Vor 40 Jahren gründete der Kunststofftechniker Peter Röhrig das Unternehmen, das heute auch Flaschen und andere Babyartikel herstellt. Durchschnittlich zwei Schnuller pro Sekunde verkauft MAM laut eigenen Angaben.

Dabei hätte Röhrig statt Schnullern beinahe Geschirr für Mikrowellen, die sich Anfang der 1970er-Jahre rasch verbreiteten, entwickelt, erzählt er im Interview mit der APA. Das war eine von vielen Ideen, die der damalige Jungvater, der zu jener Zeit noch im Kunststoffbetrieb seines Vaters tätig war, auf der Suche nach neuen Produkten sammelte. Geworden ist es dann doch der Gummisauger. Denn einen medizinisch funktionalen und gleichzeitig optisch ansprechenden Schnuller suchte man damals laut Röhrig vergeblich: "Die meisten Produkte waren völlig lieblos: eine runde Scheibe, darauf ein komischer, dicker Gummipfropfen. Das war eigentlich ein Stoppel für das Baby, damit es nicht schreit. Genau so hat es auch ausgeschaut."

Ästhetische und medizinische Ansprüche

Gemeinsam mit Kieferorthopäden, Zahnärzten, Kinderärzten und dem Designer Ernst Beranek, damals Professor an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, entwickelte Röhrig einen Schnuller, der ästhetische und medizinische Ansprüche erfüllen sollte. "Wir haben damals etwas aufgestellt, was die ganze Geschichte ziemlich revolutioniert hat", sagt Röhrig. Im Mai 1976 verkaufte MAM den ersten Schnuller.

Von Österreich aus expandierte das Unternehmen, das seine Zentrale in Wien Ottakring hat, nach Deutschland, in die Schweiz, nach Belgien und bald darauf nach Finnland. "Es ist ziemlich rasch losgegangen", erzählt Röhrig. Mittlerweile ist MAM nicht nur in Österreich, sondern unter anderem auch in den USA, in Großbritannien, Schweden, Israel und Brasilien Marktführer bei Schnullern. In Skandinavien liegt der Marktanteil laut Röhrig sogar bei bis zu 90 Prozent. Insgesamt verkauft MAM jährlich rund 60 Mio. Produkte.

Unternehmen wächst

Obwohl die Geburtenrate in Österreich seit der Firmengründung zurückging, wächst das Unternehmen. "Wir verkaufen in den Ländern am besten, die eine eher geringe Geburtenrate haben", sagt Röhrig: "In diesen Ländern werden die Kinder höher geschätzt und die Eltern können sich mehr leisten." Auch, dass Frauen immer später Mütter werden, trage zum Erfolg der MAM-Schnuller bei: "Ältere Mütter haben mehr Erfahrung, sind wesentlich kritischer und schauen besonders auf Qualität und Sicherheit."

Marketing und Entwicklung der Firma befinden sich in Österreich, produziert wird aus Kostengründen jedoch in einem MAM-Werk in Ungarn. "Wir kaufen wie bei einer Autofabrik sehr viele Einzelteile zu", erklärt Röhrig. Der Großteil der Teile, die in Ungarn zusammengefügt werden, werde in Österreich hergestellt. "Die Hochtechnologie ist hier in Österreich sehr gut. Da wird teilweise billiger produziert als in China, aber nur bei sehr hohen Stückzahlen und bei sehr hoher Technologie", sagt Röhrig. Das Latex für die Sauger kommt aus Thailand, wo das Unternehmen eine Kautschukplantage betreibt.

Über die Jahre entwickelte sich das Portfolio - neben Schnullern und Flaschen hat das Unternehmen mittlerweile auch Trinkbecher, Zahn- und Mundpflege-Produkte und Stillbedarf im Angebot. "Wir sind natürlich auch medizinisch weitergegangen. Das heißt, die kieferorthopädische Qualität nimmt zu, indem wir mit neuen Technologien heute in der Lage sind, ganz besonders dünne Saughälse zu machen." Verformungen, die durch zu viel Saugen ausgelöst wurden, könnten durch diese Schnuller sogar zurückgebildet werden. Ein weiteres Beispiel für ein von MAM entwickeltes Produkt ist ein Fläschchen, das Koliken reduziert und selbststerilisierende Funktion hat. Neu sind handgemachte Beißringe aus Naturlatex "ohne lästige Quietschgeräusche".

Funktionalität und Design

Nicht nur die medizinische Funktionalität der Schnuller, auch das Design spielt eine wichtige Rolle. Rund 350 jährlich wechselnde Motive gibt es, erzählt Marketing- und Sales-Leiterin Sandra Teja. Aktuell besonders im Trend sind grafische Muster und Naturmotive wie die Tiere des Waldes. Die Vorlieben unterscheiden sich laut Teja deutlich je nach Region. So sind in den USA und in Südamerika besonders kräftige Farben beliebt, während in Nordeuropa vor allem Pastellfarben im Trend liegen. In Asien ist Gelb als die Farbe des Glücks gefragt.

Welche Neuerungen in Zukunft geplant sind, will Röhrig nicht verraten. Sein Ziel sei es jedenfalls, den Marktanteil in den internationalen Märkten, wo das Unternehmen am stärksten wachse, auszubauen und in neue Märkte wie Japan oder Saudi-Arabien einzusteigen. Derzeit sei MAM etwa dabei, China stärker zu erschließen. "Wir sind erst in 60 Ländern, da haben wir noch viele Möglichkeiten auszubauen", so Röhrig.