Neun Männer, die in der Silvesternacht an der Vergewaltigung einer 28-jährigen Deutschen in Wien-Leopoldstadt beteiligt gewesen sein sollen, sind am Dienstag in Untersuchungshaft genommen worden. Die Iraker machten dabei keine Angaben vor dem Richter, sagte Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Nachdem sie am Wochenende festgenommen worden waren, hatten sie die Vorwürfe bestritten.
Flucht- und Tatbegehungsgefahr
Die Männer sitzen wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Alle neun wurden wegen Vergewaltigung angezeigt. Die polizeilichen Ermittlungen seien abgeschlossen, betonte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Welche der Beschuldigten unmittelbare Täter oder Beitragstäter waren, muss nun das Gericht klären. Die Kriminalisten stellten jedenfalls von vier Männern DNA-Spuren sicher.
Die neun Iraker, die in Österreich Asyl beantragt hatten, waren nach monatelangen Ermittlungen am Samstag und Sonntag in Wohnungen und Unterkünften in Wien, Niederösterreich und der Steiermark gefasst worden. Sie sind zwischen 21 und 47 Jahre alt, überwiegend aber unter 30. Die Männer sollen das stark alkoholisierte Opfer in die Wohnung eines 26-jährigen Beschuldigten in der Rustenschacherallee gebracht und dort nacheinander vergewaltigt haben.
Die deutsche Touristin hatte in der Silvesternacht in einer Bar beim Schwedenplatz ihre in Wien lebende Freundin aus den Augen verloren. Sie kam am 1. Jänner in der Früh in der fremden Wohnung zu sich und wurde von den ihr unbekannten Männern auf die Straße begleitet. Bereits kurz darauf erstattete sie Anzeige, dabei konnte sie sich nur schemenhaft an die Nacht und den Tatort erinnern.
Mit K.o-Tropfen betäubt?
Das Opfer vermutet, von den Tätern mit K.o-Tropfen betäubt worden zu sein. Die 28-Jährige habe das angegeben, nachdem sie ein "starkes Blackout" gehabt habe, sagte Eidenberger. K.o.-Tropfen konnten bei einer Blutuntersuchung am Neujahrstag jedoch nicht beziehungsweise nicht mehr nachgewiesen werden. Solche Mittel verflüchtigen sich schnell aus dem Blut und die Symptome sind denen einer Alkoholisierung oft ähnlich. Das Opfer hatte dem Vernehmen nach zum Tatzeitpunkt etwa zwei Promille.
Seit wann sich die festgenommenen Iraker in Österreich aufhalten, war noch Gegenstand von Erhebungen. Ein Verdächtiger wurde offenbar erst nach der Tat erstmals registriert, sein Fremdenpass datiert auf den 21. März 2016, wie die APA erfuhr. Bei einem Beschuldigten erfolgte der erste Eintrag ins Fremdenregister Ende Mai 2015. Zwei weitere erhielten ihren Fremdenpass Mitte September beziehungsweise Ende Oktober 2015. Bei einigen der Männer wurde der Asylstatus bereits anerkannt.
"Volle Härte des Rechtsstaates"
Das Bekanntwerden der schweren Straftat sorgte am Dienstag auch für politische Reaktionen. "Gewalt an Frauen wird nicht geduldet. Wer sich nicht daran hält, hat mit der vollen Härte des Rechtsstaates zu rechnen", betonte Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) in einer Aussendung. Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ) forderte, "die österreichischen Gesetze so anzupassen, dass straffällig gewordene Asylanten und Asylwerber sofort abgeschoben werden können." Es brauche "eine umfassende Sicherheitsoffensive in der Stadt", verlangte der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel ebenfalls in einer Aussendung.