Die Ärzte in den Wiener Gemeindespitälern haben am Montag ihre Drohung wahr gemacht und einen Warnstreik abgehalten. In den KAV-Spitälern wurde ein Notdienst eingerichtet, geplante Eingriffe verschoben. Gleichzeitig wurde demonstriert: Am Vormittag versammelten sich die Mediziner in der Innenstadt. Eine Lösung im schwelenden Konflikt ist noch nicht in Sicht.
Rund 2.000 Mediziner zogen ab 10.00 Uhr durch die City. Mitgebracht hatten sie Transparente (mit Aufschriften wie: "Mehr Zeit für unsere Patienten"), Trillerpfeifen oder Ratschen. Sie machten damit auf die neuen Dienstzeitregelungen aufmerksam - also konkret ihre Ablehnung derselben. Kritisiert wird unter anderem die Streichung von Nachtdiensten und die gleichzeitige Aufstockung der Tagesdienste.
Kritik an Nicht-Ausbau der Notaufnahme
Initiator der medizinischen Protestwelle ist die Wiener Ärztekammer. Sie sieht die Patientenversorgung in Gefahr. Stadt und KAV versichern wiederum, dass die Schritte Teil eines mit der Ärztekammer ausverhandelten Pakets sind. Doch die Ärzte wettern, dass etwa der Entfall der Nachtdienste nicht durch einen entsprechenden Ausbau der Notaufnahmen kompensiert werde. Dass etwa ein Arzt in der Nacht sich um bis zu 100 Patienten kümmern müsse, sei nicht praktikabel, wie Kammerpräsident Thomas Szekeres befand.
Neben dem Chef haben unter anderem auch die Kammer-Vizepräsidenten Hermann Leitner und Johannes Steinhart bei der Abschlusskundgebung am Stephansplatz das Wort ergriffen. Letzterer garantierte den warnstreikenden Spitalsärzten die "volle Solidarität" der niedergelassenen Ärzte. Auch Ex-KAV-Arzt Gernot Rainer, der von seinem Arbeitgeber nicht verlängert wurde und dies nun gerichtlich bekämpft, fungierte als Redner.
Streik ist ohne Enpässe verlaufen
Im Krankenanstaltenverbund versicherte man auf Anfrage der Austria Presse Agentur, dass der kurze Streik ohne großen Probleme oder Engpässe verlaufen sei: "Es ist recht ruhig in den Spitälern und die Versorgung funktioniert tadellos", betonte eine Sprecherin. Für den Arbeitsausstand dürften sich zahlreiche Teilnehmer freigenommen haben. Laut KAV sind nämlich heute von den 1.513 in den Gemeindespitälern zum Dienst eingeteilten Ärzten nur 446 nicht zur Arbeit erschienen.
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) ersuchte im APA-Gespräch die handelnden Personen, nicht weiter an der "Eskalationsschraube" zu drehen. Für Mittwoch, so betonte sie, habe der KAV erneut zu Gesprächen geladen. Allerdings: Schon am morgigen Dienstag wird in der Ärztekammer vom dort eingesetzten Aktions- und Streikkomitee über das weitere Vorgehen entschieden.