Ein dreijähriger Bub ist am Freitag im Hochwasser in Vorarlberg ertrunken. Das Kind rutschte in Rankweil (Bez. Feldkirch) aus, stürzte in den Hochwasser führenden Nafla-Bach und wurde mitgerissen. Zwar konnte der Dreijährige nach etwa drei Kilometern aus dem Wasser gezogen und wiederbelebt werden, später verstarb er aber im Spital.

Das Kind war gemeinsam mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern unterwegs, als es laut Polizei gegen 13.00 Uhr auf Höhe des Gasthauses "Stern" in die Nafla stürzte. Sofort riss der Bach den Dreijährigen mit. Ohne Zeitverlust wurden die Einsatzkräfte verständigt, in Feldkirch-Altenstadt gelang es einem Polizisten, den bewusstlosen Buben mit einem Sprung in die Nafla aus dem Wasser zu bergen. Das Kind wurde erfolgreich reanimiert und mit dem Hubschrauber ins LKH Feldkirch geflogen, wo es aber gegen 14.00 Uhr den Kampf um sein Leben verlor.

Starke Regenfälle hatten in der Nacht auf Freitag in Vorarlberg die Pegelstände der Flüsse und des Bodensees stark in die Höhe getrieben. Innerhalb von 24 Stunden waren in weiten Teilen des Landes zwischen 50 und 60 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Der Rhein trat über die inneren Schutzdämme und ergoss sich in das ihm zugestandene Überschwemmungsgebiet. Während der Fluss in Feldkirch sogar die Marke eines zehn- bis 30-jährlichen Hochwassers erreichte, blieb es in Lustenau bei einem fünf- bis zehnjährlichen Hochwasserereignis (Abfluss um 9.00 Uhr: 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde).

Entspannung

Da der Rhein der größte Wasserzubringer des Bodensees ist, legte auch das "Schwäbische Meer" stark zu, nämlich um 17 Zentimeter über Nacht. Schon am frühen Vormittag wurde der Hochwasser-Meldewert überschritten.

Nachdem der Regen in den Morgenstunden aufgehört hatte, entspannte sich die Situation am Rhein bis Mittag deutlich. Um 14.00 Uhr war der Rhein sowohl in Feldkirch als auch in Lustenau wieder auf dem Niveau eines ein- bis fünfjährlichen Hochwassers angelangt. Der Abflusswert in Lustenau lag bei etwa 1.700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, um 15.00 Uhr bei 1.530 Kubikmeter. Die äußeren Schutzdämme des Rheins sind auf ein 100-jährliches Hochwasser (3.100 Kubikmeter) ausgelegt.

Der Bodensee hingegen legte weiter zu. Nachdem am Vormittag ein Pegelstand von 482 Zentimeter gemeldet worden war, waren es am Nachmittag 494 Zentimeter. Damit stieg der See seit Donnerstag um 29 Zentimeter an. Ein Pegelstand von 460 Zentimeter entspricht einem zweijährlichen Hochwasser, bei 512 Zentimeter wäre ein zehnjährliches Hochwasserereignis erreicht. Laut Prognose der Bodensee-Wasserstandsinformation könnte dieser Wert am Sonntagmittag überschritten werden und der Pegel bis Montag bei 520 Zentimeter stehen.

Laut Thomas Blank, dem Vorstand der Wasserwirtschaftsabteilung im Amt der Vorarlberger Landesregierung, war dies aber kein Grund zur Sorge. "Die Situation ist nach den derzeitigen Prognosen nicht bedrohlich. Wir erwarten keine Überschwemmung des Siedlungsgebiets", sagte Blank gegenüber der APA. Nach dem Hochwasser von 1999 mit Werten von über 550 Zentimeter wurden laut Blank Schutzeinrichtungen und Pumpwerke installiert, die das gesamte Vorarlberger Bodenseeufer vor einem 100-jährlichen Hochwasser schützen. "Davon sind wir weit entfernt", so Blank.

Einsatz-Flut

Die Feuerwehren mussten am frühen Vormittag über 50 Mal ausrücken, betroffen war insbesondere der Bezirk Feldkirch. Größtenteils galt es vollgelaufene Keller auszupumpen oder verklauste Bäche freizulegen. "Es sind keine größeren Schäden entstanden", hieß es seitens der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle. Gegen 6.00 Uhr musste die Feuerwehr außerdem vier Kälber retten, die am Koblacher Kanal zwischen Lustenau und Dornbirn auf einer überfluteten Wiese standen, aus der sie ohne Hilfe nicht mehr herauskamen.