Die Stadt Wien verschärft den Kampf gegen weggeworfene Zigarettenstummel, nicht aufgehobenen Hundekot und Sperrmüll am Gehsteig. Für Verunreinigungen im öffentlichen Raum können künftig bis zu 90 Euro Strafe verlangt werden. Die Novelle des Reinhaltegesetzes soll am 3. März im Landtag beschlossen werden, gab Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) in einer Aussendung am Mittwoch bekannt.

Die "Waste Watcher" können für ein Organmandat statt 36 künftig 50 Euro verlangen, in schwerwiegenden Fällen bis zu 90 Euro. Bei Anzeigen drohen schon jetzt mehrere hundert Euro Strafen, bei erschwerenden Tatbeständen bis zu 2000 Euro.

"Maximale Sauberkeit" als Ziel

Wien passe sich damit dem geänderten Strafmaß auf Bundesebene an, so Sima. "Unser Ziel sind nicht maximale Strafen, sondern maximale Sauberkeit." Sie verwies darauf, dass die Einnahmen aus den Strafen für Sauberkeitsmaßnahmen verwendet würden. Die Strafhöhe werde erstmals nach neun Jahren angepasst.

Mit der Novelle werden nun auch die Gewässer - wie Alte und Neue Donau - ins Gesetz aufgenommen. Wer also künftig Mist in Wiens Gewässer wirft, kann gestraft werden. Auch das sogenannte Stadtmobiliar, wie Bänke und andere Sitzgelegenheiten, Litfaßsäulen, Hydranten, Spielgeräte und Poller, werden nun explizit vom Gesetz erfasst. Bisher waren im Reinhaltegesetz nur Grünflächen und öffentliche Flächen definiert.

Über 55.000 Amtshandlungen

Aktuell gibt es 50 hauptberufliche "Waste Watcher" und rund 400 Außendienstmitarbeiter, die im Rahmen ihrer Tätigkeiten Kontrollen übernehmen. Seit ihrer Einführung im Jahr 2008 tätigten sie laut Aussendung über 55.000 Amtshandlungen.

Zustimmung für die Maßnahme kam von der FPÖ: Prinzipiell spreche nichts gegen eine Anpassung der Strafhöhen bei Vergehen gegen das Reinhaltegesetz, so Umweltsprecher Udo Guggenbichler, der die Zweckbindung der Einnahmen forderte. "Wir werden ein Auge darauf haben, ob ihre (Stadträtin Ulli Simas, Anm.) Ankündigung, die Einnahmen aus den Strafen für Sauberkeitsmaßnahmen verwenden zu wollen, auch tatsächlich umgesetzt werden", kündigte er an.

Kritisch äußerte sich Gernot Blümel, Chef der Wiener ÖVP: Wien sauberer zu machen, werde nicht durch die "Verdreifachung" von Strafen gelingen, sondern nur mit einem durchdachten Gesamtkonzept. "Statt einfach plumpe Verteuerungen vorzunehmen, sollte vor allem einmal die Vollziehung der Gesetze sichergestellt werden", so Blümel.

Dialog statt Strafe in Graz

Geradezu ein Schnäppchen sind im Gegensatz zu den in Wien bald vorherrschenden Strafen die Sanktionen in Graz. Zehn Euro kostet ein Verstoß gegen die Reinhalteverordnung, also zum Beispiel das Wegwerfen eines Zigarettenstummels oder Kaugummis. 40 Personen von der Ordnungswache sind für die Kontrollen in der steirischen Landeshauptstadt zuständig, sie setzen aber auf die Wirkung von mahnenden Worten, sanktioniert wird hingegen selten, schildert Wolfgang Hübel, der Sicherheitsmanager der Stadt Graz.

Wolfgang Hübel
Wolfgang Hübel © Stadt Graz

Um ein sauberes Statdbild zu gewährleisten, setzt man unter dem Uhrturm auch auf technische Hilfe und die wachsamen Augen der Allgemeinheit. Dank der App "sAPPerlot" ist es seit Februar des vergangenen Jahres jedermann möglich, Probleme, Mängel und Verbesserungsmöglichkeiten an jene weiterzuleiten, die sich umgehend um die Bereinigung der unsauberen Angelegenheit kümmern. 4000 Mal wurde die App bereits installiert, wie sie funktioniert, sehen Sie hier: