Der 53-Jährige bekannte sich weiterhin nicht schuldig zu den Vorwürfen der vorsätzlichen Gemeingefährdung und schweren Körperverletzung.
Der Mann war seinen Angaben zufolge am Nachmittag des 10. Februar 2016 mit seinem Pkw samt Anhänger auf dem Weg von Tulln nach St. Pölten, als er auf einen Protestmarsch mit 60 bis 70 Personen von der NÖ Landeshauptstadt Richtung Wien traf. Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte auf der B1 mit seinem Pkw "zielgerichtet in einen Demonstrationszug" gefahren sein und dadurch zwei Personen vorsätzlich verletzt haben. Zwei Teilnehmer erlitten demnach Prellungen, eines der beiden Opfer zudem einen Mittelfußbruch. Demonstranten sollen den 53-Jährigen aus dem Auto herausgezogen und auf ihn und seinen Wagen eingeschlagen haben. Der Mann wurde dabei verletzt und sein Fahrzeug beschädigt.
Anhand von Zeugenaussagen und mithilfe von Skizzen wurde am Mittwoch versucht, den Vorfall zu rekonstruieren. "Wir haben mit dem Angeklagten gestritten, er hat geschimpft", berichtete eines der beiden Opfer, das sich zuerst in einem Begleitfahrzeug befand. Anfangs wurde von Autofenster zu Autofenster diskutiert, dann stiegen der 53-Jährige und die Frau aus. Der Beschuldigte habe seine Hand in eine Tasche seiner Arbeitskleidung gesteckt, "ich hatte Angst, dass er ein Messer in der Tasche hat", meinte die Frau im Zeugenstand. Aufgrund ihrer Panik habe sie den Mann zurückgeschoben. "Er hat eine Fliese vom Anhänger genommen und wollte mir auf den Kopf schlagen."
Der Angeklagte wurde daraufhin ins Auto zurückgedrängt. Die Demonstrationsteilnehmerin wurde in Folge von hinten angefahren und fiel eigenen Angaben zufolge nach vorne, "ich weiß nur, dass es ein harter Schlag war". Sie soll mit Verletzungen zumindest teilweise unter dem Fahrzeug liegen geblieben sein. Nach dem Anprall "fand ich mich auf dem Boden wieder", übersetzte der Dolmetscher ihre Angaben.
Ein junger Mann gab im Zeugenstand an, von hinten gerammt worden zu sein. Das Auto sei mit dem Reifen auf seine Ferse gefahren, dadurch erlitt er einen Bruch der Mittelfußknochen, berichtete er laut Dolmetscher. Der Demonstrant blieb verletzt am Boden liegen. Die beiden Opfer sagten am Mittwoch zum zweiten Mal als Zeugen aus, da es beim ersten Termin der Schöffenverhandlung Anfang März Probleme mit der Übersetzung durch den Dolmetscher gegeben hatte.
Der Angeklagte habe immer wieder im Leerlauf Gas gegeben, schilderte eine weitere Zeugin, die sich dem Demonstrationszug angeschlossen hatte. Dann sei er "zügig weggefahren". Der Lenker hätte ausweichen können, meinten mehrere Zeugen. Ein Teilnehmer sagte aus, etwa zeitgleich mit der Kollision habe sich ein anderer Demonstrant durch die geöffnete Fahrertür über den Lenker gebeugt und die Handbremse gezogen, als das Auto noch in Bewegung war. Er selbst sei nach der Kollision eingeschritten und habe durch das offene Autofenster ins Lenkrad gegriffen.