Insgesamt wurden 80 Proben im gesamten Görtschitztal gezogen, die ersten 23 Ergebnisse liegen laut List bereits vor. "Sämtliche Proben wurden von einem renommierten Bundesanalyseinstitut gegengeprüft. Wir haben also mit Sicherheit die richtigen Zahlen", so List. Diese würden nach wie vor eine hohe HCB-Belastung im Umkreis des Wietersdorfer Zementwerks ausweisen - ganz anders als die vom Land Kärnten präsentierten Messergebnisse. So habe eine Messung des Landes in einem Garten eine Belastung von 0,54 Mikrogramm Hexachlorbenzol ergeben, die Messung im Auftrag von List im selben Garten ergab einen Wert von 2,7 Mikrogramm.
List vermutet, dass Unterschiede bei der Probenziehung zu den verschiedenen Ergebnissen geführt hätten: "Uns liegen Augenzeugenberichte vor, laut denen das Land Proben aus einer Bodentiefe von 20 Zentimetern entnommen hat. Das geht aber an der Realität vorbei, wir haben die Proben direkt an der obersten Schicht entnommen, wie es laut Ö-Norm vorgesehen ist", sagte der Anwalt. Holub wies den impliziten Vorwurf, das Land hätte nicht korrekt gearbeitet, auf APA-Anfrage zurück: "Ich lasse mir nicht unterstellen, dass wir irgendetwas verschleiern, transparenter als wir es machen, geht es gar nicht." Seit die Blaukalkverbrennung im Zementwerk gestoppt worden ist, habe es keinen HCB-Eintrag aus der Luft mehr gegeben. Holub betonte: "Das Görtschitztal wird jeden Tag sauberer, und daran kann auch der Herr Rechtsanwalt nichts ändern."
Neben Wiesen und Weiden wurden Waldböden beprobt - auch hier ergaben sich hohe HCB-Werte, sagte der Sachverständige Christian Tomiczek: "HCB wurde ja als Fungizid eingesetzt - das heißt, es kann auch das Pilzgeflecht im Waldboden schädigen." Besonders drastisch könnte diese Schädigung für den Wald sein, wenn die sogenannten Mykorrhiza-Pilze betroffen sind: Dadurch, dass dieses Pilzsystem mit den Feinwurzeln von Bäumen in Kontakt ist, könnte das HCB also über Umwege Bäume schädigen.
Tomiczek sagte, er habe auch Feinwurzeln aus dem Boden im Görtschitztal entnommen: "Dabei habe ich gesehen, dass die Mykorrhiza-Pilze entweder schon geschädigt sind oder dabei sind, geschädigt zu werden. Das kann zwar auch andere Ursachen als das HCB haben, aber ein Zusammenhang ist augenscheinlich." Die Folgen einer solchen Schädigung für den Baum: Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen funktioniert nicht mehr so gut, wenn das Myzel geschädigt ist.
List hat nun zwei Klagen gegen die Wietersdorfer & Peggauer Zement GmbH, die Donau Chemie AG sowie gegen die Republik Österreich in Vorbereitung: Eine betrifft die befürchteten Waldschäden und soll in zwei bis drei Wochen eingebracht werden, die zweite ist eine Sammelklage und soll im Sommer folgen. List bezeichnete die Klagssumme mit insgesamt 150 Millionen Euro - die Klage werde er "im Namen von 1.000 Personen" einbringen.