An der markanten Grenze zwischen kühler Luft im Westen und heißer Luft im Osten sind in der vergangenen Nacht die befürchteten schwere Gewitter entstanden. Vor allem die heftigen Sturmböen und der starke Regen verursachten Schäden. An den Wetterstationen der ZAMG wurden im Gebiet vom Burgenland über das Wiener Becken bis zum Weinviertel in vielen Regionen Sturmböen um 100 km/h gemessen. Am Flughafen Schwechat wurden fast 120 km/h registriert, in Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) sogar knapp 130 km/h. Selbst in der Wiener Innenstadt erreichten die Sturmböen noch um die 90 km/h.
Innerhalb kurzer Zeit kamen laut Messungen der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) auch beachtliche Regenmengen zusammen. So fielen in Dellach im Drautal von Donnerstag Früh bis Freitag Früh knapp 70 Millimeter. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen August regnet es in Dellach im gesamten Monat 130 Millimeter. In Innsbruck kamen in 24 Stunden 55 Millimeter Regen zusammen. In einem durchschnittlichen August regnet es in Innsbruck im gesamten Monat rund 130 Millimeter.
9.121 Blitzeinschläge in Österreich
Das Blitzortungssystem ALDIS registrierte von Donnerstag 8.00 Uhr bis Freitag 8.00 Uhr 9.121 Blitzeinschläge in Österreich. Die blitzreichsten Bundesländer waren Niederösterreich mit 2.669, die Steiermark mit 2.245 und Oberösterreich mit 1.476 Einschlägen. In Niederösterreich waren das die blitzreichsten 24 Stunden dieses Jahres. In allen den anderen Bundesländern gab es heuer schon Tage mit mehr Blitzen. Von den Rekorden sind die Blitzzahlen der vergangenen en 24 Stunden weit entfernt. So gab es beispielsweise im Sommer 2015 in der Steiermark einen Tag mit rund 6.800 Blitzeinschlägen und in Niederösterreich brachte der Sommer 2014 einen Tag mit rund 5.100 Blitzeinschlägen.
Tirol: Brennerbundesstraße zumindest bis Samstag
Nach neuerlichen Unwettern und Murenabgängen am Donnerstag in Tirol bleibt die Brennerbundesstraße (B182) zwischen Mühlbachl und Schönberg zumindest bis Samstag gesperrt. Das teilte das Land in einer Aussendung mit. Ob eine Freigabe am Sonntag möglich ist, hängt vom Fortschritt bei den Aufräumarbeiten ab. Die Umleitung erfolgt über die mautpflichtige Brennerautobahn (A13).
Die Ellbögener Landesstraße (L38) wurde unterdessen nach der Begutachtung einiger Hangrutsche ober- und unterhalb der Straße durch den Landesgeologen und das Baubezirksamt Innsbruck wieder freigegeben. Aufgrund von Aufräumarbeiten sei die Straße allerdings nur erschwert passierbar. Es müsse mit Wartezeichnen gerechnet werden, hieß es.
Burgenland: 40.000 Haushalte waren ohne Strom
Ein Sturm, der sich über alle Landesteile erstreckte, hat vielen Feuerwehren im Burgenland eine unruhige Nacht beschert. Rund 400 Einsätze mussten die Helfer seit Donnerstagabend abarbeiten, teilte die Landessicherheitszentrale Burgenland heute, Freitag, mit. An die 170 Wehren waren im Einsatz, um Schäden zu beseitigen und Aufräumarbeiten durchzuführen. Auch in Burgenland waren infolge Sturmschäden Straßen blockiert. Betroffen waren laut Landessicherheitszentrale Burgenland unter anderem die Gemeinden Donnerskirchen, Jois, Purbach und Klingenbach. Von Verletzten war zunächst nicht bekannt.
Die schweren Unwetter haben in der Landwirtschaft im Burgenland nach ersten, vorsichtigen Schätzungen einen Schaden von mehr als einer Million Euro verursacht.
