Dem Wohnungsmieter, dem vorgeworfen wird, in Wien-Hernals eine tödliche Gasexplosion vorsätzlich hervorgerufen zu haben, will von seiner Delogierung nichts gewusst haben. Weil ihm wegen Gasgeruchs in seiner Wohnung seit geraumer Zeit ständig schlecht sei, habe er das Haus so gut wie nie verlassen.
Seinen Postkasten habe er seit Monaten nicht entleeren können. "Ich habe nichts erwartet." Deshalb habe er die Briefe vom Amt nicht bekommen. "Was hätte ich tun sollen, wenn mir dauernd schlecht ist", sagte er in der Einvernahme. Von finanziellen Problemen will er nichts gewusst haben. Der 55-Jährige war im Glauben, dass seine Miete mittels Einziehungsauftrag regelmäßig abgebucht werde.
Seit Jahren Gasgeruch
Das Problem mit dem Gasgeruch in seiner Wohnung würde schon seit "zwei oder drei" Jahren bestehen. Zwei Mal hätte er "beim Gaswerk" deshalb angerufen, gekommen sei aber niemand. Was verwundert, denn vor mehr als einem halben Jahr wurde der Gasanschluss des Mieters wegen ausbleibender Zahlungen abgedreht, berichtete Wien Energie. Seitdem wurde der Anschluss vonseiten der Wien Energie auch nicht wieder aufgedreht.
Dennoch war der 55-Jährige überzeugt, dass der Gaszähler undicht gewesen sei. Ein befreundeter Installateur habe ihm geraten, eine neue Dichtung zu kaufen. Er habe deshalb am Tag der Explosion den Gaszähler abmontiert und dazu den Haupthahn abgedreht, um zu sehen, welche Dichtung er dafür brauchen würde. Später habe er den Haupthahn aber wieder aufgedreht. Er wollte eigentlich gerade zum Baumarkt, als es zur Explosion kam.
Das Klopfen des Gerichtsvollziehers bzw. des Hausverwalters will er nicht gehört haben. "Die Türe zwischen Zimmer und Küche ist sehr dicht und die Glocke funktioniert nicht", meinte er.
Dagegen steht die Aussage der Ehefrau des Hausverwalters. Sie hat kurz vor der Explosion aus der Wohnung ein zischendes Geräusch gehört. Deshalb gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um einen größeren Gasaustritt gehandelt haben muss, als es ein kleines Leck bei einem undichten Gaszähler verursachen kann.
Die Mutter des 55-jährigen Verdächtigen gab auch an, dass ihr Sohn ihr am Tag vor der Explosion sehr wohl von der bevorstehenden Delogierung erzählt habe und dass ihm alles "wurscht" sei. Anwalt Martin Mahrer, der die Verteidigung des Mannes übernommen hat, meinte, es habe "keinen bedingten Vorsatz gegeben, dass andere zu Schaden kommen".
Die Explosion ereignete sich im Zuge der Delogierung am 26. Jänner in der Hernalser Hauptstraße 210. Als die Tür aufgebohrt wurde, dürfte sich ein Gas-Luft-Gemisch entzündet haben. Der 64-jährige Hausverwalter kam ums Leben, ein Gerichtsvollzieher und ein Schlosser wurden schwerst verletzt. Ein Baby aus einer Nachbarwohnung erlitt ebenfalls schwere Verletzungen.