Nimmt man die Eisheiligen (12.-15. Mai) nicht ganz streng, so gehören sie zu den Bauernregeln, die einigermaßen gut stimmen, zeigt eine Auswertung der ZAMG. Zumindest eine Frostnacht kommt im Mai selbst in vielen tiefen Lagen alle ein bis drei Jahre vor. „Normale" Kaltlufteinbrüche, mit einstelligen Temperaturen und Schnee bis ins Mittelgebirge, finden im Mai sehr oft rund zehn Tage nach den Eisheiligen statt.
Die Eisheiligen, von 12. bis 15. Mai, zählen zu den bekanntesten Bauernregeln und sind in zahlreichen Sprüchen zu finden, wie „Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie." In einigen Regionen zählt auch der Mamertus-Tag am 11. Mai dazu.
Frost im Mai?
Eine gängige Meinung ist, dass man empfindliche Pflanzen wegen der hohen Frostgefahr erst nach den Eisheiligen ins Freie stellen bzw. setzen soll. Die Regel hat einen wahren Kern, vor allem wenn man sie nicht ganz streng auf den Termin Mitte Mai festlegt. Minusgrade sind in den tiefen Lagen Österreichs im Mai zwar selten, kommen aber doch immer wieder vor, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „In den letzten 20 Jahren gab es zum Beispiel in Innsbruck und St. Pölten durchschnittlich jedes Jahr ein Mal Bodenfrost im Mai. In Klagenfurt kommt eine Frostnacht im Mai durchschnittlich alle ein bis zwei Jahre vor, in Wien alle zwei bis drei Jahre, in Salzburg, Bregenz und Eisenstadt alle vier bis sechs Jahre und in Graz alle zehn Jahre. In Linz wurde in den letzten 20 Jahren kein einziges Mal im Mai Bodenfrost gemessen."
Je höher ein Ort liegt, desto häufiger ist Bodenfrost auch noch im Mai zu beobachten. So kommen Frostnächte in Freistadt (OÖ, 549 m) jedes Jahr durchschnittlich drei Mal im Mai vor, in Mürzzuschlag (ST, 705 m) vier Mal und in Achenkirch (T, 904 m) sechs Mal.
Häufige Kaltlufteinbrüche
„Eine besondere Häufung von Minusgraden rund um den Termin der Eisheiligen ist nicht zu beobachten. Sie sind in den ersten zehn Maitagen am wahrscheinlichsten", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik, „es gibt aber in der zweiten Maihälfte eine Häufung von Kaltlufteinbrüchen, die zumindest einstellige Temperaturen und Schnee bis ins Mittelgebirge bringen. Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai, basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen sehr markanten Temperatureinbruch zwischen 20. und 25. Mai, also rund zehn Tage nach den Eisheiligen. Dieser Unterschied könnte die Folge einer historischen Besonderheit sein: Im 16. Jahrhundert wurden im Rahmen der Gregorianischen Kalenderreform zehn Tage ausgelassen, wodurch sich möglicherweise die Eisheiligen im Kalender um etwa zehn Tage von ihrem meteorologischen Eintreffen entfernt haben."
Hintergrund der Eisheiligen
Offen bleibt die Frage, warum derartige Kaltlufteinbrüche sehr regelmäßig zwischen 20. und 25. Mai stattfinden. Eine Erklärung ist, dass es sich um einen statistischen Zufall handelt, und die Temperaturkurve glatter wird, wenn in den nächsten Jahrzehnten mehr Daten dazukommen. Dagegen spricht, dass die vorhandenen Daten aus 50 Jahren bereits statistisch sehr aussagekräftig sind. „Möglicherweise haben unsere Vorfahren das Wetter wirklich sehr gut beobachtet und eine meteorologische Besonderheit entdeckt," meint ZAMG-Experte Alexander Orlik, „denn im Mai heizt sich der europäische Kontinent deutlich schneller auf als das umgebende Meer. An der Grenze der warmen und kalten Luftmassen entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis nach Mitteleuropa bringen können. Es ist gut möglich, dass auf Grund von konstanten Faktoren wie Sonnenstand und der Land-Meer-Verteilung dieser Mechanismus gehäuft zu Kaltlufteinbrüchen in der zweiten Maihälfte führt. Eine fundierte Untersuchung gibt es dazu aber noch nicht."
Heuer verfrühte Eisheilige
Heuer strömt schon vor den Eisheiligen für kurze Zeit kalte und feuchte Luft nach Österreich. Am Dienstag hat es meist nur um die 10 Grad, im Süden stellenweise bis 17 Grad. Der Mittwoch kann selbst in tiefen Lagen vereinzelt mit knapp unter 0 Grad beginnen, vor allem im Gebiet von Salzburg über die Obersteiermark bis Niederösterreich. Tagsüber ist es am Mittwoch dann zunehmend sonnig und mild, mit 15 bis 20 Grad. In der zweiten Wochenhälfte bleibt es relativ mild, mit Höchstwerten um 20 Grad. Allerdings zeichnet sich ab Freitag eine wechselhafte Mischung aus Sonne, Wolken, Schauern und Gewittern ab.