Gastfreundschaft ist so alt wie die Menschheit. Sie ist von Kultur und Konventionen aufseiten des Gastes und des Gastgebers abhängig. Mit der Kultur von "Hospitality" beschäftigt sich kommende Woche (19. und 20. Mai) ein Symposium der Sigmund-Freud Privatuniversität Wien. Organisiert wird es vom Institut für Sozialästhetik und psychische Gesundheit unter dem Psychiater Michael Musalek.
"Wenn man die öffentliche Diskussion um das Fremdenproblem in Europa und unserem Land vereinfacht zusammenfassen wollte, könnte man es auf die Frage nach 'Kaffee und Gugelhupf' oder 'Mauern und Stacheldraht' kondensieren. Erstes steht für eine uneingeschränkte Willkommenskultur ohne Wenn und Aber, zweites für eine nachhaltige Abwehr von allem Fremden. Beide Haltungen dem Fremden gegenüber sind nicht nur unrealistisch sondern auch unmenschlich", hieß es in einer Ankündigung der Veranstaltung.
In der Theorie gefordert
Unrealistisch ist das deshalb, weil eine uneingeschränkte Gastfreundschaft, wie noch von den antiken Griechen in der Theorie gefordert, nicht in die tägliche Praxis umsetzbar sei. Jede Gastfreundschaft sei durch das jeweilige vom Gastgeber bzw. von gastgebenden Gemeinschaften aufgestellte Gastrecht begrenzt. Diese Begrenzungen seien zeitlicher, örtlicher und situativer Natur. Dabei sei zu regeln, wie lange jemand Gastrecht in Anspruch nehmen kann, an welchem Ort es umgesetzt werden soll - und zuletzt sind auch noch die Modalitäten gastfreundlicher Aufnahme (wie z.B. Verköstigung, Betreuung und Versorgung etc.). Man könne Gäste auch immer nur in beschränkter Anzahl gastfreundlich aufnehmen. Über das Ausmaß entscheide jeder Gastgeber selbst.
Ständig gehe es um ein Agieren zwischen zwei Polen: "Eine uneingeschränkte, völlig grenzenlose Abwehr von allem auf uns zukommenden Fremden ist insofern unrealistisch, als damit jede Chance auf die eigene Weiterentwicklung verspielt wäre. Wir brauchen das Fremde, das Uns-Noch-Fremde, um neue Impulse zur eigenen Weiterentwicklung zu bekommen. (...) Ein völlig uneingeschränktes und ungesteuertes Willkommensheißen ist nicht nur unrealistisch sondern auch unmenschlich. Es gaukelt dem Fremden Möglichkeiten des Aufgenommen-werdens, des Bleiben-könnens und auch des Versorgt-werdens vor, das in der Folge dann aber in keiner Weise realiter auch geboten werden kann. Damit werden Erwartungen gesetzt, die enttäuscht werden."
Experten aus aller Welt
Die Tagung mit Experten aus New York, Beijing, London, Oxford, Cambridge, Ljubljana, Lugano, Lausanne und Wien soll das Thema der Gastlichkeit und psychischen Gesundheit ausloten und die neuesten Forschungen dazu präsentieren. Es thematisiert das Phänomen interdisziplinär durch Beiträge von Philosophen, Psychiatern, Psychologen, Psychotherapeuten, Allgemeinmedizinern, Medizinethikern, Pflegewissenschaftlern, Schriftstellern, Film- und Literaturwissenschaftlern ( Informationen unter "Events").