Ein von der Polizei am Donnerstag in Wien-Favoriten gestoppter Amokfahrer schweigt gegenüber den Ermittlern. "Es liegt keine Aussage von ihm vor, weder zum Tathergang noch zum Motiv", sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger am Freitag. Gegen den 21-Jährigen wird wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung ermittelt.
Der gebürtige Wiener mit türkischen Wurzeln war am Donnerstagvormittag mit dem Pkw seines Vaters durch Favoriten gerast. Der Mann versuchte gezielt Passanten zu überfahren - genau an jenem Tag, an dem der Grazer Amokfahrer schuldig gesprochen wurde. Sowohl während der Fahrt, als auch bei der Festnahme rief der Wiener mehrmals "Allahu Akbar". Ein Passant, der einen Zebrastreifen in der Quellenstraße überquerte, konnte sich nur mit einem Hechtsprung retten - "im letzten Moment. Der Beschuldigte wäre nicht stehengeblieben", sagte Keiblinger. Den Passanten habe der 21-Jährige jedenfalls "sicher nicht gekannt", betonte der Sprecher.
Verfassungsschutz ermittelt
Im Wagen hatte der junge Mann einen Koran. Die Polizei schließt ein religiöses Tatmotiv nicht aus, das Landesamt für Verfassungsschutz übernahm die Ermittlungen. Den Pkw seines Vaters - einen Peugeot - durfte der Mann laut Keiblinger benutzen. Der 21-Jährige befand sich am Freitag noch in Polizeigewahrsam. Am Vormittag wurde von der Staatsanwaltschaft bereits Untersuchungshaft beantragt.
Kurz nachdem der Mann festgenommen worden war, durchsuchten die Ermittler seine Wohnadresse. Dabei attackierte der Bruder des Verdächtigen die Beamten. "Er hat mit der Faust gegen den Unterarm eines Polizisten geschlagen", sagte Keiblinger. Dieser Mann wurde vorübergehend festgenommen und dann auf freiem Fuß wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt.
Waffen wurden bei der Hausdurchsuchung keine sichergestellt, dafür jedoch zahlreiche elektronische Datenträger. Diese müssen von den Ermittlern erst ausgewertet werden. Polizeilich ist der 21-Jährige bisher nicht in Erscheinung getreten. "Bis dato konnten keine Verbindungen zu extremistischen Gruppen festgestellt werden, die Ermittlungen laufen aber noch", betonte Keiblinger. Der junge Mann hat allerdings erst vor wenigen Wochen seinen Arbeitsplatz verloren.