Erst am Donnerstag sind bei Unfällen an Bahnübergängen drei Menschen verletzt worden. Eine Fußgängerin wurde im Bezirk Eferding von einer Linzer Lokalbahn erfasst und schwer verletzt, im Lavanttal übersah ein Autolenker einen Güterzug, Vater und Sohn wurden beim Zusammenprall verletzt. Im Vorjahr gab es in Österreich insgesamt 124 Zusammenstöße auf Eisenbahnkreuzungen, 21 Menschen wurden getötet.
Anlässlich des Tags für mehr Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen - "International Level Crossing Awareness Day" - am 10. Juni haben Experten bei einer Pressekonferenz in Wien Tipps für das richtige Verhalten gegeben. Österreichweit gibt es rund 3.400 Bahnübergänge, davon ist die Mehrheit mit 1.800 nicht technisch - also mit Schranken oder einer Ampel - gesichert, sondern mit einem Andreaskreuz. Von den 124 Unfällen im Vorjahr passierten fast 60 Prozent an technisch nicht gesicherten Übergängen. Dabei könnten Unfälle an den Bahnübergängen leicht vermieden werden, viele passieren aufgrund von "Leichtfertigkeit und Ablenkung", sagte Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ).
Das ergaben auch Tiefeninterviews des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). Insbesondere "Gewohnheit macht blind", warnte KFV-Direktor Othmar Thann. Gerade ortsansässige Personen, die täglich Eisenbahnkreuzungen queren, sind besonders gefährdet. Änderungen im Fahrplan oder zusätzliche Güterzüge können hier fatale Folgen haben. Und: "Verursacht werden die Unfälle zum größten Teil von den Straßenverkehrsteilnehmern selbst", sagte Thann.
Halten sich Autofahrer an die Verkehrsregeln, kann es eigentlich zu keinen gefährlichen Situationen kommen. Sollten Lenker dennoch vom sich schließenden Schranken eingesperrt werden, hilft nur eines: Gas geben und den Schranken durchbrechen, rieten die Experten. Alle Schrankenbäume sind so konstruiert, dass das auch mit einem Kleinwagen möglich ist, manchmal kann das Auto den Schranken auch hochdrücken. "Bei Motorrädern und Mopeds funktioniert das Durchbrechen nicht", warnte ÖBB-Vorstand Franz Seiser.
Der ÖAMTC hat im Mai 1.000 Autolenker zu ihrem Verhalten an Eisenbahnkreuzungen gefragt. "Nur jeder fünfte zwischen Schranken eingesperrte Autofahrer würde versuchen, diese mit dem Fahrzeug zu durchbrechen", sagte Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des ÖAMTC. Vielmehr hätten 75 Prozent angegeben, dass sie eher das Fahrzeug verlassen würden. Denn nur ein Drittel der Befragten weiß, dass Schranken leicht verformbar sind, sagte Schmerold. Es gibt eine "psychologische Barriere", konstatierte Seiser. Bisher wurden die Schranken in solchen Notfällen auch "kaum durchbrochen". Das soll sich nun ändern: Seit Freitag wird etwa in allen Kinos ein Eisenbahnkreuzungs-Crash-Video gezeigt. Dieser Spot soll aufrütteln, er wird eine Woche laufen.
Bei der Umfrage hielten übrigens 90 Prozent Schrankenanlagen für am ehesten geeignet, 50 Prozent sprachen sich für Ampelanlagen aus. Und nur elf Prozent sehen das Andreaskreuz als geeignete Sicherheitseinrichtung, sagte Schmerold. Umrüstungen sind jedoch sehr teuer - Lichtanlagen kosten rund 150.000 Euro, Vollschranken bis zu 500.000 Euro, sagte Seiser. Jährlich werden von den ÖBB 25 Millionen Euro in die Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen investiert. "Die sicherste Eisenbahnkreuzung ist die, die nicht da ist", konstatierte Leichtfried. Österreich hat europaweit nach wie vor die meisten Bahnübergänge. Dabei wurden sie in den Vergangenen zehn Jahren bereits von rund 6.000 auf eben 3.400 reduziert.