Dass mehr als 80 Wiener Volksschulkinder bei einem Schulausflug Ende Juni im Bahnhof Leobendorf (Bezirk Korneuburg) trotz geschlossener Schrankenanlage über die Gleise gelotst wurden, hat nun ernste Konsequenzen: Der Wiener Stadtschulrat kündigte am Montag an, dass drei Pädagoginnen entlassen werden. Eine weitere muss sich einem Disziplinarverfahren stellen.
"Schwerwiegende Dienstpflichtverletzungen"
Der Vorfall hatte für großes Aufsehen gesorgt: Die Lehrkräfte sollen die Kinder aus der ersten bis vierten Schulstufe am 28. Juni über die Schienen geführt haben, um den Zug nach Wien nicht zu versäumen. Die Aktion verlief zwar glimpflich, doch nur wenig später soll ein Regionalzug den Bahnhof ohne Halten durchfahren haben, wie Zeugen berichteten.
Drei der begleitenden Pädagoginnen sollen nun wegen "schwerwiegender Dienstpflichtverletzungen" entlassen werden, gegen die vierte Lehrkraft wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Über die weitere Vorgangsweise werde nach Abschluss des Strafverfahrens entschieden, hieß es. Ermittelt wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung.
Die Pädagoginnen wurden "unmittelbar" nach Bekanntwerden des Vorfalls vorgeladen, hieß es in der Stellungnahme des Stadtschulrats. "Für Schulveranstaltungen, wie zum Beispiel Schulausflüge, gibt es für alle Schulen klare rechtliche Vorgaben", wurde betont. Wesentliche Aspekte dabei seien die Gewährleistung der körperlichen Sicherheit der Schüler sowie die Abwehr von Gefahren.
Hätten die Schüler die Schnellbahn versäumt, wäre dies vermutlich ohne Konsequenzen geblieben: Ausflüge in der Volksschule dürften zwar nur maximal fünf Stunden dauern, aber, so betonte man im Stadtschulrat: "Verspätungen sind selbstverständlich zu tolerieren."
Volksanwaltschaft hat sich eingeschaltet
Auch die Volksanwaltschaft hat sich inzwischen eingeschaltet. "Das Lehr-und Begleitpersonal hat für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu sorgen, hier dürfte das Gegenteil der Fall gewesen sein", wurde der Schritt begründet.
Der Elternverein der betroffenen Schule steht hingegen hinter den betroffenen Lehrerinnen. Man sei bereit, diesen das pädagogische Vertrauen entgegen zu bringen, "um unsere Kinder weiterhin zu unterrichten und zu betreuen", hieß es am Montag in einer Aussendung: "Wir sind überzeugt, dass es sich bei diesem Vorfall um ein einmaliges Fehlverhalten gehandelt hat." Man kenne die Pädagoginnen als "verantwortungsbewusste, hervorragende Lehrerinnen". Der Elternverein appellierte, dies bei der weiteren Vorgangsweise zu berücksichtigen.