Bereits am Donnerstag ist weltweit der Living Planet Report des WWF präsentiert worden, wonach die Bestände zahlreicher Wirbeltierarten seit 1970 im Schnitt um die Hälfte geschrumpft sind. Am Freitag präsentierte die Umweltorganisation bei einer Pressekonferenz in Wien die österreichischen Aspekte der Untersuchung. Demnach leben wir, ökologisch gesehen, auf viel zu großem Fuß.
"Schwarzes Loch" in Österreich
Während es weltweit Zahlen über die Wildtierpopulationen gibt, klafft hier in Österreich ein schwarzes Loch, bedauerte Thomas Wrbka, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des WWF. Und die wenigen vorhandenen Daten zeichnen kein erfreuliches Bild: Während EU-weit nicht ganz ein Fünftel der geschützten Arten in einem schlechten Zustand ist, wären das hierzulande 35 Prozent.
Laut einer Bird Life Studie nehmen auch die Bestände der Vögel dramatisch ab, trotz einer leichten Erholung im Vorjahr. Positives gibt es vom Seeadler zu berichten, dessen Brutpaare seit 2000 im Steigen begriffen sind. Dies sei vor allem auf Nationalparks zurückzuführen. "Man sieht, Investitionen zahlen sich aus", meinte Wrbka.
Sechs Hektar pro Mensch
Hauptverantwortlich für die negativen Entwicklungen sei der zu große ökologische Fußabdruck, die verfügbare Biokapazität wird dabei überschritten. Während dafür global 1,7 Hektar pro Mensch zur Verfügung stünden, verbraucht jeder Österreicher sechs, womit die Alpenrepublik auf Platz 14 der Negativ-Liste liegt.
Laut WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides wird es nicht ohne einen Paradigmenwechsel gehen, der jeden betrifft. Ihre Forderungen: Eine klare Zielvorgabe der Politik für einen Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl bis 2050, eine Dekarbonisierung der Wirtschaft und nicht zuletzt eine Umstellung der Konsumenten auf den Verzehr von weniger Fleisch. Letzteres würde nicht nur die Umwelt deutlich entlasten, sondern auch den Menschen mehr Gesundheit bringen. "Wir haben keine Zeit zu warten, sondern sollten lieber heute als morgen damit beginnen."