Regen Zulauf gab es Samstagnachmittag zum "March for Science" in Wien. Um ein Zeichen gegen Wissenschaftsfeindlichkeit und drohende Einschränkungen der akademischen Freiheit zu setzen, versammelten sich Hunderte Forscher vor der Votivkirche in Wien, und zogen dann durch die Innenstadt. Die Demo in Wien ist eine von mehr als 500 in aller Welt, um auf die Bedeutung der Wissenschaft hinzuweisen.
Ausgangspunkt der weltweiten "March for Science"-Bewegung war die Wahl des als wissenschaftskritisch geltenden Donald Trump zum US-Präsidenten. Zentrale Veranstaltung am Samstag - der 22. April wird alljährlich als "Tag der Erde" zur Wertschätzung der Umwelt begangen - ist der "March for Science" in der US-Hauptstadt Washington DC.
"Make Facts Great Again"
Beim Wiener "March for Science" gab es zum Auftakt ein "Science Picnic" im Sigmund-Freud-Park in Wien-Währing. Forscher und Wissenschaftsvermittler präsentierten dort verschiedene Experimente und machten mit Transparenten auf ihre Anliegen aufmerksam. "There are no alternative facts", "Wissenschaft ist keine Meinung", "Make Facts Great Again" oder "Science works, bitches" war da etwa zu lesen, auch "Pastafaris", Anhänger der "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters", eine Gegenbewegung gegen das Vordringen von Kreationismus und Intelligent Design, waren zu sehen. Die Veranstalter zeigten sich zufrieden über die Teilnahme, "wir haben zumindest einen Demonstranten für jede Stadt weltweit mit einem 'March for Science", so Oliver Lehmann.
Auch wenn die Veranstalter betonten, mit dem "March for Science" nicht gegen jemanden, sondern "für" die Wissenschaft zu demonstrieren, wiesen verschiedene Transparente auf den politischen Hintergrund hin: "Send Trump down to wormhole" oder "Solidarität mit der CEU", der von der Schließung bedrohten Central European University in Budapest, waren etwa zu lesen, auch eine Abordnung der "Democrats abroad" machte auf sich aufmerksam.
"Es ist wichtig, für die Freiheit der Wissenschaft zu demonstrieren, wenn die Politik das freie Denken nicht schätzt", sagte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Christoph Badelt, zur APA. Er war ebenso bei der Demo wie der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Klement Tockner. Für den ist eine "freie Wissenschaft so wichtig wie Presse- und Meinungsfreiheit, das ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft".
Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) bezeichnete seine Demo-Teilnahme als "klares Bekenntnis zu noch mehr Evidenzbasiertheit in der öffentlichen Debatte". Die Hochschulen und die Wissenschaft hätten dabei eine wichtige Position, "die sie noch mehr wahrnehmen sollten". Helga Nowotny, Ex-Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), stellt sich nicht nur auf einen "March", sondern auf einen "Marathon for Science" ein, "dafür brauchen wir Ausdauer und Mut, aber das Ziel lohnt - das Ziel ist, Wissenschaft in der Gesellschaft so zu verankern, dass beide wissen, dass sie zusammengehören".
Durch die Wiener City
Die Demonstration unter dem Motto "Gemeinsam für die Wissenschaft" zog dann über Freyung, Stephansplatz, Wollzeile, Albertina und den Heldenplatz zum Maria-Theresien-Platz, wo ab 16.00 Uhr das Abschlussfest stattfinden wird. Die "Science Busters" Elisabeth Oberzaucher und Martin Puntigam führen dabei durch das Programm, als Redner sind die Vizepräsidentin der Universitätenkonferenz und Rektorin der Wirtschaftsuni Wien, Edeltraud Hanappi-Egger, der Politikwissenschafter Anton Pelinka von der von der Schließung bedrohten Central European University in Budapest und Helga Nowotny, ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC) geplant.
Zur Teilnahme am Wiener "March for Science" haben u.a. die "Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen" und das Wissenschaftsministerium aufgerufen. Aus der Steiermark, wo die Steirische Hochschulkonferenz mit ihren neun Hochschulen die Veranstaltung unterstützt hat, kam eine Delegation, auch Teilnehmer des kommende Woche in Wien stattfindenden Jahreskongresses der European Geoscience Union kamen zu der Veranstaltung.