Der Täter geriet gegen 3.00 Uhr auf dem Parkplatz des Konzertgeländes in einen heftigen Streit mit einer Frau. Als die Auseinandersetzung eskalierte, holte der Mann aus seinem Fahrzeug eine Langwaffe, begab sich auf das Konzertgelände und eröffnete das Feuer. Nach Angaben von Polizei-Sprecherin Susanne Dilp gegenüber der APA hielten sich zur Tatzeit etwa 150 Besucher beim Festival auf. Das Konzert wurde von einem Motorradklub organisiert, das Publikum beschränkte sich aber nicht nur auf Motorradfans.
Ersthelfer begannen am Tatort sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen, dennoch kam für zwei der Konzertbesucher jede Hilfe zu spät. Von den elf verletzten Personen - sie wurden auf die umliegenden Krankenhäuser aufgeteilt - befand sich Sonntagmittag zumindest eine weitere in Lebensgefahr. Die Verletzten hatten sowohl Steckschüsse als auch Durchschüsse erlitten. Bei den zwei Getöten handelte sich nach Angaben der Polizei um zwei Männer im Alter von 48 und 33 Jahren, die aus der Region stammten. Zwei der Verletzten konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen.
Nach den Schüssen des 27-jährigen Mannes sei eine Massenpanik ausgebrochen. Viele der Festgäste seien in angrenzende Wiesen und Wälder und sogar auf die Autobahn geflohen, schilderte Nenzings Bürgermeister Florian Kasseroler (FPÖ) die dramatischen Ereignisse aus der Tatnacht. Die Betroffenheit in der 6.200 Einwohner-Gemeinde sei riesengroß, so das Gemeindeoberhaupt.
Der Bürgermeister sprach gegenüber der APA von einem "traditionell friedlichen Fest, das von vielen Jugendlichen besucht wird". Seinen Informationen zufolge - die auf einer Einschätzung eines waffenkundigen Festbesuchers beruhten und nicht gesichert waren - dürfte der Täter zwischen 30 und 40 Schüssen abgegeben haben. "Es war offenbar eine Beziehungstat. Aber da muss viel zusammenkommen, dass eine solche Reaktion erfolgt", sagte Kasseroler.
Auch wenn es zu früh ist, über eindeutige Motive für den Amoklauf zu spekulieren, wollte der Mann mit seiner Tat wohl "ein möglichst großes Zeichen setzen". Amokläufern gehe es bei ihren Gewaltdelikten "um alles", sagte Psychologe Cornel Binder-Krieglstein zur APA. Der eigene Selbstmord wird dabei oft miteingeplant.
"Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Täter handelt im Affekt oder die Tat war geplant", sagte Binder-Krieglstein. Besonders Aufsehen erregende Amokläufe wie etwa bei der Premiere eines "Batman"-Films, bei der ein 24-Jähriger in einem Kino der Stadt Aurora bei Denver (Colorado) zwölf Menschen getötet hat, haben oft eine lange Vorgeschichte. Hier können auch psychische Erkrankungen eine Rolle spielen.
Grundsätzlich gehen Amokläufen subjektiv erlebte Kränkungen hervor. Die Täter fühlen sich gedemütigt, bis schließlich "eine Grenze überschritten wird und die Hemmschwelle fällt", sagte der Psychologe.
Auch der Amoklauf in Nenzing dürfte nicht aus dem Nichts gekommen sein. Ungewiss ist aber, ob der Täter im Affekt gehandelt hat. Bisher gibt es noch keine Informationen darüber, ob der Verdächtige die Waffe stets in seinem Auto hatte oder speziell zu dem Treffen mitgenommen hat. Besonders nach Taten, die im Affekt begangen werden, folgen Diskussionen um den privaten Besitz von Waffen.
Dass die Lebensgefährtin unverletzt blieb, ist für Binder-Krieglstein nicht überraschend. "Es ging ihm darum, ein möglichst großes Zeichen nach Außen zu setzen, das seiner inneren Kränkung entspricht", meinte der Psychologe. Der Selbstmord ist da nur folgerichtig: "Es ging ihm um alles".