>> Millionenschaden für Landwirtschaft im Burgenland
Der orkanartige Sturm in der Nacht auf Freitag hat im Burgenland auch den Stromleitungen arg zugesetzt. Bis zu 40.000 Haushalte seien vorübergehend ohne Strom gewesen, teilte die Netz Burgenland mit. Vor allem im 20-kV-Netz und im Niederspannungsbereich habe es zahlreiche Störungen gegeben.
Infolge der Unwetterschäden kam es auch zu mehreren Unterbrechungen von Zugstrecken im Burgenland und in Niederösterreich. Die ÖBB meldete auf ihrer Homepage am Freitag, dass zwischen Wulkaprodersdorf und Eisenstadt voraussichtlich bis 12.00 Uhr keine Züge fahren können. Ab 6.00 Uhr werde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, hieß es. Auch die Raaberbahn konnte zwischen Neusiedl am See und Bad Neusiedl am See wird bis zu Mittag nicht verkehren. Die Ostbahnstrecke zwischen Wien Stadlau und Marchegg war unterbrochen. Ausfälle infolge der Unwetterschäden gab es auch zwischen Bad Sauerbrunn und Mattersburg sowie zwischenzeitlich zwischen Bruck an der Leitha und Nickelsdorf.
Niederösterreich: 1.250 Mann im Einsatz
119 Feuerwehren mit etwa 1.250 Mann sind am Donnerstagabend bzw. in der Nacht auf Freitag in Niederösterreich im Unwettereinsatz gestanden. Eine Gewitterfront mit heftigen Sturmböen war vom Süden über das Land gezogen, teilte Alexander Nittner vom Landeskommando NÖ mit. Es war die zweite an diesem Tag. Laut Nittner mussten vor allem Sturmschäden beseitigt werden. Bäume seien in Stromleitungen und auf Straßen gestürzt, u.a. auch auf die Ostautobahn (A4). Keller mussten ebenfalls ausgepumpt werden.
Wien: Berufsfeuerwehr mit 200 Einsätzen
Die Wiener Berufsfeuerwehr ist in der Nacht auf Freitag wegen des Unwetters rund 200 Mal ausgerückt. Die meisten Einsätze waren wegen des Sturms und wurden wegen "umgestürzter Bäume oder Bäume, die umstürzten drohen" alarmiert, sagte Feuerwehrsprecher Lukas Schauer. "Uns sind keine Verletzten bekannt", sagte der Sprecher.
Salzburg: Mure verlegte im Salzburger Lungau Gemeindestraße
In Hintermuhr (Lungau) sind am Donnerstagnachmittag während eines starken Unwetters in zwei Gräben mehrere Muren abgegangen. Dadurch wurde eine Gemeindestraße auf einer Länge von rund 500 Metern überflutet. Personen wurden nicht verletzt. Gemeindearbeiter und die Freiwillige Feuerwehr führten die Aufräumarbeiten durch.
Ostautobahn war gesperrt
Laut Ö3 war auch die A4 (Ostautobahn) stundenlang gesperrt, weil zahlreiche Bäume auf die Fahrbahn gestürzt waren. Mit Schneeräumfahrzeugen räumten die Einsatzkräfte Bäume weg. In den frühen Morgenstunden war ein Fahrstreifen wieder frei, die Aufräumarbeiten dauerten weiter an. Auch in Tirol und Salzburg sorgten die Unwetter für Verkehrsbehinderungen. Die Brenner Straße (B182) durch das Tiroler Wipptal wurde wegen Muren gesperrt, ebenso die Ellbögener Landesstraße (L38) bei Ellbögen. Der Verkehr wurde über die Brenner Autobahn (A13) umgeleitet.
In Salzburg war die Muhrer Gemeindestraße betroffen. Die Tauernautobahn (A10) am Nachmittag bei Zederhaus in Fahrtrichtung Norden überschwemmt und gesperrt worden. Bis zum Abend war sie aber wieder frei befahrbar.