keine Herkunftskennzeichnung. Die Landwirtschaftskammer fordert seit Langem hierzulande eine Eier-Kennzeichnung in der Gastronomie und bei verarbeiteten Produkten.