"Das italienische Rote Kreuz hat so gute Kapazitäten, dass es bis jetzt noch keinen Hilfsaufruf gestartet hat", sagte Katastrophenhelferin Andrea Reisinger am Mittwoch im Interview mit der Kleinen Zeitung. Die Situation in Mittelitlaien scheine vorerst unter Kontrolle.

Das Österreichsiche Rote Kreuz hat den italienischen Kollegen seine Hilfe und Unterstützung angeboten. In Inzersdorf gibt es ein Katastrophenhilfslager, "wir haben Familienzelte auf Lager, Hygienepakete... Wir hätten auch Experten auf Stand-by, die wir entsenden könnten. Es ist jedoch beim Internationalen Roten Kreuz so üblich, dass wir nur tätig werden, wenn wir von unseren Partnern einen Aufruf bekommen." Anderenfalls würde so ein Einsatz nur zu zusätzlichem Chaos führen.

"Wir haben mit den italienischen Kollegen ausgemacht, dass wir für sie Spenden entgegennehmen, das heißt wir haben einen Aufruf gestartet. Wenn jemand etwas tun möchte, dann wäre es am einfachsten, es in Form von Geldspenden zu machen".

Das Rote Kreuz rufe grundsätzlich bei solchen Katastrophen nicht zu Sachspenden auf, weil sie zum einen nicht angefordert werden, zum anderen wenig effizient seien. Auch die Sortierung und Verteilung sei sehr zeitaufwendig, so Reisinger. Außerdem machen Geldspenden eine längerfristige Unterstützung möglich.

Personal wird auch nur in Ausnahmefällen in Katastrophengebiete geschickt: "Normal geht man davon aus, wenn das Ausmaß der Katastrophe groß ist und die Kapazität vor Ort klein ist, gibt es einen internationalen Hilfsaufruf. Der geht einhand mit einer Personalentsendung oder Spezialeinheiten die wir auf Stand-by haben, Geldspenden oder Hilfsmittel aus dem Lager in Inzersdorf." Die personellen Kapazitäten dürften in dem Fall aber vor Ort vorhanden sein, meint die Katastrophenhelferin.

Euregio spendet eine Million Euro

Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino stellt eine Million Euro an Unterstützungsgeldern für Infrastruktur-Wiederaufbaumaßnahmen zur Verfügung, gab Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bekannt. Bei solchen Tragödien müsse man über die Grenzen hinweg noch näher zusammenrücken. Neben der finanziellen Unterstützung biete Tirol auch Hilfskräfte wie etwa Katastrophenhilfszüge mit Suchhunden und Schallortungsgeräten oder auch psychologisches Fachpersonal an, wenn diese von der betroffenen Region in Mittelitalien angefordert werden, so Platter. 

Am Mittwochnachmittag war ein Südtiroler Erkundungstrupp, zusammengesetzt aus vier Mitarbeitern der Agentur für Bevölkerungsschutz, des Hilfszuges des Weißen Kreuzes und der Berufsfeuerwehr Bozen in das Erdbebengebiet gestartet, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Zudem steht laut Südtiroler Medien in der Autonomen Provinz ein Hilfszug bereit, um auf Anfrage des Nationalen Zivilschutzes in das Katastrophengebiet zu fahren.

Spürhunde im Einsatz

Im Moment suchen Hundestaffeln und Helfer unermüdlich weiter nach Überlebenden des schweren Erdbebens. Die Suche der Spürhunde, vor allem in Amatrice, wird durch ständige Nachbeben erschwert. Doch inmitten des Chaos gibt es auch Lichtblicke: So zum Beispiel die Geschichte von Giorgia, die nach 16 Stunden lebend aus den Trümmern befreit worden ist.