Die Sonderkommission, welche die Bluttat am Wiener Brunnenmarkt von Anfang Mai dieses Jahres untersucht, hat einen Zwischenbericht vorgelegt. Dabei ortet sie systemische Probleme innerhalb von Institutionen und zwischen ihnen, die bereits zuvor mit dem 21-jährigen Täter zu tun gehabt hatten. Der als psychisch auffällig bekannte Kenianer hatte am 4. Mai eine Frau mit einer Eisenstange erschlagen.

Bereits zuvor war der 21-Jährige mehrfach auffällig geworden. So geht aus dem Zwischenbericht laut ORF-"Wien heute" hervor, dass er auch in Döbling in der Hungerbergstraße mit heruntergelassener Hose und einer Axt in der Hand angetroffen wurde. Die Polizisten machten eine Meldung, sonst geschah nichts.

Obdachloser Täter war allen bekannt

Den Anrainern am Brunnenmarkt war der Täter wohlbekannt. Er lebte dort als Obdachloser und soll mit gewalttätigem Verhalten und als Cannabis-Straßenverkäufer eine Art "Stammkunde" der Polizeiinspektion Brunnengasse gewesen sein. Zweimal wurde er gerichtlich verurteilt - zuletzt kassierte er 2013 acht Monate teilbedingt, wovon er zwei Monate absitzen musste. "Bewährungshilfe wurde nicht angeordnet. Doch das wäre eine Chance gewesen", kritisierte der Leiter der Sonderkommission, Helfried Haas, schon im August.

Nun sagte Haas, auch Vizepräsident des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtsachen, es sei nicht an der Dokumentation der einzelnen Vorfälle gelegen, dass nicht schon früher etwas zur Betreuung des 21-Jährigen unternommen worden wäre. Vielmehr "hat jeder ein bisschen was gewusst, aber keiner hat es zusammengeführt", konstatierte er. Die beteiligten Institutionen kommunizierten demnach nicht genug innerhalb und miteinander. Die Vorfälle seien teilweise von den Institutionen auch nicht "ausreichend beurteilt" worden. Sonst wäre wohl eine frühere und womöglich rechtzeitige Betreuung des 21-Jährigen - soziologisch und psychiatrisch etwa - möglich gewesen.

Problem der Institutionen

"Das ist schon ein systemisches Problem. Das eine ist, dass jeder auf seinen Informationen sitzen bleibt und sie nicht weitergibt, aus Datenschutzgründen oder wegen des Amtsgeheimnisses", analysierte Haas. Das zweite sei, dass niemand sich darum gekümmert hat, weitere Maßnahmen in die Wege zu leiten. Ausnahme sei der Kommandant der Polizeiinspektion Brunnenmarkt gewesen, der ein sogenanntes Case Management versucht habe, aber dazu gebe es leider keine ausreichenden Ressourcen.

Haas hofft, wie avisiert, um den Jahreswechsel einen Endbericht vorlegen zu können. Dann will man auch Verbesserungsvorschläge vorlegen. "Die Analyse ist nahezu fertig", sagte Haas zur APA. Es gehe nur mehr um Details. Der Soko-Leiter zeigte sich zuversichtlich, schon in der nächsten Sitzung der Kommission in die Debatte um Lösungsvorschläge einsteigen zu können.