Die Zahl der Fälle von betrügerischem Datenmissbrauch, digitaler Erpressung und Internetbetrug ist in Österreich im Vorjahr gestiegen. Das hat das Bundeskriminalamt (BK) am Montag anlässlich der Veröffentlichung des Cybercrime-Reports 2015 bekannt gegeben. Insgesamt gab es im Vorjahr 10.010 Anzeigen solcher Delikte, das sind um elf Prozent mehr als 2014.
"Technisierung der Täter und Nutzer"
2014 gingen die Anzeigen im Vergleich zum Jahr davor um ein Zehntel auf 8966 zurück. Der Grund für die Zunahme im vergangenen Jahr liegt unter anderem "in der zunehmenden Technisierung der Täter und Nutzer von Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechniken", hieß es in der BK-Aussendung. Die Aufklärungsquote stieg um 0,7 Prozentpunkte auf 41,5 Prozent.
Die Zahl der "Cybercrime-Delikte im engeren Sinn" - dazu zählen beispielsweise Datenbeschädigung oder Hacking - ist insgesamt um 3,3 Prozent gesunken. Allerdings war in dieser Kategorie bei den Fällen von betrügerischem Datenmissbrauch vor allem durch Schadware ein Anstieg um 60 Prozent auf 647 Anzeigen zu verzeichnen.
Ebenso gestiegen ist 2015 die Zahl der Fälle von digitaler Erpressung mit einer Schadsoftware, die Daten und Systeme verschlüsselt. Für die Entschlüsselung verlangen die Täter Lösegeld (engl. Ransom), meist in Form des virtuellen Zahlungsmittels Bitcoin. Das BK hat dazu eine eigene Sonderkommission eingerichtet. Aktuell sind mehr als 120 verschiedene Formen von Ransomware bekannt.
Verschmelzung mit klassischen Delikten
Die Zahl der Anzeigen wegen Internetbetrugs ist um 12,6 Prozent auf 7473 Fälle gestiegen. Eine Gruppierung wurde beispielsweise ausgeforscht, die seit 2011 Online-Banking-Nutzer in Österreich schädigte. 2742 Hinweise wegen Kinderpornografie und Kindersextourismus gab es im vergangenen Jahr, wobei 310 Meldungen einen Österreichbezug aufwiesen.
Die Experten des BK gehen davon aus, dass Cyber-Delikte zukünftig immer stärker mit klassischen Taten verschmelzen und als Mittel für beispielsweise Erpressung, Betrug, Mobbing usw. verwendet werden. Das Betätigungsfeld der Cyber-Kriminellen hat laut BK nahezu keine Grenzen. Die Kriminellen können ihre Aktivitäten unabhängig vom eigenen Standort als auch dem des potenziellen Opfers starten. Die erforderliche technische Unterstützung wird dabei häufig von kriminellen Dienstleistern, zum Beispiel im Darknet angeboten.