Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) rechnet heuer mit einem Rekordjahr. Es dürften bis Ende Dezember bei mehr als 7.700 Einsätzen 8.000 Menschen geborgen werden. Alleine in den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Einsätze um über 30 Prozent, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Bergretter sind allerdings selbst in Not, ihnen fehlt Geld für die Ausrüstung.

Der Trend entwickle sich weg von Rettung aus schwierigen Wänden und hochalpinem Gebiet hin zu Alpinunfällen bei Wanderungen in leichtem Gelände, berichtete Franz Lindenberg, Präsident des ÖBRD. So wurden im Vorjahr mehr als 45 Prozent der Bergungen auf gut markierten Wegen und Steigen durchgeführt, fast zwei Drittel der Todesopfer waren im leichten Gelände zu beklagen. "Es gibt einen deutlichen Boom, alle wollen das ganze Jahr in das Gebirge", schilderte Extrembergsteiger Peter Habeler.

"Stand man früher mit ein paar Freunden am Gipfel, sind es heute 20, 30 andere Bergsteiger", berichtete Lindenberg.

2016 Rekordjahr für Bergrettungsdienst
2016 Rekordjahr für Bergrettungsdienst © (c) APA

Immer mehr Einsätze verzeichnen die Bergretter auch auf Klettersteigen. "Ein Klettersteigset ist leicht zu kaufen, viele sind dann aber in der Wand überfordert", berichtete Lindenberg. "Wir raten zu einer entsprechenden Ausbildung, richtiger Selbsteinschätzung und guter Tourenplanung."

Pistenunfälle

Hoch war 2015 auch der Anteil der Pistenunfälle. 46,5 Prozent der Einsätze erfolgten dort. Die Bergretter warnten vor unvorbereiteten Variantenfahren abseits gesicherter Pisten. "Lawinengerechtes Verhalten ist ein absolutes Muss", sagte Lindenberg. Dazu gehört eben die richtige Ausrüstung, mit der Skifahrer auch umgehen müssen. "Die Pisten sind oft überfüllt, die Leute sind hungrig, wollen Skifahren", konstatierte Extrembergsteiger Peter Habeler. "Die meisten Unfälle passieren am Nachmittag, wenn sie schon müde sind", warnte der Experte. "Bewegung ist gut, aber es ufert teilweise ein bisschen aus", sagte Habeler. Als Beispiel nannte er den Trend zum Skitourengehen. "Da sind dann oft zu viele Leute, das Gebirge packt das einfach nicht."

Natürlich reagiere der Bergrettungsdienst auf den Boom des Freizeitsports im alpinen Gelände. Als Beispiel nannte Lindenberg den Semmering. "Der war früher ein reines Winterskigebiet, mittlerweile kann man das Ganze Jahr über Alpinsportarten betreiben. Die Bergrettung wurde so zu einem Ganzjahresbetrieb gezwungen", berichtete der ÖBRD-Präsident. Nachwuchsprobleme haben die Bergretter keine. "Der Andrang ist groß", betonte Lindenberg. Jedoch werde die Ausbildung der freiwilligen Bergretter anspruchsvoller und zeitaufwendiger. Auch die Ausrüstung muss an die verschiedenen Einsatzszenarien laufend angepasst werden. "Beides kostet immer mehr Geld" sagte Lindenberg.