Der Ex-Besitzer einer Bilderrahmenfirma in Salzburg steht im Verdacht, zwölf Bilder einer Salzburger Privatstiftung im Wert von über 300.000 Euro von 2003 bis 2014 veruntreut zu haben. Laut Polizei verkaufte der 54-Jährige die Originale an internationale Galerien und Kunsthändler. Ein Bild von Picasso mit einem Versicherungswert von 218.018 Euro soll er über ein Aktionshaus versteigert haben.
Nur teilweise geständig
Der Salzburger wurde auf freiem Fuß angezeigt. Er zeigte sich gegenüber den Ermittlern nur zum Teil geständig und meinte, ein Teil der Bilder sei bei Einbrüchen gestohlen worden. Als Motiv nannte er "Schutzgelderpressungen einer südländischen Organisation", wie die Landespolizeidirektion Salzburg am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte. Tatsächlich soll sich der Salzburger mit dem Verkaufserlös seinen Lebensunterhalt finanziert haben.
Zwei weitere Fälle betrafen im Jahr 2014 eine Privatperson aus Salzburg, die zwei Bilder im Geschäft des 54-Jährigen in der Stadt Salzburg rahmen ließ und statt der Originale zwei Farbkopien zurückbekam. "Als die Person ihn darauf ansprach, händigte er ihm die Originale aus. In diesen zwei Fällen handelt es sich daher um einen Versuch", schilderte Christian Voggenberger vom Landeskriminalamt der APA. Der Betroffene habe diesen Schwindel einem befreundeten Polizisten erzählt, danach seien Ermittlungen aufgenommen worden.
Verdacht geschöpft
Im Fall der Privatstiftung schöpfte ein Kunstbetreuer der Stiftung Verdacht, als er 2014 eine Bestandserhebung der Kunstwerke vornahm. Dabei stellte sich heraus, dass elf Bilder fehlten und das 50 mal 64 Zentimeter große Bild von Picasso aus dem "Corrida"-Zyklus aus dem Jahr 1957, Tusche auf Papier, nur eine Kopie war. Die Stiftung erstattete Anzeige.
Die Privatstiftung hatte dem Salzburger die Bilder zur konservierenden Rahmung überlassen. Es handelt sich um Werke anerkannter Künstler wie Jean Dubuffet und Jürgen Messensee. "Die Stiftung bekam nur den kopierten Picasso zurück", sagte Voggenberger. Mit bloßem Auge sei nicht erkennbar gewesen, dass es sich um professionelle Farbkopien handelte. Recherchen der Polizei ergaben, dass der damalige Besitzer der Bilderrahmenfirma das Bild am 4. Juni 2007 über ein internationales Auktionshaus versteigern ließ. Dies sei anhand von Verkaufskatalogen belegbar, erläuterte der Kriminalpolizist.
Die anderen Bilder der Stiftung sollen über Kunsthäuser in Wien und München mit gefälschten Provenienzen verkauft worden sein. Im Sommer 2015 führte die Polizei bei dem Verdächtigen eine Hausdurchsuchung durch. Dabei wurden Unterlagen sichergestellt. Bei zahlreichen Bildern würden Beweise für die Verkäufe vorliegen, erklärte Voggenberger. "Bei zwei Bildern fehlt allerdings ein Nachweis, wohin sie gegangen sind. Vielleicht wurden sie privat veräußert." Die Werke stammen offenbar von Fritz Fröhlich und Hans Joachim Breustedt.
Wenig Chance auf Restitution
Ob die Bilder von den Käufern wieder an die Stiftung zurückgegeben werden müssen, ist laut Polizei fraglich. Dies könne über den Zivilrechtsweg erfolgen. Der ursprüngliche Besitzer dürfte aber wenig Chancen auf Restitution haben, meinte Voggenberger. Werde ein Bild offiziell bei einer Galerie gekauft, handle es sich um einen "gutgläubigen Erwerb".
Der Beschuldigte hat die Privatstiftung den Ermittlungen zufolge über Jahre hinweg betreut. Offenbar wurde das Fehlen der Bilder, die der 54-Jährige zum Teil auch in seinem Geschäft aufgehängt haben soll, zunächst gar nicht bemerkt. Als die Stiftung schließlich ihre Kunstwerke zurückforderte, gab der Salzburger an, die Bilder seien bei Einbrüchen in den Jahren 2004 und 2005 gestohlen worden. Nach den Einbrüchen meldete er der Versicherung rund 30 gestohlene Bilder, die meisten im Wert zwischen 200 Euro und 300 Euro. "Es sind aber nicht alle gestohlen worden", erklärte Voggenberger. "Er gab an, dass sich unter den gestohlenen Bildern zum Teil auch jene der Privatstiftung befanden."
Das Geschäft des Salzburgers wurde im Jahr 2015 geschlossen. Das Landeskriminalamt hat nun einen Abschlussbericht über die Causa an die Staatsanwaltschaft Salzburg übermittelt. Laut Voggenberger könne es durchaus sein, dass es noch mehr Geschädigte gibt, die kopierte Bilder zu Hause haben.