Nach mehr als 220.000 Versuchstieren 2008 ist die Zahl der Tierversuche bis 2012 mit 184.610 Tieren kontinuierlich gesunken. Seither steigt diese Zahl aber aufgrund von Änderungen in der Erfassung im neuen Tierversuchsgesetz (TVG) 2012 wieder an. Das neue TVG sieht vor, dass Tierversuche in vier Schweregrade eingeteilt werden.
Schweregrad "gering" bis "schwer"
Als Schweregrad eins ("keine Wiederherstellung der Lebensfunktion") stuft das Gesetz sogenannte Terminalversuche ein. Diese werden gänzlich unter Vollnarkose durchgeführt, aus der das Tier nicht mehr erwacht. 2015 wurden 3,9 Prozent aller Tierversuche (8.782 Tiere gegenüber 2014 mit 5.078) so bewertet.
Mit dem Schweregrad "gering" wurden 136.602 der im Vorjahr durchgeführten Tierversuche eingestuft, das sind 60,1 Prozent aller Tierversuche aus dem Jahr 2015. 2014 waren es 119.545. Definiert wird dieser Schweregrad mit "kurzfristig geringen Schmerzen, Leiden oder Ängsten" oder Versuche ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere, beispielsweise Ohr- oder Schwanzspitzenbiopsien.
Bei etwa einem Viertel der Tierversuche - 24,2 Prozent bzw. 54.896 Tiere - wurde der Schweregrad "mittel" genannt. Das sind Versuche, die "kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen" verursachen, etwa bei chirurgischen Eingriffen unter Narkose mit mittelschweren postoperativen Schmerzen. Im Jahr 2014 wurden 63.058 derartige Tierversuche verzeichnet.
Etwa jeder achte Tierversuch - das sind 11,9 Prozent bzw. 27.037 Tiere gegenüber 21.502 im Jahr 2014 - wurde als "schwer" eingestuft. Das bedeutet "starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste". Konkrete Beispiel dafür sind etwa Verpflanzungen artfremder Gewebe (sogenannte Xenotransplantationen) oder die vollständige Isolierung geselliger Tiere über einen längeren Zeitraum.
Tierschützer üben Kritik
Die meisten verwendeten Tiere waren Mäuse (187.413), Kaninchen (15.910), Zebrafische (9411), Ratten (5162), Meerschweinchen (1858), Schweine (1762) und Haushühner (1623).
Tierschützer kritisieren die steigende Zahl an Tierversuchen: Mit den aktuellen Zahlen sei man "von der seit Jahrzehnten versprochenen Reduzierung der Versuchstiere meilenweit und von der Abschaffung des Tierversuches Lichtjahre entfernt", so Gerda Matias, Präsidentin des Internationalen Bundes der Tierversuchsgegner (IBT). Eine so hohe Anzahl von Versuchstieren habe man zuletzt im Jahr 1994 verzeichnet. Zurückzuführen sei dies auf die "laschen gesetzlichen Regelungen", die nicht das Potenzial hätten, einen einzigen Tierversuch zu vermeiden.