Zwei oberösterreichische Großhändler haben offensichtlich mehrere Hundert Kilo gekochte und geschälte Eier von Chargen, die in Deutschland als betroffen gelten, an die heimische Gastronomie verkauft, bestätigte der zuständige Landesrat Rudi Anschober (Grüne) einen Bericht des ORF OÖ.
"Es wurden sofort nach Information aus Deutschland die belieferten Abnehmer in ganz Österreich durch die beiden Unternehmen informiert und ein vorsorglicher Rückruf veranlasst", teilte das Büro Anschober mit. Derzeit laufe die Rückholaktion jener niederländischen Eier, die bei einer der beiden Firmen bereits abgeschlossen sei.
Laut derzeitigen Kenntnisstand nicht krebserregend
Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat rund um die Fipronil-Affäre auch bereits mit möglichen Verdachtsfällen in Österreich gerechnet. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Betriebe vorsorglich importierte Eier und Eiprodukte vom Markt nehmen", hieß es auf der AGES-Homepage.
Fipronil sei nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht krebserregend und erbgutschädigend. Es könne beim Menschen neurotoxisch wirken. In höheren Dosen führt es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen.
Bei den Mengen die bisher in den Eiern (Niederlande, Deutschland) gefunden wurden, sei von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung für Menschen auszugehen. Gehe man von dem höchsten in einem Ei gemessenen Wert aus, so wäre eine tägliche Aufnahmemenge von sieben Eiern für Erwachsene bzw. ein Ei für ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht tolerierbar.
Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er-Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings auch für Honigbienen in hohem Maße giftig. 2013 hat die Europäische Union daher beschlossen, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft zu begrenzen. Um Bienenvölker besser zu schützen, darf das Mittel zum Beispiel nicht mehr zur Saatgutbehandlung von Mais verwendet werden.
Untersuchungen in Belgien seit Anfang Juni
Die Untersuchung des Skandals war in Belgien bereits Anfang Juni aufgenommen worden. Unterdessen sind in den Niederlanden zwei Verdächtige festgenommen worden. Es handle sich um zwei Manager des Unternehmens, welches das Insektengift in Agrarbetrieben angewandt habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Niederländischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Unternehmen um die niederländische Firma Chickfriend.
Seinen Ursprung hat der Skandal um Millionen mit dem Insektengift belastete Eier nach bisherigen Erkenntnissen in Belgien. Im Nachbarland wurde offenbar verbotenerweise ein für die Nutztierhaltung zugelassenes, rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil gemischt. Dieses Mittel wurde auch in Ställen in den Niederlanden und in einigen Fällen auch in Deutschland eingesetzt. Millionen der belasteten Eier aus den Niederlanden wurden nach Deutschland verkauft.
Auch in Großbritannien weitet sich der Skandal aus
Die belgischen Behörden erfuhren nach eigenen Angaben Anfang Juni von einer möglichen Belastung von Hühnereiern durch das Insektizid Fipronil. Die Lebensmittelbehörde leitete eine Untersuchung ein und informierte die Staatsanwaltschaft. Die anderen EU-Länder erhielten erste Meldungen über belastete Eier dem deutschen Landwirtschaftsministerium zufolge aber erst am 20. Juli.
Unterdessen weitet sich der Fipronil-Skandal in Großbritannien aus. Es seien 700.000 betroffene Eier importiert worden - also etwa 33 Mal so viel wie bisher vermutet. Das teilte die Behörde für Lebensmittelsicherheit (Food Standards Agency, FSA) in London mit. In ersten Schätzungen waren die Experten noch von 21.000 Eiern ausgegangen. Eine Gefahr für die Gesundheit hält die Behörde für "sehr unwahrscheinlich". Etwa 85 Prozent der im Vereinigten Königreich verzehrten Eier stammen aus dem eigenen Land.
Auch verarbeitete Eier sollen gekennzeichnet werden
Der Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer (LK), Hermann Schultes (ÖVP), forderte unterdessen die Kennzeichnung der Eier auch in verarbeiteter Form: "Österreichs Konsumenten können bei vielen Produkten nicht erkennen, ob Käfigeier aus anderen Ländern enthalten sind. In den heimischen Supermärkten werden Eier aus österreichischer Boden- sowie Freilandhaltung konzentriert angeboten und sind für die Konsumenten auch gut erkennbar. Bei Mehlspeisen, Teigwaren, Keksen, Mayonnaisen u.a. können die Österreicher allerdings nicht sehen, woher das Ei darin stammt." Die LK forderte "eine klare Information über Herkunft und Haltungsform".