Übergriffe auf Bahnpersonal werden laut der Gewerkschaft vida immer brutaler. Jüngste Vorfälle bezeichnete der ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzende und vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit als "sehr besorgniserregend". Er forderte in einer Aussendung unverzügliche Maßnahmen, "um unsere Kolleginnen und Kollegen wirksam zu schützen".

Zwei am Mittwoch bekannt gewordene Übergriffe stellen laut Hebenstreit nur die "Spitze des Eisbergs" dar. Ein "Schwarzfahrer" hatte zu Allerheiligen einen Zugbegleiter in Niederösterreich mit Pfefferspray attackiert, am Mittwoch war einem ÖBB-Mitarbeiter in einem Zug im Semmeringgebiet eine Ohrfeige versetzt worden. Man könne längst nicht mehr von tragischen Einzelfällen sprechen, hieß es in der Aussendung.

Anfang Oktober habe ein Reisender auf der Südbahnstrecke von Mürzzuschlag nach Wien Hauptbahnhof einem Zugbegleiter während eines Handgemenges lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt, hieß es in der Aussendung. Der ÖBB-Mitarbeiter habe Bisse ins Ohr, eine Verletzung am Auge sowie einen dreifachen Nasenbeinbruch erlitten. "Es ist noch immer fraglich, ob der attackierte Kollege jemals wieder Dienst in Uniform im Zug versehen wird können", so der ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzende.

"Die Henry am Zug-MitarbeiterInnen waren in Panik geraten, zwei zufällig im Zug anwesende Militärpolizisten konnten den Angreifer schließlich überwältigen und der Polizei übergeben. Der Zug fiel aus. Für die anderen Fahrgäste musste ein Schienenersatzverkehr mit Bussen organisiert werden", so Hebenstreit.

Übergriffe fast verdoppelt

Entgegen den ÖBB-Darstellungen habe sich die Zahl an Übergriffen beim ÖBB-Security-Dienstleister Mungos schon im ersten Halbjahr 2016 gegenüber 2015 mehr als verdoppelt. "Fast täglich erreichen uns Meldungen über schwere Angriffe auf Eisenbahnpersonal", berichtete der Gewerkschafter. Die ÖBB müssten "endlich ihrer gesetzlichen Fürsorgepflicht gegenüber den MitarbeiterInnen nachkommen, anstatt die steigenden Übergriffe herunterzuspielen".

Der Bahngewerkschafter ortet "schwere Mängel bei der Einhaltung der Bestimmungen des Arbeitnehmerschutzes". "Bahnmanager, die Gesetze ignorieren, gelten gemäß Eisenbahngesetz als unzuverlässig und müssen von Amts wegen abgesetzt werden." Der ÖBB-Konzernbetriebsrat werde einen Antrag auf Prüfung der Zuverlässigkeit der ÖBB-Personenverkehr AG an das Verkehrsministerium stellen.

Hebenstreit forderte zudem, Übergriffe auf Bahn- und Buspersonal wie Offizialdelikte zu bestrafen und das Sicherheitspersonal auf Bahnhöfen und in Zügen aufzustocken. Von Kamera-Überwachung hält der vida-Gewerkschafter "nur wenig".